RB Leipzig, Meinungsdiktatur, unterbundene Kritik

Sportlich läuft bei RB Leipzig alles glatt. Also darf man auch mal auf Zwischentöne hören. Und hier sieht es so aus, als humpelte da einiges dahin. Jetzt will ich nicht den Fehler machen und alles beim Leipziger Erstligisten in Frage stellen. Allerdings stelle ich in Frage, unter welchem Stern der Club geführt wird. Mit Kritik kann alles, was unter „Red Bull Global Soccers“ läuft, scheinbar nicht viel anfangen. Demzufolge dann auch nicht mit Satire. Aber es ist schon Satire, wenn der Red Bull-eigene Sender Servus TV ein komisches, nationalistisches Bild abgibt, der Fußball aber die Welt erobern soll.

Ich hatte ja mal angekündigt, mich kritischer mit RB Leipzig und allem, was daran hängt, auseinander zu setzen. Das muss einfach sein, damit man den Club ins richtige Licht rückt. Ich stelle dabei den sportlichen Erfolg nicht in Frage. Denn es sind ja immer noch die Spielerinnen und Spieler, die da erfolgreich sind. Die Frauen von RB Leipzig sind Meister der Landesliga und nehmen langsam Anlauf, in höheren Gefilden mitzuspielen. Die Profis bei den Herren sind sicherer Zweiter in der Bundesliga. Und das ist schon aller Ehren wert.

Oder auch nicht, denn es ist zum Teil auch ein Erfolg vom FC Red Bull Salzburg. Schließlich kamen allein im Sommer 2016 mit Bernardo, Naby Deco Keita und Benno Schmitz drei Spieler vom österreichischen „Schwesterverein“. Im Winter folgte dann noch Dayot Upamecano. Und es wird wohl auch die nächsten Jahre so weitergehen. Ich halte diese Personalplanung für unmöglich. Aber das müssen sie am Cottaweg, in Walz-Siezenheim und in Fuschl selbst wissen. Klar ist, dass da eine schlagkräftige Truppe beisammen ist. Aus aller Herren Länder.

Und plötzlich fällt der Blick auf den Haussender im Red Bull-Imperium, Servus TV, der schon mal eingestellt werden sollte, weil Red Bull keine Lust mehr darauf hatte. Neben einer Vielzahl von Sportsendungen kommen dort immer wieder Talks zustande, auf denen Gäste – auch Sportler – teils sehr krude Ansichten verbreiten. Nicht umsonst wird der Sender mehr und mehr ins populistische Spektrum versetzt. Das mag am Programmchef liegen. Aber Besitzer Red Bull – und damit auch Dietrich Mateschitz – hätten hier einwirken können, ja müssen.

Aber das wird wohl nicht passieren. Denn der Gründer der Limonaden-Firma, der reichster Österreicher ist, kommt mit einigen sehr unschönen Äußerungen um die Ecke, die die heile Welt rund um RB Leipzig gewaltig einstürzen lassen. Denn der Verein vom Cottaweg gilt als weltoffen, gewaltfrei, humanistisch. Zumindest die Fans sind als solche bekannt. Sie bekommen schon von anderen Fangruppierungen gewaltig Gegenwind, das brauchen sie nicht noch in den eigenen Reihen. Und hier macht Mateschitz gerade ziemlich viel kaputt.

Denn Mateschitz fabulierte jüngst von Meinungsdiktatur, Elitenbevorzugung, politischer Opportunität und derartigem. Er beschwerte sich über offene Grenzen, verbreitete Angst, nahm sich heraus, den Begriff „Flüchtling“ definieren zu wollen, und all das. Es mag sein, dass Dietrich Mateschitz einfach nur polarisieren will und eben nicht mit glatt gebügelter politischer Korrektheit um die Ecke kommen will. Aber gerade in Bezug auf die Außendarstellung, die er damit auch RB Leipzig verpasst, darf man dies ruhig auch kritisieren. Didi, das gehört sich einfach nicht.

Mateschitz wirkt dabei wie so ein Reichsbürger, der eine große Weltverschwörung wittert. Und damit wird das gesamte Red Bull-Imperium negativ belastet, unabhängig von der Stiftung zur Rückenmarkforschung, Wings for Life. Und irgendwie erschüttert das gerade die Welt der Fans von RB Leipzig. Sie wollten nie wieder etwas mit rechtem Gedankengut zu tun haben, wollen sich von Rechtsextremismus abwenden, wollen offen für alles und jeden sein. So offen ist aber der Club gar nicht, dem sie zujubeln.

Denn Kritik ist nicht gern gesehen. Politische Spruchbänder im Stadion, selbstbestimmte Aktionen und Strukturen der Fans im Stadion auch nicht. All das wird sofort energisch sanktioniert. Und wenn man nun kritisieren würde, dass Dietrich Mateschitz das Tun von Präsident Donald Trump ganz okay findet, könnte vielleicht schon ein Stadionverbot drohen. Das ist eine Außendarstellung, die nicht gut ist. Die neuerdings fehlende Akzeptanz des Vereins, dass Selbstbestimmtheit, Weltoffenheit und dergleichen nichts mit den Werten Clubs zu tun haben, wecken ein ganz flaues Gefühl.

RB Leipzig hatte zwar ausgeschlossen, sich jemals von Red Bull lösen zu können (vielleicht wollen sie aber auch nicht?). Aber angesichts solcher Entwicklungen ist es dringend angezeigt, dass sich der Club, will er in Leipzig seinen Zuspruch behalten, anderweitig umschaut. Rechtes und nationalistisches Gedankengut hat im Sport nichts zu suchen, auch nicht bei RB Leipzig. Und in Leipzig auch bloß nicht. Mateschitz hat hier eine Schwelle überschritten, die man hier eigentlich vergessen hatte.

One Reply to “RB Leipzig, Meinungsdiktatur, unterbundene Kritik”

  1. Mateschitz wirkt wie ein Reichsbürger? Mateschitz fabuliert…?

    Man muss schon ideologisch sehr verblendet sein oder aber an Wahrnehmungsstörungen leiden, wenn man sich in Bezug auf das Interview von Mateschitz zu solchen Sätzen hinreißen lässt. Insbesondere die letzten zwei Jahre haben gezeigt, dass sich ganz andere Leute als Herr Mateschitz anmaßen, den Begriff „Flüchtling“ zu definieren!

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