Warum brauchen Blogger angeblich mehrere Kanäle?

Was war das noch schön in diesem Damals, als wir alle nur unsere popeligen Blogs hatten. Heute muss jeder ein Medien-Imperium um seinen Blog stricken. Dabei ist ein Twitter-Profil, ein Google+-Profil oder eine Facebook-Fanpage noch das geringste Problem. Viel schlimmer ist es, wenn man als Blogger von anderen Bloggern gesagt bekommt, dass man jetzt unbedingt einen Snapchat-Kanal betreiben muss, bei Instagram dabei sein muss und dies, das und jenes. Wisst ihr, ich muss erstmal gar nichts.

Da hätte ich viel zu tun, wenn ich auf all diesen Kanälen dieser Welt irgendwas tun würde. Was soll mir das bringen? Ist das irgendeine Publiziergeilheit von Bloggern, die diese entdeckt haben? Ich habe Blogger mitbekommen, die befüllen regelmäßig – also: wirklich regelmäßig – ihre Profile bei Intagram, Snapchat, Youtube, Facebook, Google, wo auch immer. Und dann immer mit speziellen Inhalten, die sonst auf keinem anderen Profil auftauchen. Und so nebenbei haben die auch noch ihren Blog. Wie machen die das?

Das sind nicht immer die, die mit ihren Publikationen im Internet ihren Lebensunterhalt verdienen. Nein, das sind auch welche, die – na, hoppla – auch noch ganz normal „eine richtige Arbeit“ haben. So wie ich. Ehrlich: Ich habe dafür keine Zeit. Und ich hätte auch gar keine Lust dazu, unzählige Profile im Internet zu befeuern. Mein zentrales Publikationsmedium bleibt mein Blog. Was soll nur dieser Quark, irgendwelche wirklich teilweise guten Beiträge nicht etwa auf der eigenen Plattform, sondern in einem sozialen Netzwerk zu veröffentlichen?

Was haben die Leute davon? Sind es irgendwelche Werbeeinnahmen, die man euch versprochen hat? Es gibt genügend Studien dazu, dass genau das mit lauter Willkür des Betreibers der Plattform passiert. Bringt euch das Bloggen nichts mehr ein? Wer hat denn gesagt, dass das in jedem Fall so sein muss? Klar, ich hätte auch gern mehr Einnahmen hier im Blog. Aber ich meine da immernoch: Hier im Blog. Nicht irgendwo in dem geborgten Internet, was euren Social Media Profile sind.

Jetzt kommen sie doch tatsächlich daher und plappern einen davon: Was ist besser, Snapchat, Instagram oder Facebook Stories? Wie interessant muss wohl euer Leben sein? Es gab mal eine Zeit, da waren Blogs hoch und heilig. Mir ist mein Blog nach wie vor heilig. Das liegt aber auch daran, dass ich keinen Sinn darin sehe, irgendwelche Inhalte extra für den jeweiligen Kanal in den sozialen Netzwerken zu erstellen. Ich sehe keinerlei Vorteil darin.

Aber du musst doch dahin, wo deine Leser sind!!!1!!elf!!!

Was meinen diese Leute damit? Ich habe ca. eine halbe Million Seitenaufrufe in den vergangenen 12 Monaten gehabt. Eindeutige Aufrufe waren es knapp 200000. Und da sollen nicht meine Leser sein? Wo denn dann? Ich habe den Zahlen nach um die 1500 eindeutige Aufrufe pro Monat. Das heißt, dass im Schnitt meine Seite um die anderthalbtausend Mal im Monat von echten Nutzern aufgemacht wird. Und ich soll dahin, wo meine Leser sind? Nun ja, dann habe ich doch alles richtig gemacht, oder?

Nein, ich werde ganz sicher keine „Stories speziell für soziale Netzwerke“ stricken. Was soll mir das bringen? Ich verstehe den Sinn dahinter einfach nicht. Ich meine, ich verteile jeden meiner Blogartikel über mein Twitter-Profil, mein Profil bei Google+ und über meine Facebook-Seite. Und ich antworte dort auch auf Reaktionen zu meinen Artikeln. Denken Sie nicht, dass das ausreicht? Wozu soll ich denn da noch mehr machen? Und vor allem: Woher nehme ich die Zeit?

Denn eines ist mal sicher: Wenn ich anfangen würde, speziell für – sagen wir mal – meine Facebook-Seite Inhalte zu erstellen, würden Inhalte in meinem Blog zu kurz kommen. Und was ist, wenn ich aus irgendeinem Grund bei Facebook in Ungnade falle und meine Seite von denen gesperrt wird? Dann sind alle meine speziell dort erstellten Inhalte verloren. Nein, das wäre mir nichts. Deshalb erzähle ich ja immer wieder vom „geborgten Internet“. Das hat schon so seinen Grund, denke ich.

Da mir niemand erklären kann, was man denn mit explizit für soziale Netzwerke erstellten Inhalten anfangen soll, werde ich das lassen. Und ich halte es wie damals für ausgemachten Unsinn, dass Blogger ihre Blogs vernachlässigen und stattdessen lieber ihre Inhalte in irgendeinem sozialen Netzwerk hinterlassen. Etwas völlig anderes ist es, wenn Blogger Inhalte von anderen Leuten in ihren Profilen empfehlen. Mir geht es um eigene Inhalte. Die muss man doch nicht über 1000 Kanäle im Gießkannenprinzip ausgießen.

Es reicht unterm Strich ein einziger Kanal, der als Kommunikationszentrale fungiert. Und hier ist das mein Blog. Von meinem Blog aus werden die Inhalte in drei Netzwerke und in diverse Reader verteilt. Das genügt. Ich muss nicht allen möglichen Quatsch mitmachen. Ich meine, ich kann falsch liegen. Aber bisher hat mir niemand plausibel machen können, warum ich mein Vorgehen in irgendeiner Weise ändern soll.

2 Replies to “Warum brauchen Blogger angeblich mehrere Kanäle?”

  1. Hallo Henning,
    sorry wegen dem falschen Kommentar vorhin, denn anscheinend funktionieren die Kommentarfelder nicht, wenn ich sie per Automatismus ausfüllen lasse. Das hatte ich vor deinem Blog noch woanders und wollte gleich alles dem guten AntiSpamBee-Plugin in die Schuhe schieben ;)

    Du machst es sicherlich nicht verkehrt, denn in den letzten Monaten bin ich persönlich kaum noch auf Facebook. Ich poste lediglich meine und fremde Blogparaden in bis zu 5 SocialMedia Kanäle. Mehr geht wirklich nicht und das mache ich hinterher, wenn der Post online ist, um es dann nachher nicht zu machen.

    Ich sichte nämlich mein Blog-Imperium als meine Spielwiese und sie darf gerne mit Inhalten befüllt werden. SocialNetworks werden nur das Minimum bekommen und nicht mehr. Ausserdem habe ich gerne Blog-Kommentare und keine SocialMedia-Kommentare, die eh Null Nutzen für mich haben. OK, Disqus setze ich ein, weil es nicht anders geht, aber sonst!!

    1. Hallo Alex,

      Es ist schon so, dass man sich hauptsächlich in seinem Blog tummelt. Ich weiß auch nicht, ob man unbedingt Inhalte für die einzelnen Kanäle gesondert aufbereiten muss. Das sollen mal andere machen.

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