Netz-Erwartung: Was macht nun das Internet?

Immer wieder liest man etwas von einer ominösen Netz-Erwartung. Im Zweifelsfall findet so etwas am Anfang des jeweiligen Jahres statt. Und da muss ich mitmachen. Es gibt vieles, worüber wir uns da mal unterhalten müssen. Denn einiges überrascht, was wir so zu lesen bekommen. Gut, nun ist schon der Januar wieder vorbei. Dennoch ist es eine gute Idee, sich mal mit dieser Netz-Erwartung auseinander zu setzen. Denn das Thema ist sicherlich nicht ganz unwichtig. Vor allem, wenn man wie ich ein Auge auf die Blogs hat. Und manches ist ja länger als nur ein paar Monate gültig.

Sind die sozialen Netzwerke am Ende des Hypes?

Ich bin ja immer wieder der Meinung, dass die sozialen Netzwerke kolossal überschätzt sind. Sie haben sich von Plattformen zum Austausch unter Bekannten und Gleichgesinnten hin zu knallharten Marketing-Maschinen entwickelt. Alles wird per Algorithmus gesteuert und kuratiert. Ich bin der festen Überzeugung, dass irgendein ominöser Knall passieren muss, um die sozialen Netzwerke wieder sozial zu machen. Im Moment macht das Alles nur müde.

Man kommt ja nicht mehr mit den Timelines klar. Politisch-tendenziöse Schreihälse walzen jegliche Diskussion platt. Oder Diskussionen werden durch automatisierte Programme in eine bestimmte Tendenz gelenkt. Das treibt Nutzer dazu, die Finger von solchen großen Plattformen wie Facebook und Twitter zu lassen. Was aber sind die Alternativen? Etwa so etwas wie TikTok? Das will ich mir nicht ernsthaft vorstellen. Aber man muss es ernst nehmen.

Ich denke, es hat etwas mit der Netz-Erwartung zu tun, dass man sich mehr und mehr in Gruppen oder kleineren Netzwerken organisiert. Dort, wo eben jeder die Chance hat, am Diskurs teilzunehmen. In diesem Zusammenhang könnten dann Blogs schon wieder mehr eine zentrale Rolle spielen, wenn es um den Austausch zu einem Thema geht. Ich hatte mal über Dark Social geschrieben. Ich denke, dieses Thema wird eine stetig größer werdende Rolle spielen.

Netz-Erwartung ohne soziale Netzwerke?

Wenn man so durch die Wortmeldungen liest, welche Netz-Erwartung mancher Experte hat, dann fällt immer wieder Facebook. Ja, man diskutiert dann auch über die anderen sozialen Netzwerke. Wann wird es einem eigentlich klar, dass diese Plattformen nichts mehr taugen, so lang dort Falschmeldungen, Hetze, Drohungen etc. salonfähig sind? Es geht nicht darum, wem wir „das Netz“ (meint: die sozialen Netzwerke) überlassen. Sondern darum, ob man sie überhaupt noch braucht.

Viel wichtiger ist doch, die eigenen Inhalte auf den eigenen Plattformen zu haben. Denn nur dann haben wir die Chance, den Datenschutz zu kontrollieren. Die ganze Nummer mit den Cookies kommt ja nicht von ungefähr. Es ist nun mal ein schlechter Deal für die Leser, zum Dank fürs Lesen Daten in die Plattformen zu werfen. Ich denke, man muss sich komplett entkoppeln von den Diensten. Als Nutzer, als Webseiten-Betreiber, als Unternehmen, als sonstwas.

Eine große Netz-Erwartung ist, soweit ich das mitbekommen habe, nicht jeder Salami wie ein besoffener Pudel hinterher zu rennen. Nach der ganzen Du-musst-unbedingt-dabei-sein-Nummer, als jeder eine eigene Facebook Fanpage eröffnete, kam die große Wir-machen-die-Fanpage-zu-Welle. Und das Alles wurde dann verfolgt von der Diese-Seite-verwendet-Cookies-Nummer. Irgendwann muss es doch mal genug sein.

Vermutlich haben sich viele in den sozialen Netzwerken getäuscht. Da die aber derart brachial das Internet beherrschen, wird es schwierig mit der eigenen Netz-Erwartung. Vielleicht will man ja ohne soziale Netzwerke auskommen. Um das aber zu schaffen, müssen unfassbar viele, verdammt dicke Bretter gebohrt werden. Wer weiß, vielleicht hilft es ja, wenn Anbieter von Inhalten von den Plattformen verschwinden und über attraktive Möglichkeiten die Nutzer gleich mitnehmen.

Aggregatoren können helfen

Ich werde ja nicht müde, RSS zu loben. Auf dieses Web-Format greifen unfassbar viele Dienste zu. So ist das bei mir u.a. mit Google News. Dieser Aggregator greift auf den RSS-Feed zu. Ebenso übrigens wie Trusted Blogs. Oder der FeedBurner. Aber auch Feed Reader wie der Feedly. Ich glaube, ich bastle demnächst mal Buttons, wie man meinen Feed einfach und schnell hinzufügen kann. Ich denke, hier gibt es großes Potential. Jedenfalls sind es die Aggregatoren, die den Webseiten helfen, nicht die sozialen Netzwerke.

Ich denke am Ende, dass die größte Netz-Erwartung die ist, dass sich „Otto Normalverbraucher“ wieder im Internet bewegen kann, ohne Angst vor Viren, teuren Fallen, Falschnachrichten und Anfeindungen zu haben. Einfach das Internet wieder so zu nutzen, wie es mal gedacht war: Als Werkzeug zum Austausch und zu Gewinnung von Informationen. Diese ganzen Dinge rund um die sozialen Netzwerke, denke ich, werden immer mehr Menschen verschrecken. Und vielleicht kommt es so einer Bereinigung. Und dabei können tatsächlich die Aggregatoren helfen.

Am Ende habe ich auch die Netz-Erwartung, dass es hier zu einer gewissen Schock-Situation kommt. Und wer weiß, vielleicht krabbeln als erstes die Blogs wieder aus den Ritzen und Trümmern hervor. Die sozialen Netzwerke jedenfalls sind kaputt. Die braucht kein Mensch mehr. Wenn sie denn noch zum Austausch taugen würden. Aber nicht mal das ist mehr in jeglicher Konsequenz gegeben.

2 Replies to “Netz-Erwartung: Was macht nun das Internet?”

  1. „Jedenfalls sind es die Aggregatoren, die den Webseiten helfen, nicht die sozialen Netzwerke.“ Da bin ich absolut Deiner Meinung, Henning. Die „sozialen Netzwerke“ wandeln sich zu reinen Marketing-Plattformen. Die Bezeichnung „sozial“ verdienen sie längst nicht mehr…

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