Reingehört: Hurts mit „Exile“

Hurts kommen derzeit wieder über Europa. Nach den Knallern „Wonderful Life“ und „Stay“ war es ruhig geworden um die beiden Briten. Nun ist „Exile“ da. Und das kann man sich durchaus anhören.

Das Album kommt schwarz daher. Und so düster kommt auch der Opener daher, das Titelstück „Exile“. Man jammert zu sphärischen und teilweise schrägen Tönen aus Keyboard und Gitarre über das Exil. Ein lauter und verstörender Opener. Nichts für diejenigen, die sich an das kraftvolle „Wonderful Life“ erinnern.

Der zweite Track, „Miracle“, kommt fast an die Desintegration-Ära von The Cure heran. Daran merkt man, dass Hurts den New Wave wiederbeleben, aus der auch Robert Smith und Co. stammen. Tiefe Gitarren, Theo Hutchcrafts hohe Stimme und kraftvolles Schlagzeug bestimmen das Lied. Das war auch gleich die erste Single des Albums.

Und dann kommt der Mann mit dem Traumsand. „Sandman“ klingt unheilvoll. Sphärisch, getragen mit leichtem Arpeggio soll der Sandmann ein Lied singen. Und die Ungeheuer verjagen. Großartig.

Mit „Blind“ kommt dann ein Lied um die Ecke, dass sich nahezu perfekt als zweite Single eignen würde. Und die Kritiken haben Recht, man kann sich irgendwie dem Charme des Liedes mit dem hohen Wiedererkennungswert und dem Klang von Coldplay und Take That nicht wirklich entziehen. Ein nahezu perfekter Popsong.

„Only you“ zieht mich gleich von der ersten Note in seinen Bann. Erinnerungen an „Wonderful Life“ werden wach. Und eine Prise Wolfsheim kommt zu Gehör. Und das, obwohl Leute behaupten, das Lied würde nach Erasure klingen. Nein, es klingt in erster Linie nach Hurts.

„The road“ ist voll von einer tristen und eiskalten Schönheit, wie sie nur der Winter hervorbringen kann. „When I open my eyes, you dissapear“ ist die zentrale Zeile des Textes. Es geht um Traumwesen und um Fremde. Das Lied könnte einen hohen Zuspruch von der Gothic-Welt erfahren.

Mit „Cupid“ wird die Geschwindigkeit wieder höher gedreht. Man vermutet fast einen Hauch Savage Garden in dem eiskalten Lied, aber es geht um Unterwerfung aus Liebe. Solche Themen hatte die inzwischen aufgelöste australische Band ja nie.

Dann geht es in himmlischen Sphären mit „Mercy“. Das Thema ist aber auch hier wieder die Unterwerfung. Der / die Angesprochene soll nicht um Gnade winseln. Es kommt noch so viel Schmerz. Ein Lied, das ganz genauso gut auf das Album „Song of Faith and Devotion“ von Depeche Mode gepasst hätte.

„The Crow“ ist eine bittersüße Ballade. Ein sehr gelungenes Werk über vergangene Zeiten. Ich finde, dieses Lied ist eins der absoluten Highlights des Albums. Die Krähe in dem Lied könnte das eigene Gewissen sein. Es handelt sich um einen sehr symbolischen Text.

Die nächste Ballade „Somebody to die for“ ist so eine typische Ballade. Kraftvolles Schlagzeug, Streicher und Piano sind die bestimmenden Elemente. Und über allem thront Theos Stimme.

„The rope“ ist wieder sehr sphärisch. Es geht um ein langes, starkes Seil, mit dem sie / er herausgezogen werden soll. Ein hoffnungsvolles Stück Musik voll versteckter Energie. Sehr schön anzuhören.

In „Help“ wird um Hilfe gebeten. Er hat Angst vor sich selbst. Daher bittet er um Hilfe. Dieses melodiöse Stück trägt ein bisschen sehr fett auf. Meine persönliche Meinung ist, dass dies ein eher schwächeres Lied ist. Das kann aber jeder andere auch anders sehen.

„Heaven“ als erster Bonus-Track ist ein tanzbares, sphärisches Lied. Übertriebener Hall dominiert den Gesang. Sehr nach Achtzigerjahre klingt das Lied. Aber eben auch sehr frisch und optimistisch.

„Guilt“ ist der zweite der 2 Bonus-Tracks der Deluxe-Ausgabe des Albums. Irgendwie bin ich da ganz nah bei dem faszinierenden Jevetta Steele Lied „Calling you“ aus dem Film „Bagdad Café“. Mit sparsamster Begleitung, nur mit Piano, macht dieses Lied durchaus etwas her.

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Fazit

Wer ein Album im Stile von „Happiness“ erwartet hat, wird derb enttäuscht sein. Mit „Exile“ sind die beiden Briten deutlich gereift. Es ist deutlich kühler und düsterer gehalten als das Erstlings-Werk. Aber auch dichter und erwachsener. Ein sehr gutes Album.

Wenn Sie dieses Album auch kaufen wollen, haben Sie verschiedene Ausgaben zur Wahl: Einerseits das reine Album mit 12 Liedern, das Deluxe-Album mit 14 Stücken und das Deluxe-Album mit 14 Stücken und Bonus-DVD, auf der sich ein Film namens „Rossia“ befindet.

Das Album gefällt durch seine Gereiftheit. Aber es verstört auch, wer bisher von Hurts „Wonderful Life“ kannte. Es ist so komplett anders im Vergleich zum ersten Album. Ich gehe davon aus, dass wir noch viele Überraschungen von den beiden in den nächsten Jahren erwarten dürfen.

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