Telegram: Leute in der Nähe? Blöde Idee

Wer nutzt Telegram? Da gibt es die Funktion „Leute in der Nähe“. Obwohl man über manche Datenschutz-Diskussion gern mal lacht, kann ich die Warnungen verstehen. Denn mit dieser Funktion wird ein echtes Desaster in Sachen Datenschutz offenbar. Und das kann man einfach nicht mitmachen. OK, Telegram ist jetzt sowieso nicht mehr so der Bringer wegen all der Schwurbler, die meinen, sich dort austoben zu müssen. Aber man muss ja dennoch mal darüber erzählen.

Was will Telegram mit „Leute in der Nähe“?

Es ist manchmal ganz praktisch, nicht jedem daher gelaufenen Hinz und Kunz mitzuteilen, wo man seinen Hintern breit sitzt. Deshalb ist es bei sozialen Netzwerken und bei Messengern einfach mal unerlässlich, den Plattformen nicht zu viel Daten in den Rachen zu werfen. Nun gibt es aber bei Telegram die Funktion „Leute in der Nähe“. Hey, die ist praktisch. So kann ich mich gleich mit eben diesen Hinz und Kunz, die um die Ecke wohnen, vernetzen.

Ja, gut gedacht. Oder halt, anders: Gut gemeint ist nicht unbedingt gut gemacht. Denn ihr teilt ja euren Standort mit dieser App. So geht das ja auch mit Essen-auf-Rädern-Apps oder sonstwas. Da will ich gar nicht erst mit solchen Sachen wie Dating-Apps anfangen. Aber es ist eben auch so, dass so eine Standort-Ermittlung auch ins Auge gehen kann, wenn die App die Daten zu genau ermittelt. Dann steht in Telegram eben nicht, dass ich aus Leipzig komme, sondern ggf. wo ich jetzt gerade bin.

Ich habe oben erzählt, dass sich in dem Messenger enorm viele Schwurbler eingefunden haben. Ich lasse ja nicht viele Möglichkeiten aus, diese auszulachen. Und genau dann könnte das auch Nachteile mit sich bringen, wenn eine App zu genau mit Standortdaten umgeht. Hier ist beschrieben, wie man das Verhalten dann ausnutzen kann. Warum Telegram so eine Funktion eingeführt hatte und was der Betreiber damit will? Darüber kann man spekulieren. Uneigennützig war es jedenfalls nicht.

Messenger mit Geld-Druck-Funktion?

WhatsApp hatte irgendwann mal verkündet, mit den Status-Meldungen Geld verdienen zu wollen. Was war das damals für ein Aufschrei! Das hatte damals etliche User zu Telegram getrieben. Ja, und nun kam an Weihnachten die Konkurrenz damit um die Ecke, dass man verkündete, Telegram zu monetarisieren. „Das passiert aber ganz unaufdringlich“, oder so. Der Telegram-Gründer und Milliardär Durow stellte fest, dass der Dienst ein paar hundert Millionen Dollar pro Jahr brauchen würde, um zu laufen.

Aus diesem Grund soll es wohl Werbung geben, die ganz unaufdringlich sein soll. Also so wie bei Facebook, das wir uns kaum noch ohne Werbeblocker anschauen können? Oder wie soll das gehen? Darüber hinaus soll es Premium-Sticker mit Zusatz-Funktionen geben. Und damit will Durow den Dienst weiter finanzieren. Ach, und die Werbung soll wohl nur in den Kanälen laufen, die von „Power-Usern“ betrieben werden.

Und da sind wir wieder oben bei „Leute in der Nähe“. Werbung bringt am meisten ein, wenn sie möglichst genau ausgespielt wird. Wenn ich nun „Leute in der Nähe“ innerhalb von Telegram aktiv habe, dann wird mir womöglich keine Werbung für einen Fress-Tempel in Minneapolis angezeigt, dafür dann aber vielleicht der Baumarkt hier um die Ecke. Und das ist dann schon ein Problem für den Datenschutz. Aber beide Funktionen („Leute in der Nähe“ und die Werbung) können durchaus zusammenhängen.

Hände weg von Telegram?

Sollen wir nun alle Hals über Kopf Telegram verlassen? Vermutlich nicht. Ich meine, ich nutze es – wie übrigens auch andere Social Media Plattformen – nur rudimentär und dann auch nur für die 1:1-Kommunikation. Ich hatte mal einen Kanal für meinen Blog angelegt. Aber das war nur Spielerei. Und irgendwelchen kruden Schwurblern folge ich da auch nicht. Also dürfte mir das Alles ziemlich egal sein. Und die Funktion „Leute in der Nähe“? Sorry, aber das habe ich noch nie genutzt.

Wer also Telegram zum Austausch mit Bekannten oder so nutzt, muss da gar nicht weiter darüber den Kopf zerbrechen. Wichtig ist halt nur, dass ihr in der App unter „Leute in der Nähe“ nicht auf „Mich sichtbar machen“ tippt. Lasst das aus. Wer weiß denn, wer das eventuell ausnutzen könnte? Deshalb ist Telegram nun nicht schlecht. Dass die Plattform irgendwie Geld verdienen muss, ist doch klar. Alles andere ist nicht so eine riesige Diskussion wert. Oder sehe ich das falsch?

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