45 Jahre „Bacchanale“ von Vangelis

1975 kam der griechische Musiker Vangelis mit dem sehr beeindruckenden „Heaven and Hell“ um die Ecke. Das Album beginnt mit der enorm verstörenden „Bacchanale“. 45 Jahre ist das jetzt her. Und irgendwie ist mir danach, über dieses brillante Stück Musikgeschichte zu erzählen. Es kann ja sein, dass das jemanden interessiert. Ich meine, viele kennen „Conquest of Paradise“ oder „Chariots of Fire“. Das hier vorliegende „Bacchanale“ ist dann doch – sagen wir mal – reichlich viel spezieller als andere Stücke von ihm. So wie das gesamte Album.

Best of Vangelis – Und ich war Schulkind

Ich habe mal nachgeschaut: 1981 kam in der DDR das Album „Best of Vangelis“ über das Amiga-Label heraus. Darauf war „Alpha“, was mich bis heute beeindruckt. Auch andere damals schon weltbekannte Stücke des Griechen waren darauf enthalten. Als das Album erschien, ging ich gerade in die zweite Klasse. Ich nehme ganz stark an, dass ich das Album irgendwann später bekam oder es sich meine Musik liebende Mutter gekauft hatte. Daran habe ich leider keinerlei Erinnerung.

Nun ja, wenn man sich „Best of Vangelis“ antut, hört man zuerst das weltbekannte „Pulstar“, gefolgt von der „Ballad“ und dem souligen „Dervish D.“. Dann muss man die Platte wenden oder die Cassette umdrehen. Die zweite Seite beginnt dann mit eben jener „Bacchanale“, die einen mehr oder weniger unvorbereitet trifft. Das krasse Gegenteil sind dann die beiden letzten Stücke „Alpha“ und „To the unknown Man“. Alles Stücke aus den Siebzigern. Also quasi „Vangelis – die frühen Jahre“.

Ich weiß noch, wie das damals war, als ich das Album gehört habe. Ich war beeindruckt von dem fast fanfarenhaften „Pulstar“ und habe mir vorgestellt, ins All zu fliegen. Mit „Ballad“ stellt man sich als verrückter Achtjähriger irgendwelche Außerirdische vor, die dann bei „Dervish D.“ in ihren Raumanzügen tanzten. Tja, und dann die „Bacchanale“, bevor wir den unbekannten Planeten „Alpha“ erkunden. Und bei „To the unknown Man“ treffen wir auf unbekannte Wesen. Ja, so einen Quatsch stellt man sich vor.

Es war Gesetz, dieses Album im Dunkeln zu hören. So ist die Vorstellungskraft größer. Und als ich dies das erste Mal tat, traf mich die „Bacchanale“ wie ein Schlag. Heute würden die Kids vermutlich sagen: „We Te Eff“ oder „Was zum Teufel“. Und genau deshalb hinterließ das Stück einen bleibenden Eindruck. Ich halte bis heute das viereinhalb Minuten Gewitter für ein brillantes Stück Musik. Aber wir müssen da mal was klären.

Was zur Hölle bedeutet „Bacchanale“?

„Bacchanale“ ist das Bacchusfest. Der Bacchus war in der Antike der Gott des Weines und des Rausches. Die Bacchanalien waren wild ausgelassene Feste im Alten Rom. Sie endeten nicht selten in wilden Orgien. Neben Unmengen von Wein kamen halluzinierende Pilze und Tollkirschen zum Einsatz. Das komplette Chaos also. Diese wilden Feste wurden dann wegen der enorm hohen Schlagzahl an Skandalen irgendwann verboten. Aber das hindert ja niemanden, ein Lied dazu zu machen.

Die „Bacchanale“ von Vangelis eröffnet das Konzeptalbum „Heaven and Hell“. Vangelis war gerade in sein neues Studio mitten in London eingezogen. Er hatte mal erzählt, dass das Nemo-Studio noch im Bau war und überall Beton war, der noch nicht angerührt war und überall die Handwerker gewaltigen Lärm fabrizierten. Und mitten drin Herr Papathanassíou, der an einer neuen Platte bastelte. Und genau so, wie sich das vielleicht jetzt liest, ist das Album auch geworden.

Vangelis spielte und klimperte alles mögliche zusammen, was ihm gerade in den Sinn kam. Heraus kam Chaos, unterbrochen durch die herzzereißende Sterbe-Ballade „So long ago, so clear“ gemeinsam mit Jon Anderson. Mit ihm spielte er auch später das weltbekannte „I’ll find my way Home“ ein. Das Album „Heaven and Hell“ besteht aus viel Improvisation, Düsternis und epischen, donnernden Chören. Und alles beginnt mit eben jener „Bacchanale“.

Das Lied

Na klar, ich kann jetzt nicht damit um die Ecke kommen und ein offizielles Video zum Lied anbieten. Das ist auch gar nicht notwendig. Stellt euch einfach das Alte Rom vor, wie es mit Festen, Saufgelagen, Sexorgien und all dem Chaos unterging. Wenn man so will, hätte Roland Emmerich das Video produzieren können. So aber haben wir das Cover, das auch für die „Best of Vangelis“ in der DDR verwendet wurde. Und wir haben dieses unheilvolle Stück Musikgeschichte.

Bacchanale
Dieses Video auf YouTube ansehen.
Datenschutz gewährleistet durch WordPress-Plugin "WP YouTube Lyte"
Vangelis – „Bacchanale“

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert