Follower kaufen? Kommen immernoch Leute auf die Idee?

Vielleicht bin ich ja altmodisch. Jedenfalls habe ich nicht mitbekommen, wann das anfing, dass man sich Follower gekauft hat. Aber hört das nicht auf? War das Ding nicht irgendwann mal zu Ende, dass man irgendwo Geld rein gesteckt hatte, und plötzlich hatte man einen ganzen Sack voll Leuten mehr, die dem Tun auf dem Kanal gefolgt sind? Ich dachte, das wäre irgendwie out, weil so viele dabei drauf gezahlt haben und die sozialen Netzwerke ja auch nicht blöd sind. Aber offenbar muss man das Thema nach wie vor ansprechen. Vor allem, wenn das Wort „Influencer“ dabei fällt.

Influencer sind Einflussnehmer, das ist klar. Das sind also Leute, die Einfluss darauf nehmen, was im Internet hip oder cool zu sein hat. Ich folge so ein paar Leuten via Twitter. Ich weiß, dass denen andächtig eine Gemeinde folgt und stumpf „Ja“ murmelnd alles abkauft, was sie so sagen. Das Ganze drechseln diese Influencer noch in wohlfeile Worte, und schon ist der Herdentrieb angesagt. Nur: Ich nenne die nicht „Influencer“. Ich nenne diese Leute „Durchblicker“.

Ich traue denen, den ich da folge, zwar nicht zu, dass die sich eine ganze Gefolgschaft zusammen gekauft haben. Aber im Großen und Ganzen sind das die, auf die es zutrifft, was man immer so liest. „Influencer“ scheinen zu denken, dass sie noch mehr erreichen können und sie noch schöner und stärker und sonstwas werden, wenn sie Kamelle ans Volk verteilen Follower kaufen. Wozu? Um noch mehr Follower zu haben? Und vielleicht noch einen bezahlten Auftritt bei einer der vielsagend klingenden Podiumsdiskussionen zu bekommen? Ich weiß es nicht.

Jedenfalls wird davor gewarnt, dass gekaufte Follower ganze Kampagnen ruinieren können. Aber das können wir uns doch eigentlich selbst denken, oder? Ich meine, wenn ich irgendwo etwas bezahle, nur um auf einem Kanal in einem sozialen Netzwerk mehr Accounts als Abonnenten zu haben, bescheiße ich doch das soziale Netzwerk, oder? Irgendwann kommt das dann ja doch dahinter. Und dann? Es soll großartige Löschaktionen geben. Klar, Fake braucht niemand. Und diese gekauften Follower sind meistens mit Fake Accounts verbunden.

Nee, das ist mir zu schmierig. Ich meine, es muss doch möglich sein, mit ehrlicher Arbeit Leute für sich begeistern zu können. Dazu muss man kein Geld ausgeben, sondern hauptsächlich authentisch sein. Ich hatte mal eine Kampagne auf Facebook für meine Facebook-Seite, die mir Facebook gesponsert hatte. Nun gut, ich hatte das mal ausprobiert. Aber außer Nutzer aus dem arabischen, afrikanischen oder asiatischen Raum waren nicht wirklich echte Personen dabei. Und die von weiter her, die hatten in ihren Profilen nicht ein Wort der deutschen Sprache. Wie sollen die also verstehen, was ich so von mir gebe?

Daher habe ich mir gesagt, dass ich lieber ehrlich wachsen will. Ich habe um die 120 Abonnenten. So viele hatte ich nie erwartet. Ich muss mir den Ruhm nicht einkaufen. Und am Ende steht doch immernoch die Qualität vor der Quantität. Klar, wenn da eine Null mehr vorhanden wäre, wäre ich wahrscheinlich wichtiger. Wer weiß das schon? Aber ich bin doch gar nicht wichtig. Das bin ich nie gewesen. Was soll ich dann also mit so etwas? Und ich kann mir nicht vorstellen, dass das bei anderen besser funktioniert als bei mir.

Was die Influencer, Durchblicker, sonstwen betrifft, so sollen sie mal machen. Es sind immer schon Leute hart gelandet, wenn sie versucht haben, irgendwen übers Ohr zu hauen. Wer sich seine Follower kaufen muss, der macht mit seinen Inhalten irgendwas verkehrt. Das ist das Gleiche wie mit den ganzen Bloggern, die irgendwelche Suchmaschinen-Beeinflusser dafür bezahlen, etwas weiter oben in den Suchergebnissen aufzukreuzen. So wichtig ist niemand, dass das gemacht werden muss. Aber das muss jeder mit sich selbst ausmachen.

Ich dachte jedenfalls, irgendwann wurde es für beendet erklärt, dass man sich Follower kaufen muss. Ich dachte, dass man es mit Ehrlichkeit und Authentizität versucht. Aber das ist viel zu schwierig. Dann doch lieber 1000 Follower und als Geschenk einpacken. Na, macht mal.

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