Journalismus: Bezahlschranken helfen nicht weiter

Irgendwann war mal die Rede von einer „Kultur-Flatrate“. Davon ist nichts mehr übrig. Stattdessen verschwindet der Journalismus hinter Bezahlschranken. Die Paywalls verhindern den Zugang zu Nachrichten, wenn man nicht dafür bezahlen will. Damit kommt dann ein hübsches Sümmchen zustande. „Journalismus hat eben seinen Preis“, heißt es dazu. Aber wie kann man den denn attraktiver gestalten?

Journalismus: Gefangen in der Vergangenheit

Wenn Menschen, die mit dem Journalismus arbeiten, behaupten, Journalismus müsse Geld kosten, denken sie vermutlich an Abonnements. Dabei ist doch der ganze mit dem bedruckten Papier längst vorbei. Ich habe es so oft schon geschrieben, dass es der Journalismus – oder vielmehr die Verlage – verpasst hat, ein taugliches Geschäftsmodell zu entwickeln. Stattdessen wird nach dem Leistungsschutzrecht geplärrt, was ja zu nichts führt.

Und wir sehen Angebote der Medienhäuser, bei denen einem schwarz vor Augen werden könnte. Weltweit erscheinende Zeitungen haben Online-Angebote für ein paar Euro im Monat. Die deutsche „Qualitäts-Presse“ ruft für ihre Online-Angebote ungefähr das Zehnfache auf. Warum funktioniert dann wohl das mit den Abos nur mehr schlecht als recht? Aber Journalismus ist halt Qualitätsarbeit, und die kostet nun einmal Geld.

Das mag ja alles sein. Aber wieso sind andere Anbieter so viel günstiger? Und wenn ich so die ganzen Angebote zusammennehme, würde dann am Ende schon ein formidabler dreistelliger Betrag zusammen kommen. Und das jeden Tag. Das ist zu viel. Wenn dann halt die Unternehmen mit dem Journalismus alles hinter Bezahlschranken stecken, dann sollen sie meinetwegen daran ersticken. Sie lösen so kein einziges ihrer Probleme.

Wie kann man denn Journalismus attraktiver gestalten?

Es ist immer mal die Rede davon, dass Zeitungen immer zwei Aufträge hatten: Sie sollten informieren, und sie sollten unterhalten. Womit kann man denn besser unterhalten, als mit einer Geschichte? Ist es denn so schwer für die Online-Zeitungen, Geschichten zu erzählen? Ich habe vor langer Zeit mal eine Geschichte darüber gelesen, dass eine Zeitung einen Sterbenskranken in die Schweiz zum Sterben begleitet hat. So etwas meine ich.

Es muss doch möglich sein, abseits vom alltäglichen Wahnsinn die Leserschaft mitzunehmen. Oder schmälert das den Gewinn? Vielleicht nur, weil man dann eben die Geschichten nicht woanders abschreiben kann, wie man es mit Nachrichten halt macht. Geschichten muss man ersinnen, im Wahn aufschreiben, ja auch leben. Geschichten helfen dabei, dass sich Menschen strukturieren. Wieso werden davon so wenige gemacht?

Ja, die Rede ist vom Storytelling. Ob das nun die Probleme im Journalismus lösen kann oder nicht, wage ich nicht zu beurteilen. Storytelling hilft aber dem Journalismus dabei, dass sich Medienangebote unterscheiden. Am Ende muss es jeder Verlag selbst wissen, ob man eine eigene Marke darstellen will oder ob es reicht, zur „Systempresse“ zu gehören. Das kann mit keinem Leistungsschutzrecht entschieden werden. Aber es macht das Ganze attraktiver.

2 Replies to “Journalismus: Bezahlschranken helfen nicht weiter”

  1. Ich gebe dir vollkommen Recht, die Onlineausgaben unserer tollen Zeitungen bekommen Online so gar nichts vernünftiges hin, die Preise als Frechheit zu bezeichnen wäre weit untertrieben. Wo ist das Problem ein Abomodell auf die Beine zu stellen bei dem man als Kunde nicht das Gefühl hat das einem das Geld aus der Tasche gezogen wird? Musik- und Videostreamingdienste machen es doch eindrucksvoll vor, dort gibt es zu erschwinglichen Preisen ein richtig großes und gutes Angebot.
    Hoffentlich kommt da mal Bewegung rein.

    Liebe Grüße
    Basti

    1. Hallo Basti,

      das stimmt. Der Vergleich zum Musik Streaming ist ein gutes Werkzeug, um zu zeigen, wie es geht. Mir kommen allerdings die Verlagshäuser so vor, als würden die denken, dass denen damit etwas weggenommen werden würde.

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