Blogroll, die: Renaissance der Blogger

Wer als sporadischer Blog-Leser von Bloggern den Begriff Blogroll um die Ohren gehauen bekommt, winkt erstmal ab. Was zum Henker soll das denn eigentlich sein? Wer braucht sowas? Und wofür ist das gut? Viele Leser registrieren gar nicht, dass es irgendwelche Inhalte in den Seitenleisten von Blogs gibt. Dieser Umstand und der, dass ich meinem Blog mehr Raum „zum atmen“ geben wollte, brachten es mit sich, dass es hier keine Seitenleiste mehr gibt. Die Blogroll aber, die gibt es. Und zwar hier, lang und breit.

Was ist denn eine Blogroll?

Als ich vor 75 Jahren nach Leipzig zog, gab es noch keine Tagebaue oder deren Restlöcher rund um die Stadt. Und als ich vor mehr als 10 Jahren mit dem Bloggen angefangen hatte, spielten soziale Netzwerke eher nur eine untergeordnete Rolle, falls überhaupt eine Rolle. Die Dinge wurden im Internet in News-Seiten, in Foren und in Blogs diskutiert. Ich stieß auf solche Blogs wie den vom Caschy oder den aufgelösten Blog Duckhome oder das damalige BasicThinking vom Robert Basic.

Ich wollte immer schon meine Meinung diskutieren. Mit meinem Blog habe ich ein Medium gefunden, auf dem mir das ganz gut gelingt. Und irgendwann hörte ich davon, dass man als Blogger eine Blogroll brauchen würde. In die wirft man die Links zu den Startseiten der Blogs rein, die man selbst gern liest. In einer deutschsprachigen WordPress-Installation heißt der Bereich im Backend „Links“. Und so hat man wie bekloppt seine Seitenleiste voll geballert. Über so ein Formular:

Link für Link die Blogroll befüllen
Link für Link die Blogroll befüllen

Aber das landete alles immer in der Seitenleiste. Die konnte dann schon enorm lang werden. Man konnte es übersichtlicher gestalten, indem man Kategorien festlegt. Wer diesen Blog schon verfolgte, bevor ich dieses luftige Design – ja, Theme – im Einsatz hatte, weiß, dass ich da verschiedene Link-Kategorien im Einsatz hatte, in jeder passende Links. Alles weg. Am Ende ist das aber auch gut so. Dafür gibt es doch aber den „Lesezirkel“. Auch wieder gut.

Wofür das mit der Blogroll gut ist, und warum da so viele Blogger wert drauf legen? Ganz einfach: So ein Eintrag in der Blogroll war wie so eine Leseempfehlung. Da Blogger immer als authentisch und glaubwürdig gelten, war das wie so ein Ritterschlag. Und aktive Blogleser nutzten auch immer ausgiebig die Links dort. Das war vor „Ich habe einen Blog auf Instagram“, dem größten Witz in Social Media. Ja, das war schön.

Warum spreche ich das eigentlich an?

Der Stresemann brachte mich drauf. Bei dem gibt es eine Blogparade zur Blogroll. Ja, Blogparaden: Auch so ein Thema. Wobei: Beim Stresemann ist das nicht mal eine richtige Blogparade. Sondern man soll ihm irgendwie mal kurz seinen Blog vorstellen, per Kommentar oder per Email. Denn im November ist #TagDerBlogroll. Und bis dahin will er seine Blogroll neu gepflegt haben. Ich habe ja oben skizziert, wieso das wichtig ist. Egal, was nicht bloggende Menschen darüber denken.

Denn machen wir uns mal nichts vor: Es läuft nach wie vor nichts ohne Empfehlungen. Und so eine Blogroll ist so eine Art: Geh mal zum Müller, der hat die besten Brötchen. Blöd ist es dann allerdings, wenn Müller gar nicht mehr da ist. Was ist denn da die Empfehlung noch wert? Also sollten wir uns mal die Arbeit machen und die Blogroll aufräumen. Und wenn ich so in meinen „Lesezirkel“ schaue, fällt mir auf, dass ich dort in der Tat mal aufräumen sollte.

Die Blogroll – oder eben „Lesezirkel“ oder weiß der Himmel, wie man das sonst noch nennen kann – hat nichts eingebüßt, was die Wichtigkeit betrifft. Ich palavere ja ständig einen daher, dass es schade um jede Geschichte ist, die nicht erzählt wird. Aber es ist dann halt auch schade um jede Geschichte, die niemand liest. Und insofern können wir Blogger dafür sorgen, dass unseren Lesern die Blogs gezeigt werden, die wir gut finden. Oder etwa nicht?

15 Replies to “Blogroll, die: Renaissance der Blogger”

  1. Du bist vor 75 Jahren nach Leipzig gezogen? Grundgütiger, wie alt bist Du?! 😂

    Ich hatte immer eine Blogroll, die hieß bei mir auch Lesezirkel. Aber irgendwann hat’s keinen Spaß mehr gemacht, viele Blogger gab es plötzlich nicht mehr. Aber vielleicht sollte ich das mal wieder einführen, ich habe ja jetzt wieder ein paar nette Leute gefunden 😉

    1. Das mit den 75 Jahren habe ich vor Jahren irgendwo mal aufgeschnappt. Aber alt fühle ich mich oft genug.

      Siehste, so ein Lesezirkel ist eine ganz feine Sache. Baust du RSS ein, kannst du so eine Artikelliste bauen, wie ich sie habe.

      1. Hi Henning,

        wie hast Du das mit dem RSS-Feed in Deinem Lesezirkel gemacht? Ich würde ja gerne WP-Bordmittel benutzen, aber ich weiß nicht, wie ich das mit WordPress hinkriegen soll. Vielleicht habe ich ja nur ein Brett vor dem Kopf…

        Ich teste momentan das Plugin „WordPress RSS Feed Retriever“. Ist ganz nett, aber das Plugin macht unheimlich große Zeilenabstände zwischen den einzelnen Artikeln in der Liste. Die könnte ich zwar per CSS bestimmt irgendwie verkleinern, aber ich habe da keinen Bock drauf, mein Custom-CSS noch weiter mit Plugin-Styling vollzustopfen.

        Kannst Du mir helfen?

        1. Hey Henning, ich habe nach einiger Recherche das Passende gefunden, „lightweight“ und mit vielen Parametern: a href=“https://bueltge.de/wp-rss-import-plugin/55/“>RSSimport von Frank Bültge. Tut, was es soll, ist Shortcode-fähig und ziemlich cool. Vor allem: kaum Code und keine komischen, bunten Config-Seiten im Backend. Ziemlich basic, aber das mag ich.

          1. Das Plugin hat keine Oberfläche im eigentlichen Sinn, Du musst Shortcodes oder PHP nutzen – wobei ich Shortcodes deutlich angenehmer finde. Um einen einfachen Artikelfeed auszugeben, kannst du Folgendes benutzen:

            [RSSImport display=“4″ feedurl=“http://www.henning-uhle.eu/feed“ displaydescriptions=“false“ html=“true“ paging=“false“ use_simplepie=“true“ target=“blank“]

            Ich habe das mal ausprobiert und das sieht so aus.

            Die genaue Aufstellung aller Parameter findest Du bei bueltge.de unter „Extras“.

            Das Plugin ist halt winzig klein und kann trotzdem allen möglichen Schnickschnack, incl. Artikelbilder.

  2. Es ist schon interessant und oft auch traurig, wenn man die vielen toten Links in manchen Bloglisten durchklickt. Wenn sie nicht tot sind (die Links), dann haben die BloggerInnen oft seit langer Zeit nichts mehr geschrieben. Traurig, eigentlich. Dabei ist das Bloggen das, was mich am meisten mit dem Internet verbindet. Ab und zu mal einen Einkauf bei Amazon. Und die Entwicklung und Speicherung meiner Fotos kommen noch dazu. Aber das ist es eigentlich. Ohne das Bloggen würde ich das Internet viel weniger nutzen. Ich sage das, obwohl ich viel weniger blogge als früher.

    1. Bloß gut, dass es Blogger wie dich gibt, die auch das ursprüngliche Bloggen hochhalten. Ich denke auch, dass es mancher übertreibt mit der Internetnutzung. Da Blogs in den letzten Jahren „dank“ Social Media viel weniger Beachtung fanden, haben wohl auch viele Blogger hingeschmissen. Das ist – wie du schreibst – traurig.

  3. In meinen Blogrolls gibts keine „toten“ Blogs – es sind auch gleich mehrere. Mir hat das Standard-Format in der Seitenleiste nicht mehr gefallen, zu wenig Info, was da stattfindet. Deshalb lasse ich die letzten drei Artikel pro Blog anzeigen – auf momentan vier Blogrollseiten. Wer mag:

    https://www.claudia-klinger.de/digidiary/meine-blog-bibliothek/

    Der Aufruf dauert ein paar Sekunden, das ist halt der Preis für Mehr-aktuelle-Info.

  4. Toll dass du das Thema aufnimmst. Den Aufruf von Stresemann hab ich auch gelesen und suche verzweifelt eine Möglichkeit bei ihm zu kommentieren. Habe ich nicht, deshalb hier. Ich hatte mal eine Blogroll, dann wieder nicht. Wichtig finde ich sie schon. Jetzt hab ich auch endlich eine Idee, wie ich sie darstelle. Vielen Dank für die Impulse! Grüße, Valerie

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