Die Nummer „Faces“ stand 1993 leider etwas im Schatten des Gassenhauers „No limit“. Dabei halte ich die Single für besser als den großen Hit des Projekts. 2 Unlimited waren 1993 mit ihrem stampfenden Eurodance auf der Höhe der Zeit. Lange ist das schon her. Der Glanz ist schon lange verblasst. Was bleibt, sind Nummern wie eben jenes „Faces“, von dem ich mal erzählen will.
What do those Faces tell you?
Menschen in der ganzen Stadt. Manche von ihnen sind arm, und andere tragen eine Krone. Ich habe eine Menge Gesichter gesehen. Freude und Schmerz an verschiedenen Orten. Öffne deinen Geist, mach dich frei. Finde heraus, was es sein könnte. Sympathisiere, verstehe, gib deinen Mitmenschen Liebe und Frieden.
Du spielst mit deinem Leben und mit deiner Seele. Ihr schreit alle auf. Ich bin derjenige, der alles unter Kontrolle hat. Die Farbigen zu töten, sind dumme, blöde Spiele. Du weißt, wer du bist, und das ohne Namen. Verwüste nicht die Welt, denn das ist dann die Folge. Öffne deinen Geist, denn wir reden hier über Menschen auf der Welt, an allen Arten von Orten: Verschiedene Rassen, verschiedene Gesichter.
Gesichter: Rundherum verschiedene Gesichter, die ich sehe. Manche sind glücklich, andere in Not. Sie drücken Freude und Leid aus. Keine zwei Gesichter sind gleich. Sieh dich um: Siehst du all diese Gesichter? Was erzählen dir diese Gesichter?
2 Unlimited können auch ernst
Ist jetzt klar, warum ich „Faces“ besser finde als die Party-Hymne „No limit“? Das belgisch-niederländische Eurodance-Projekt 2 Unlimited kam hier mit einer ernsten Nummer um die Ecke. Mal kein Humba-Humba-Techno, obwohl die Nummer fast danach klingt. Aber es geht in diesem Lied einfach mal nicht um Party, sondern um Rassentrennung, um Rechtsradikale, um Unterdrückung.
Anita Dels wirkt nicht ganz europäisch, Ray Slijngaard aber auch nicht. Das liegt vermutlich an der niederländischen Geschichte als große Seefahrer-Nation. Überall hatte unser westlicher Nachbar Kolonien. Und von dort kamen auch immer wieder Menschen ins „Mutterland“. Vermutlich waren Vorfahren der beiden aus irgendeiner Kolonie gekommen. Und das ist auch OK so.
Aber es ist halt auch interessant. Denn die beiden haben vermutlich mit rassistischen Ressentiments zu kämpfen gehabt. Es geht nämlich die Geschichte, dass „Faces“ ein persönliches Anliegen von Anita und Ray war. Produziert wurde das Ganze wie alles andere von 2 Unlimited von den beiden Belgiern Jean-Paul De Coster und Phil Wilde.
„Faces“ wirkt auch ohne Kenntnis des Textes irgendwie ernster als „Get ready for this“, „No limit“, „Tribal Dance“ oder „Let the Beat control your Body“. Insofern ist das gesamte Lied sehr stimmig. Und damit sticht die Nummer aus dem Schaffen von 2 Unlimited heraus. „Faces“ halte ich auch heute noch für ziemlich gelungen. Und in den Zeiten des Rechtsrucks darf man auch gern an solche Lieder erinnern.
Das Lied
Beim offiziellen Video stimmen Bild und Ton nicht komplett überein. Aber vor 25 Jahren war das auch noch komplett irrelevant. Ich will Sie dennoch an „Faces“ erinnern. Und das Video ist mit erweitertem Datenschutzmodus eingebaut.