Nun ist sie vorbei, die UEFA-Fußball-Europameisterschaft 2012 in Polen und der Ukraine. Ich habe während des Turniers nichts darüber geschrieben, möchte allerdings jetzt ein kurzes Fazit ziehen.
Die Politik hat bei der Euro2012 versagt wie bei sonst keinem sportlichen Wettbewerb in letzter Zeit. Ja, man sagt, dass Politik beim Sport nichts zu suchen hat. Aber gerade in der Ukraine ist das ein wenig differenzierter zu betrachten.
Die Haftbedingungen für Julija Timoschenko haben sich durch die Euro2012 nicht verbessert. Sie ist weiterhin krank und müsste professionell behandelt werden. Deshalb wollte man von politischer Seite eigentlich des Wettbewerbs fernbleiben, ist dann aber doch gekommen. Und über Kiews Straßenköter verliert auch niemand mehr ein Wort.
Darüber hinaus wurde – weil das gemeine Wahlvolk und Stimmvieh eh gerade fußballbesoffen war – der zukunftsferne Fiskalpakt und der ESM eingegossen. Wenn nicht irgendwelche Klagen in Karlsruhe beim Bundesverfassungsgericht aufgelaufen wären, wären beide unsinnigen Beschlüsse ratifiziert worden, während das Wahlvolk über Löw, Schweinsteiger und Podolski diskutiert.
Ach ja, ansonsten gab es ja auch noch die Türkei, die sich nun mit Syrien angelegt hat. Kommt es nun nicht mehr ständig zu Aggressionen zwischen Israel und Libanon, müssen aber trotzdem in der Region die Klingen gewetzt werden. Klar, man muss sich des Frusts entledigen, weil man mit dem türkischen Verband nicht an der Euro2012 teilnehmen konnte.
Sportlich gab es auch so einiges zu sehen. Da waren glücklose Niederländer, die trotz des schier unglaublichen Staraufgebots der Robbens, Snejders, Van der Vaarts etc. nicht über die Gruppenphase hinaus kamen. Da waren Engländer, die eher mit sich selbst haderten statt sinnvoll am sportlichen Wettstreit teilzunehmen. Da waren Franzosen, die wieder einmal gezeigt haben, was man schon von ihnen wusste: nicht viel.
Nun ja, und übrig geblieben sind dann eben die mit angeschlagenen Staatsfinanzen gesegneten Länder Spanien, Portugal, Italien und Griechenland und mittendrin Deutschland als Krösus. Das Finale bestritten die Teams ohne (Spanien) gegen zwei (Italien) Stürmer. Das deutsche Team spielte ein gutes Turnier, außer dass Podolski und Schweinsteiger weit hinter ihrer Form blieben und Joachim Löw im Spiel gegen Italien den einen oder anderen Patzer in der Aufstellung hinlegte.
Im Finale kegelten die Spanier ohne Stürmer die Italiener mit zwei Stürmern mit insgesamt 4:0 vom Platz. Somit haben sich zwei Systeme durchgesetzt. Löws System mit einem Stürmer ist auch recht erfolgreich. Auch die meisten anderen Teams spielten so. Dass es aber äußerst erfolgreich mit einem anderen System klappen kann, zeigten die Gewinner und damit die Verteidiger des Titels.
Alles in allem ist Spanien durch bleibende Konstanz verdient Europameister geworden. Und Löw muss sich nicht hinterfragen, ob er noch der Richtige ist, denn das ist natürlich der Fall. Wegen eines Fehlers wirft man nicht einfach den besten Bundestrainer in der Geschichte des DFB vor die Tür.
Wenn man nämlich so verfahren würde, müsste man mit der ganzen politischen Riege, die angeblich zum Abwenden von Schaden angetreten ist, ganz genauso vorgehen. Aber schauen wir nach vorn: Im Jahr 2013 haben wir – wenn nichts dazwischen kommt – endlich Bundestagswahlen. Und 2014 gibt es dann – mal wieder – einen Angriff des DFB-Teams auf einen Titel mit der WM in Brasilien.
Dann können wir uns auch sicher das neue UNESCO-Weltkulturerbe, nämlich die Megastadt Rio de Janeiro, ansehen. Ist das nicht ein Grund, sich auf die Zukunft zu freuen? Und wenn nicht, finden wir sicher irgendein anderes Thema.