Stellt euch mal vor, dass wir Blogger auch mal trauern und dann die Trauer in einen Artikel gießen. Einer erlebte deshalb Beschimpfugen. Nicht etwa Anteilnahme. Manchmal weiß ich nicht, auf wie viele Menschen es zutrifft, wenn man sagt: „Im Oberstübchen brennt zwar Licht, aber es ist niemand zuhause.“ – Echt, ich habe keine Worte dafür. Ich will aber mal ein paar Worte zu dem aufschreiben, was mich an der ganzen Geschichte beschäftigt. Vielleicht bekomme ich das ja sogar hin.
Auch Blogger trauern
Am 29. Oktober 2021 starb meine Mutter. Ich war so unsagbar traurig. Das hatte ich hier aufgeschrieben, da ich sonst nicht wusste, wohin mit meinen Gedanken. Etwas später wurde ich krank, wovon ich mich lange nicht erholt hatte. Ich wollte nicht wie im Fishing-For-Compliments-Wahn irgendwelche Beileidsbekundungen einsammeln, als ich den Artikel schrieb. Ich wusste, dass ich es tun musste. Und ich erhielt viel Zuspruch und Beileidsnachrichten und -kommentare. Danke an die Community damals.
Jetzt hat Chris getrauert. Er war unsagbar traurig darüber, dass seine Nichte während der Schwangerschaft gestorben war. Auch er musste seine Gedanken und Gefühle sortieren. Dafür ist verdammt nochmal auch manchmal ein Blog einfach mal da. Er erhielt dazu solche idiotischen Meldungen, dass eine Triggerwarnung das mindeste gewesen wäre und dass Chris negativen Dreck und Hass gefälligst auf Twitter und nicht im Blog zu verbreiten hat. Das hat Chris unheimlich hart getroffen.
Ich habe das neulich gelesen und bin fast vom Stuhl gefallen. Eine Frage hat mich seitdem begleitet: Wozu diese Beschimpfungen? Es bringt niemandem irgendwas, einen Trauernden wegen seiner offen ausgetragenen Trauer derart runterzumachen. Ich könnte solche Menschen auch einfach schamlos beschimpfen. Wer mich kennt, weiß aber eigentlich, dass das nicht mein Stil ist. Ich bin aber kolossal erschrocken, zu welchen Reaktionen Menschen in der Lage sind.
Wie reagieren andere Blogger auf diese Beschimpfungen?
Erst einmal: Für uns Blogger sind Beschimpfungen eigentlich an der Tagesordnung. Gerade bei Themen, die gern mal höchst unterschiedliche Haltungen hervorrufen, kommt es zu üblen Wortmeldungen. Bei mir ist es der Klassiker der Thematik rund um den Umgang mit Geflüchteten. Hier wurde ich bei ein und demselben Thema mal als „linksgrün versifft“ und mal als „Nazi“ bezeichnet. Aber Beschimpfungen wegen etwas persönlichem wie Trauer? Habt ihr echt nichts besseres zu tun?
Die Reaktionen folgten aber umgehend: Die Nasen, die diesen Blödsinn abgesondert hatten, kamen wohl über unseren Webring UberBlogr. Und so, wie ich das sehe, haben sie sich mit den falschen angelegt. Zunächst einmal: Doch, wir alle dürfen traurig sein. Statt der drölften Teilnahme an einer Selbstbeweihräucherungs-Blogparade kann man durchaus mal empathisch sein. Lasst es sein, wenn ihr keine Empathie habt. Chris ist verunsichert und die Bloggerszene eskaliert.
Uns Bloggern fällt die Vokabel „unverschämt“ ein. Und genau das ist es. Am Ende geht es darum, dass wir Menschen sind. Wir verhalten uns bitte auch wie solche. Wir haben alle Gefühle, und dazu gehört auch Trauer. Deshalb halte ich viel davon, dass sich Thomas Gigold als Initator von UberBlogr zu Wort gemeldet hat und den beiden Nasen nahegelegt hat, den eigenen Kompass für Menschlichkeit zu überprüfen.
Ein bisschen mehr Empathie, bitte
Nach unzähligen Links und vielen Worten und einer vor Wut schäumenden Bloggerszene bleibt aber immer noch eins: Die Trauer von Chris. Lasst sie ihm. Seid bitte alle so nett und benutzt nicht weiter diesen ganzen beschämenden Vorfall für weitere Wutausbrüche. Lasst Chris trauern, das tut gut und muss auch sein. Trauern ist ein zutiefst menschliches Verhalten. Die Trauer an sich ist ein zutiefst menschliches Gefühl. Kein anderer Mensch hat auch nur ansatzweise das Recht, hier zu urteilen oder etwas daraus zu machen.
Zu meiner Trauer damals schrieb jemand: „Man muss mit der Trauer fertig werden, sonst macht sie einen fertig“. Wir sollten mehr Empathie an den Tag legen, statt einen Mitmenschen wegen des Themas mit Beschimpfungen zu überziehen. Ich finde es gut und richtig, dass die Bloggerszene gleich zurück gebissen hat. Aber nun ist es auch genug, und nun ist Zeit für Trauer für Chris. Aus der kommt er wieder raus, keine Sorge. Aber lasst ihm die Zeit.






Sehr traurig, manche Menschen muss man nicht verstehen, wie sie ticken. Ich hoffe Chris geht es bald wieder besser! Ein Verlust ist immer etwas tragisches und trauriges. Und jeder hat auch ein Recht zu Trauern! LG Edeline
Exakt das meine ich… Und deshalb auch der Artikel.
@henning-uhle.eu Danke!
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Aber gerne doch.
Sehr gut geschrieben! 👍
Danke dir vielmals, Lorenzo
Genau auf die richtigen Punkte gebracht!
Vielen Dank für diesen Text, Henning.
Wenn ich sowas lese, das ein mensch, der tiefer trauer steckt, angefeindet wird, dann möchte ich echt hinaus schreien, was zum henker stimmt euch nicht ?
Dann ist auch kein wunder, das immer weniger user sich an ein blog rantrauen. Das einizige was mir da einfällt, diese beschimpfungen, aussortieren und gleich ab in die tonne.
Chris wünsche ich viel kraft und gute genesung.
Tschöö
Gerriet
Der Chris von pienaht.de hat Heute einen Post geschrieben der einen unendlich traurig macht. Es ist etwas passiert was niemanden passieren sollte und es fehlen…
Der Chris von pienaht.de hat Heute einen Post geschrieben der einen unendlich traurig macht. Es ist etwas passiert was niemanden passieren sollte und es fehlen…