Dunkelheit und ihre Lieder

„There’s a darkness on the edge of town“, sang Bruce Springsteen 1978. Gibt es sie, die Dunkelheit am Rande der Stadt? Was ist damit gemeint? Bei Bruce Springsteen ist es die Geschichte des Pechvogels, der Frau und Geld verloren hat und sich mit Autorennen über Wasser hält. „Erzähl ihr von der Laterne unter Abram’s Bridge und sag ihr, dass es dunkel ist am Rande der Stadt“. Lasst uns mal über solche Lieder austauschen. Und was Dunkelheit bedeutet.

Was ist Dunkelheit?

„Ich glaube, es ist dunkel, und es sieht nach Regen aus“, so beginnt eins der für mich besten Lieder der Musikgeschichte. Dunkelheit kann vieles bedeuten: Das Licht ist aus. Das Wetter ist schlecht. Es gibt auch eine gefühlte Dunkelheit, die ich mal ansatzweise kennenlernen musste. Ich will mir gar nicht vorstellen, wie das für Menschen ist, die damit tagtäglich leben müssen. Es gibt sie also in unzähligen Facetten.

Wenn es im November – oder so – draußen nur nasskalt, neblig und quasi immer dunkel ist, dann macht das schon etwas mit einem. Der Mensch braucht schon die Helligkeit, als ob wir Menschen irgendwelche Pflanzen wären. Wir blühen ja quasi im Sommer auf. Da kann man viel daher reden von wegen „geheimnisvolles Dunkel“ oder so. Im Allgemeinen mögen wir Menschen die Dunkelheit nicht so sehr. Da ist der Tommi nicht der Einzige.

Lieder über das Dunkel

„Hello darkness, my old friend“, reimte Paul Simon auf dem Klo. Daraus ist mit „Sound of Silence“ eins der einflussreichsten Lieder aller Zeiten geworden. Und eine Cover-Version führte zum mit Abstand erfolgreichsten Blogartikel hier. Das Lied behandelt die Unfähigkeit von Menschen, miteinander zu reden, was zur Unfähigkeit zur Liebe führt. Und wer das nicht kann, der trägt nun einmal die Dunkelheit mit sich herum.

1989 kam Joe Cocker mit der Bryan-Adams-Komposition „When The Night Comes“ um die Ecke. Er will derjenige sein, zu dem sie rennt und der für sie da ist, wenn die Nacht hereinbricht. Das Lied über den Abschied mit der Beteuerung, dass es nicht so lang dauern wird, bis er wieder da ist, war der letzte große Hit des Sängers aus Sheffield. Und so geht es eben auch positiv, wenn es mal um die Dunkelheit geht.

Eins der schönsten Lieder über die Dunkelheit kommt von Karat: „Wirft die Nacht die Schatten ins Fenster, lieg ich wach, und ich flieg mit meinen Gedanken aus dem Tag“. In der Dunkelheit kannst du nämlich auch träumen. In der DDR hast du dann auch von fernen Ländern geträumt. „Hab den Mond mit der Hand berührt“ stammt aus dem DDR-Sehnsuchts-Album „Fünfte Jahreszeit“ und ist bis heute der Soundtrack der Vorwende-DDR.

Was ich damit sagen will? Nein, die Dunkelheit muss nicht immer düster sein. Wenn Robert Smith im Plainsong davon singt, dass es dunkel ist und nach Regen aussieht, erzählt er auch, dass Mary, seine Frau, immer sein Licht sein wird. Die Dunkelheit ist natürlich auch immer eine Metapher, aber man kann sie ja auch positiv besetzen. Dann ist sie auch eine Art Trost für alles mögliche. Und wenn es zu viel ist, dann brauchst du etwas, um deinen Weg raus zu finden. Der ging bei mir so:

Es ist auch, was ihr daraus macht

Klar, ich werde jetzt nichts über Krankheiten erzählen. Ich habe selbst mal – wie ich gerade geschrieben habe – in ein Loch geguckt, aber in kein so tiefes wie manch anderer. Mir steht es also nicht zu, darüber in irgendeiner Weise irgendwas zu erzählen. Aber sonst? Ja, ich kann viel über den November jammern, aber der geht ja auch vorbei. Ich kann auch über die Nacht jammern, die ist aber auch irgendwann zu Ende. Es ist ja wirklich so, dass man aus der Dunkelheit etwas machen kann.

Das haben A-ha 1993 aufgezeigt. Einfach ins Auto, Scheiben runter, Musik ganz laut und abhauen. Ja, Leute, es geht auch optimistisch. Und das ist bemerkenswert, da die Band zu der Zeit faktisch am Ende war. Es war damals Zeit, sich loszureißen, die Fesseln zu sprengen. Und am Ende gilt: Die Nacht ist für alle dunkel. Also macht das Beste draus. Auch wenn ihr die Dunkelheit nicht mögt. Sie geht für viele oftmals vorbei.

Einfach mal weitersagen

6 Gedanken zu „Dunkelheit und ihre Lieder“

  1. Mit der dunklen Jahreszeit, sobald das Herbstleuchten vorbei ist, habe ich auch immer so meine Schwierigkeiten. Umso schöner fühlt sich ja dann meist der Frühling an.
    Aber wie du sagst, ist alles irgendwie eine Einstellungssache, auch wenn es nicht immer leicht ist.

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  2. Durch die Umstellung von Sommerzeit auf Standardzeit (merke – es gibt KEINE Winterzeit) ist es dann am Abend schlagartig dunkel – ich hab damit jedes Jahr mehr Probleme und falle in ein depressives schwarzes Loch, zumal ich ohnehin kein Freund der Sommerzeit bin.
    Mein momentaner Favorit in Musik ist „In The Dark“ von Purple Disco Machine & Sophie And The Giants (was ein Bandname).

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  3. Moin, ich bin tatsächlich eine der eher seltenen Personen, die im Sommer rappelig wird, die im Herbst aufblüht und der der Winter nichts ausmacht. Mir ist bewusst, dass ich damit in der Minderheit bin ;) Aber es ist auch komisch, wie wenig es gesellschaftlich gern gesehen ist, sich über den Sommer zu beklagen. Und wie du sagst, es geht alles vorbei.

    Und ich stimme dir zu, mit der richtigen Musik geht eine Menge viel besser. Offensichtlich hat auch gerade die Konfrontation mit der Dunkelheit viele Menschen zu besonders schönen Kompositionen inspiriert.

    Danke für dein Statement und liebe Grüße
    Angela

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