Lovoo und der Betrugsverdacht

Es gibt ja so Beischlaf-Anbahnungs-Apps. Die bekanntesten sind ja Tinder und Lovoo. Und über letztere gibt irgendwie es die wildesten Berichte am heutigen Tag. Da ist die Rede von „Betrug!“ und alledem. Und die Dresdner Firma hat eine Razzia erlebt, und die Gründer wurden verhaftet. Wildes Zeug, was da durch die sozialen Netzwerke kugelt. Und ich frage mich da gerade: Hat das irgendwen überrascht?

Lovoo gehört zu den Apps, die in den App Stores am meisten heruntergeladen werden, wenn es um die Kategorie „soziale Netzwerke“ geht. Sie ist zum Teil kostenfrei, einige Funktionen kosten allerdings Geld. Die zentrale Funktion heißt „Live Radar“. Und die sucht in der Umgebung nach anderen Nutzern. Dann kann der Nutzer mit ihnen Kontakt aufnehmen. Im „Feed“ werden in chronologischer Reihenfolge Fotos aufgelistet, die von Nutzern veröffentlicht wurden.

Die Dresdner Firma stand immer mal wieder im Verdacht, irgendwas unlauteres zu machen. So ging dem Heise-Verlag eine Daten-Zusendung zu, die aufzeigte, dass erfundene weibliche Profile gebastelt wurden, die dann gezielt dazu animieren sollten, Geld für eine Kontaktaufnahme zu bezahlen. So soll Lovoo mehrere tausend Euro pro Tag eingenommen haben.

Ob das stimmt, weiß ich natürlich nicht. Aber dem Heise-Verlag ist erstmal grundsätzlich nicht zu misstrauen. Ob die Daten echt waren oder nicht, kann auch niemand nachvollziehen, und der Anbieter selbst hat sich dazu nicht geäußert. Kurz drauf spielte Lovoo dann aber mit einer so genannten „Chat Banana“, bei der es sich um einen automatisierten Chatbot handelt, dem ein Verhalten anhand von Chatverläufen echter Benutzer antrainiert wurde. Und heute kam es zu einer Durchsuchung oder Razzia der Firmenzentrale in Dresden durch das sächsische Landeskriminalamt.

Die Mitarbeiter des Unternehmens durften das Büro nicht verlassen, Smartphones und Computer wurden beschlagnahmt und so weiter und so fort. Es soll sich um 200 Mitarbeiter handeln, die mit ansehen mussten, wie die Firmenzentrale auf den Kopf gestellt wurde. Auch die Privatwohnungen der Lovoo-Gründer wurden durchsucht. Am Nachmittag wurden die Gründer dann festgenommen, und Lovoo ist derzeit offline. Die angeblich 50 Millionen Benutzer der Plattform schauen also derzeit ziemlich trostlos in die Gegend.

Bei dem Ganzen soll es sich um gewerblichen Betrug handeln, bei dem ein Schaden in Millionenhöhe entstanden sein soll. Damit hat Deutschland mal einen richtig handfesten Smartphone-App-Skandal. Ob das Alles zu einer Klärung führt, sodass Lovoo irgendwann weiter betrieben werden kann, ist derweil hübsch unklar. Ich nehme aber an, dass das eine Weile dauern könnte. Obwohl: Die Startseite erreicht man ja.

Aber jetzt mal ernsthaft: Wer hat denn wirklich daran geglaubt, dass diese ganzen Beischlaf-Anbahnungs-Portale nichts mit zusammen geschwindelten Profilen machen? Ich meine, die wollen ja ihr Geld verdienen. Und das schaffen die am besten, wenn die Nutzer so nett sind und für die Dienste irgendwas kostenpflichtiges machen. Das ist jetzt nicht so eine große Überraschung. Überraschend ist aber, dass hier anscheinend in großem Stil und gewerbsmäßig betrogen wurde. Deshalb kann ich nur sagen, dass ich keinen Pfifferling für solche Dienste ausgeben würde.

Ich bin immer recht gut gefahren, dass ich mich um solche Dinge herumgedrückt habe. Klar, ich habe auch mal in einer Singles-Community mitgemacht. Wer nicht? Aber ich wäre nie auf die Idee gekommen, da recht viel Energie oder Hoffnung oder dergleichen reinzustecken, mal abgesehen von irgendwelchen Beiträgen. Um die Nutzer ist es schade. Denn die haben ja auf den Dienst vertraut. Ich glaube, die werden nun alle abhauen.

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