Was haben sie uns damals mit „Everybody’s Free (To feel good)“ genervt! Wir wurden regelrecht damit malträtiert. Das war aber auch ein kolossaler Hit aus London. Man konnte sich dessen gar nicht entziehen, selbst wenn man es wollte. Und ganz ehrlich: Ich konnte damals nicht allzu viel mit Nirvana und Soundgarden und noch viel weniger mit den Red Hot Chilli Peppers anfangen. (Der Himmel stehe mir bei, dass ich das kundtue) – Ich fand die Nummer damals irgendwie erfrischend, trotz des nervtötenden Charakters.
Everybody’s free to feel good
Brüder und Schwestern, gemeinsam werden wir das schaffen. Eines Tages wird dir ein Geist aufhelfen und dich durchbringen. Ich weiß, dass du gelitten hast. Aber ich werde da sein und auf dich warten. Und ich werde dir einfach helfen, wann immer ich kann, denn jeder ist frei, um sich gut zu fühlen.
Wir gehören alle zu einer Familie und sollten wie eins zusammen stehen. Und wir sollten uns gegenseitig helfen, anstatt dass wir nur Zeit verschwenden. Jetzt ist der Moment, dass man jemandem die Hand reichen kann. Es liegt an dir. Wenn wir alle unsere Hoffnung zusammentun, dann wird die Liebe durchbrechen. Denn jeder ist frei, um sich gut zu fühlen.
Doch nicht nur reine Party?
Ich hatte ja mal lang und breit über Eurodance erzählt. „Everybody’s Free“ gehört da zweifellos auch mit rein. Ich ging ja immer davon aus, dass Eurodance irgendwie so die reine Partymucke war. Hey, kommt, das habt ihr doch auch gedacht, oder? Wenn jemand unaufhörlich plärrt „Everybody’s free to feel good“, dann erinnere ich mich augenblicklich an „Good Times“ von Chic. Aber ganz so einfach ist es eben dann doch nicht. Speziell an der Rozalla-Nummer seht ihr ja, dass dann doch etwas gesagt wurde.
Das hymnische Dance-Stück, das mit Rave-Anteilen und gewaltigem Ohrwurm-Potential um die Ecke kommt, erzählt uns aber auch was. Rozalla stammt aus Ndola. Zur Zeit ihrer Geburt war das eine Stadt in Nordrhodesien. Heute heißt das Land Sambia. Das Land wurde 1964 von Großbritannien unabhängig. Und 1991 kam es zu den ersten wirklich freien Wahlen im Heimatland der Sängerin. Und just im gleichen Jahr kommt sie mit dem Lied um die Ecke. Noch dazu mit diesem Inhalt.
Ach, ihr wisst, dass Rozalla eigentlich in Simbabwe aufgewachsen war? Auch dort war 1991 besonders. Denn 1991 soll das Ende der Transformation des Landes von der Kolonialisierung hin zu einer Nation abgeschlossen gewesen sein. Gut, mit Robert Mugabe, was man jetzt nicht so toll finden muss. Aber es muss damit zusammenhängen, denke ich mir. Mit all dem Hintergrund von Rozalla war mit „Everybody’s Free“ eine perfekte Story gefunden.
Das Lied an sich haben Nigel Swanston (Rave Nation) und Tim Cox verfasst. Das mag seelenlos klingen. Also das, was man Techno und Eurodance bisweilen mit Fug und Recht vorwerfen kann. Aber ich denke, dass das eben bei „Everybody’s Free“ gerade nicht verfängt. Es ist ein so genannter Anthem, ein „Lobgesang“, eine Hymne. Und zwar an die Freiheit. Ich weiß noch, wie das damals hier war. Bruchstückhaft haben wir mitbekommen: Wir sind frei und können uns dabei gut fühlen. Yo, da gingen wir mit.
Das Lied
„Everybody’s Free (To feel good)“ ist der mit weitem, weitem Abstand größte Hit von Rozalla. Nur „Are you ready to fly“ ein paar Monate später kam halbwegs in die Nähe des Erfolgs. Rozalla hat ihren großen Hit mehrfach neu veröffentlicht. Vermutlich geht es ihr bis heute gut. Sie hat auch inzwischen ein paar neue Sachen veröffentlicht. Aber sie wird immer nur mit diesem einen Lied verbunden sein, das so viel über Losgelöstheit, Freiheit und Freude erzählt. Deshalb habe ich das Lied mal herausgesucht. Und so klingt die Nummer: