Facebook-Spielregeln: Sicherheit im geborgten Netz

Mark Zuckerberg kam auf die Idee, neue Facebook-Spielregeln anzukündigen. Damit reagiert der Netzwerk-Riese auf die Entwicklungen anno 2018. Obwohl der frühere Misantroph so tut, als würde der Gigant mal etwas für die Nutzer tun, darf der geneigte Beobachter die gefühlte Freiwilligkeit arg bezweifeln. Es geht nur darum, die Nutzer bei der Stange zu halten und irgendwie nicht noch mehr zu verlieren. Deshalb die neuen Facebook-Spielregeln.

Nehmt Facebook nicht so wichtig

Ich hatte mal vor einiger Zeit eine Facebook-Fanpage. Diese hatte ich dann aber irgendwann wieder eingestellt. Einerseits hatte ich nicht die Zeit dazu, mich darum zu kümmern. Andererseits wurde die von Facebook gut versteckt und kam nur zum Vorschein, wenn ich einen Beitrag beworben hatte. Und letzten Endes hatte Facebook diese Fanpages eh irgendwann abgewertet.

Naja, und irgendwann hatte ich mal vermeldet, dass ich meine Aktivitäten in den sozialen Netzwerken generell reduzieren wollte. Ich denke, das ist ein reiner Prozess der Bereinigung und Entschleunigung. Ich denke mir immer, dass man Facebook nicht so wichtig nehmen sollte. Es ist und bleibt einfach ein geborgtes Netz, es ist nicht das Internet.

Zu beiden Entscheidungen von mir erhielt ich Rückfragen: Zur Fanpage wurde ich gefragt, ob es denn wenigstens auf dem „normalen Profil“ weiterginge, da man ja sonst nichts mehr mitbekäme. Zum Zurückfahren meiner Aktivitäten erhielt ich den Kommentar, dass das schade wäre und man meine Artikel vermissen würde.

Beidem kann man aber abhelfen. Niemand sollte sich von Facebook derart abhängig machen, dass man gar nicht mehr weiß, wie man an seine Informationen gelangt. Wem das so geht, könnte vor neuen Facebook-Spielregeln zusammenzucken. Und deshalb müssen wir uns mal die Sache kurz anschauen.

Neue Facebook-Spielregeln: Das Versprechen, das keins ist

Mark Zuckerberg verkündete, dass man zukünftig vor allem die Privatsphäre und die Sicherheit der Nutzer im Fokus haben wolle. Wenn die Messenger-Dienste der Plattformen Facebook, WhatsApp und Instagram fusionieren, muss man dem Versprechen mehr Nachdruck verleihen. Welchem Geschäftsmodell das entsprechen soll, bleibt dabei völlig unklar.

Denn man will zukünftig die Chats Ende-zu-Ende verschlüsseln. Nachrichten und Posts sollen künftig ein Ablaufdatum erhalten können. Außerdem will Facebook keine Rechenzentren mehr in Staaten mit fragwürdigen Regimen betreiben. Das Problem ist halt die Frage, wie nachhaltig das Alles ist. Denn Facebook muss Geld verdienen. Und das tun sie mit der Vermarktung von Nutzern.

Wenn nun aber die Chats nicht mehr ausgewertet werden können, weil sie verschlüsselt sind, macht sich Facebook zum Teil blind und kann die Nutzer schlechter vermarkten und wird damit weniger Umsatz machen. Der Konzern muss sich also etwas einfallen lassen, wie man weiterhin profitabel sein will. Und am Ende wirkt alles wie ein Versprechen, das keins ist.

Warum wir skeptisch sein sollten

Neue Facebook-Spielregeln hin oder her, es gibt genügend Grund zur Skepsis. So war mal ein Versprechen von Facebook, die einzelnen Dienste eigenständig zu belassen. Genau das Gegenteil passiert mit der Fusion der Messenger. Ebenso versprach Zuckerberg in der Vergangenheit, dass WhatsApp werbefrei bleiben soll, was auch obsolet ist, nachdem im Status-Bereich Werbung angezeigt werden soll.

Das gesamte Facebook-Konstrukt wird immer wieder von Lügen und gebrochenen Versprechen begleitet. So wird eben auch bei Facebook die Mobilfunk-Nummer, die man zur Zwei-Faktor-Authentifizierung hinterlegen soll, für Werbezwecke missbraucht. Und diese Handynummer kann über die Suchfunktion gefunden werden.

All das wäre zwar schlimm, aber kein Weltuntergang. Ein riesiges Problem wird das Alles, wenn man mitbekommt, dass die Nummer selbst dann gefunden wird, wenn sie von den Nutzern im Profil ausgeblendet wird. Das heißt doch unterm Strich, dass dem Betreiber die eigenen Versprechungen vollkommen egal sind.

Und genau deshalb darf man getrost skeptisch sein, was die neuen Facebook-Spielregeln betrifft. Facebook tut zwar so, als sei es auf dem besten Weg, das heimelig anmutende Internet-Wohnzimmer zu werden. Am Ende bleibt es ja doch ein börsennotierter Konzern mit einem höchst fragwürdigen Geschäftsmodell. Wie auch immer: Sozial ist der Riese auf gar keinen Fall.

Entschleunigung als Lösung

Jetzt könnte man sagen, dass man einfach mal etwas haushalten soll mit seinen Daten. Ich glaube, das machen sogar viele Nutzer von Facebook. Denn es wurde vor kurzem irgendwo bekannt gegeben, dass die Anzahl der täglich abgesendeten Posts bei Facebook stark abgenommen habe. Und überhaupt soll die Nutzerzahl zurückgegangen sein.

Am Ende bleibt aber die Erkenntnis, dass einfach nur „weniger posten“ nicht die Lösung sein kann. Man kann Facebook einfach nicht über den Weg trauen. Man kann es drehen und wenden, wie man will. Und deshalb kann man Facebook eigentlich nur das Vertrauen entziehen und müsste seine Profile bei allen Diensten des Konzerns löschen.

Aber selbst dann bleibt ein Restrisiko. Wir denken an die unzähligen Schattenprofile? Der Gigant könnte also von Ihnen wissen und im Hintergrund ein Profil angelegt haben, selbst wenn Sie nie etwas mit Facebook zu tun hatten. Und das nur, weil Sie zufällig mit jemandem mit Facebook-Profil und Facebook-App in Kontakt stehen.

Insofern taugen die neuen Facebook-Spielregeln auch nicht viel. Sie sind gut gemeint, keine Frage. Aber sie kommen wegen der letzten Daten-Skandale. Und: Sie dürften im Verständnis vieler Nutzer eigentlich selbstverständlich sein. Facebook macht ein riesiges Aufsehen deswegen. Aber es wird nicht viel dahinter sein.

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