Ein Fork ist eine Abspaltung von irgendwas. Das ist bei einem Musik-Fork nichts anderes. Damit habe ich neulich einmal herum experimentiert. Ich habe das zwar nicht für sinnvoll erachtet, aber wenn einem die anderen Nutzer auf BandLab erzählen, dass das so üblich ist, macht man das einfach mal. Ich wollte halt sehen, wohin mich das führt. Wir schauen uns einfach mal an, was dabei herauskam. Es kann ja sein, dass das irgendwen interessiert.
Was verstehe ich unter einem Musik-Fork?
In der Lagerfeuer-Romantik von Mastodon wird immer wieder LibreOffice als „Ersatz für Office 365“ genannt, was natürlich Quatsch ist, aber das ist nicht das Thema. Jedenfalls ist eben dieses LibreOffice ein Fork, eine Abspaltung von OpenOffice, nachdem dieses von Oracle aufgekauft wurde. Und OpenOffice wiederum ist eine frühere Abspaltung von StarOffice. Alles ist ein einziger Fork. Warum sollte es also keinen Musik-Fork geben?
Wie ihr wisst, bin ich im BandLab registriert. Das nun mittlerweile seit 4 Jahren und ein bisschen. Jedenfalls habe ich mich immer gewundert, wie es dazu kommt, dass dort Nutzende zig tausende Follower haben. Ja, BandLab ist tatsächlich etwas größer, aber in Deutschland kaum verbreitet. Ich dachte, die haben – was man dort machen kann – für eine höhere Reichweite Geld bezahlt. Das kann zwar sein, aber es ist auch etwas anderes möglich, nämlich ein Musik-Fork.
Ich habe mich mit einer Musikerin und quasi einer ganzen Musik-Community aus Belarus ausgetauscht. Ja, igitt, ich hör’s schon. Aber das sind auch nur Menschen. Jedenfalls geben diese Musiker viele ihrer Stücke frei, dass andere Musiker daraus einen Fork machen können. Ein eigenes Stück, einen Remix, was auch immer. Und genau das verstehe ich dann halt unter dem Begriff Musik-Fork. Das mag für andere nicht treffend sein, das ist aber nicht mein Problem.
Funktioniert das denn?
Ich kann mir da nicht wirklich ein Urteil erlauben. Bis ich die Software gewechselt habe und meine Musik mit Ableton mache, habe ich direkt in BandLab Studio gearbeitet. Von den damals erstellten Stücken habe ich mir das eine oder andere geschnappt und den Schalter auf „Forkable“ in den Einstellungen des Tracks geschoben. Das sieht dann so aus wie hier, wenn ihr auf diesen Link zum Beispiel klickt.
So habe ich das mit einigen alten Tracks gemacht. Und ich dachte mir: Nimm was ganz neues, das du noch nicht veröffentlicht hast, hau das beim BandLab raus und aktiviere, dass andere einen Musik-Fork daraus machen. Nun, ob das jetzt an meinem musikalischen Stil liegt oder nicht, weiß ich nicht. Jedenfalls ist die Resonanz überschaubar. Ich habe ja selbst mal einen Musik-Fork gebastelt. Der Sängerin hab ich geschrieben: He, ich mache aus deinem Stück einen Remix. Das blieb bei mir aus.
Bis heute zählt mein Remix zum Erfolgreichsten, was ich auf BandLab veröffentlicht habe. Leider nur da, weil die rechtlichen Fragen vom Verlag der ursprünglichen Band nicht beantwortet wurden (Die Sängerin auf BandLab hatte das auch nur gecovert). Deshalb kann ich das nirgendwo sonst raushauen. Warum das mit dem Musik-Fork bei mir nicht funktioniert, weiß ich nicht so richtig. Einer kam wegen des ganz neuen Stücks an und sang von schief nach schräg was darüber, aber das zählt nicht.
Forking ist auch ein bisschen wie Zusammenarbeit
BandLab hatte es bereits im Jahr 2021 erklärt: Bei einem Musik-Fork erteile ich als Rechteinhaber anderen die Lizenz, meinen Track zu nutzen, wie sie es wollen. Das macht man vielleicht, um anderen Kreativen die Möglichkeit zu geben, etwas eigenes daraus zu basteln oder – wie ich vor einem Jahr mit der wundervollen Sarah Cleary – einen Remix aus dem fertigen Song zu bauen. Das war damals der Ausgangspunkt (und nicht der Remix von mir).
Es ist also schon ein bisschen wie Zusammenarbeit. Grob gesagt, interpretieren andere Musiker dein Stück neu. Allerdings ist so etwas immer eine rechtliche Grauzone. Wenn ich das bei einem meiner Tracks erlaube, ist das in Ordnung. Aber ich kann nicht einfach hergehen und ein beliebiges Stück remixen. Da gibt es immer Advokate, die mir da auf die Finger hauen könnten. Die Lage ist da echt unheimlich kompliziert.
Tja, und weil ich echt stolz bin, was ich da mit dem ganz neuen Stück fabriziert habe, habe ich es halt deaktiviert, dass andere daraus einen Musik-Fork bauen. Meine Musik, meine Regeln. Es hat sich ja eh niemand gemeldet, der da was draus machen will, mal von dem Typen abgesehen, der nicht einen Ton getroffen hatte. Und so habe ich das Stück jetzt vorbereitet, dass ich es ohne Neuinterpretation / Remix von anderen demnächst als Single veröffentliche.
Schade, ich hätte mir da schon ein wenig mehr Resonanz erwartet. Vielleicht liegt das auch an BandLab selbst. Denn dass der eine da einen Fork basteln wollte, darüber wurde ich nicht informiert. Vielleicht haben ja zig Leute angefangen, mein Stück zu forken. Das wäre dann blöd. Aber bislang hat das mit dem Forking bei mir nicht wirklich gut funktioniert. Hat da jemand andere Erfahrungen?