32 Jahre „Brother Where You Bound?“ von Supertramp

Supertramp: Das waren doch die mit Roger Hodgson, der im Falsetto-Gesang „Dreamer“ und „Logical Song“ und all das gesungen hatte und dabei wie eine Nähmaschine sein Keyboard bearbeitete. Ja, schon. Aber der stieg 1984 aus und ließ seinen Buddy Rick Davies künftig alles machen. Heraus kam das Album „Brother Where You Bound?“. Es klang anders. Und es enthielt das Opus Magnum der Band, nämlich das Titelstück. Und darüber müssen wir uns unterhalten.

Hey, brother where you bound?

Da hängt eine rote Wolke über uns. Und sie ist so groß und wird platzen. All ihr Leute mit den Köpfen im Sand: Hey, Bruder, wo bist du hin? Und sie sind nicht gut, und sie sind überall. Ich versuche ja, es dir zu erklären. aber es interessiert dich einfach nicht. Ich versuche, dich zu hören, aber du gibst keinen Laut von dir. Hey, Bruder, wo bist du hin?

Und du weißt nicht, was sie tun werden. Du weißt nicht, wie sie sich fühlen. Und du weißt nicht, was sie dir sagen: Ist es eine Lüge oder echt? Und das nächste, was du weißt, ist, dass sie aus dem Geschäft aussteigen. Und die Nachricht, die sie dir geben, ist das gleiche, alte Alibi. Wenn du ihren Standpunkt nicht verstehst, dann behandeln sie dich wie einen Spion. Und das Telefon klingelt, und du verschwindest mitten in der Nacht.

Kannst du nicht sehen, dass sie auf dem Weg sind? Ich weiß nicht, was du zu beweisen versuchst. Aber du sitzt ja so cool da, als ob sie niemals irgendwelche Regeln gebrochen hätten. Und die Katze fliegt, und die Krähe geht. Und der Geist stirbt, und die Sau erzählt. Sie sagen uns, dass sie so gut wie Gold sein werden. Glaube nichts, was dir gesagt wird. Hey, Bruder, wo ist deine Seele?

Mach einen Schritt in eine Richtung. Versuche, einen Kompromiss zu machen. Aber sie grüßen dich mit Ablehnung, behaupten, dass du Lügen erzählst. Dann drehen sie sich um und sagen dir: Komm besser vom Himmel runter! Für das Wohl von allem, was heilig ist, hör gut zu, was ich sage. Ich kann sie überall um mich herum spüren. Sie könnten jeden Tag hier sein. Aber du tust so, als ob du mich nicht kennst. Warum siehst du mich so an?

Wenn es etwas gibt, das klar ist, dass wir von hier verschwinden müssen, diesen Ort verlassen müssen. Es ist einfach ein hoffnungsloser Fall. Es gibt keinen anderen Schuldigen. Wir werden dieses Spiel verlieren. Hey, Bruder, lass mich in Ruhe! Ich muss dir sagen, du bist vom Weg abgekommen. Du hast tief drin einen Hass. Ich werde nicht zulassen, dass sie mich lebendig kriegen. Ich werde sie niederbrennen, warte nur ab und sehe. Ich werde sie nicht über mich ergehen lassen. Junge, du hast kein Herz und keine Seele. Dein Verstand ist schwach, und dein Blut fließt kalt.

Du bewegst dich besser. Sie dringen ein. Wenn du erwischt wirst, solltest du es wissen: Sie werden ernten, du wirst säen. Sei kein Narr, wir müssen gehen. Es gibt keinen sicheren Ort, an dem wir bleiben können. Wir sollten weiterziehen.

Orwell, Reagan, Bush: Sie sind überall

Rick Davies hat dieses monströse Meisterwerk einige Jahre vor der Veröffentlichung bereits geschrieben. Es erblickte aber als zentrales Werk auf dem Album „Brother Where You Bound?“ das Licht der Welt. Der Grund war, dass sich Rick Davies nicht mit Roger Hodgson darüber einig wurde, es auf dem Vorgänger-Album „… Famous Last Words…“ zu veröffentlichen. Und so erhielt es prominent Platz auf dem ersten Nach-Hodgson-Album.

„Brother Where You Bound“ muss von George Orwell inspiriert worden sein. Es kann gar nicht anders sein. Dessen Roman „1984“ hatte ja viele Künstler inspiriert. Einige Male wurde das Buch verfilmt. Zu groß war immer die Angst vor einem totalitären Überwachungsstaat. Und so kam eben „Brother Where You Bound“ mitten im Kalten Krieg um die Ecke. Geholfen hat unter anderem David Gilmour von Pink Floyd. Und der Gitarrist Scott Gorham von Thin Lizzy war auch dabei.

Aber, hey, alter Falter, was für eine Nummer! Sechzehneinhalb Minuten! Das war aber nicht alles. Aber schon die Länge verhinderte es, dass das Lied jemals im Radio gespielt wird. Und so hatte ich lange Zeit nichts von dem Stück mitbekommen. Wir kennen ja alle noch Supertramp mit „When I was young, it seemed that life was so wonderful…“, also dem magischen „Logical Song“. Diese Lagerfeuer-Romantik fehlt bei „Brother Where You Bound“ vollständig.

Supertramp haben experimentiert. Ein treibender Shuffle-Rhythmus, kalte Keyboard-Teppiche, dominierende Gitarren, der harte Gesang von Rick Davies, die Samples: All das machte das Lied zu einem Gemälde. Die Kirsche auf der Torte ist allerdings, dass sogar „Die Internationale“ zu hören ist. Und wir hören Ronald Reagan und George Bush Senior. All das macht das Lied besonders und herausragend im gesamten Schaffen von Supertramp. Ich war beim ersten Hören schwer beeindruckt.

Das Lied

Bei „… Famous Last Words…“ war die Atmosphäre 1982 zwischen Hodgson und Davies schwer vergiftet. Eigentlich sollte „Brother Where You Bound“ dort mit drauf. Aber Rick Davies hat sich dagegen entschieden. Er wollte sein Opus Magnum nicht auf einem Album haben, wo alles in der Band so negativ war. Und so blieb es 3 Jahre ungehört. Bis 1985. Und so hört sich das Monster an:

Brother Where You Bound
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Supertramp – Brother Where You Bound

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