Wehe, so einer wie Jérôme Boateng

Was denkt sich unsere absolute Lieblingspartei in Bezug auf Sportler? So einer wie Jérôme Boateng hat da nichts zu suchen. Er sieht wohl nicht arisch genug aus. Zumindest so einer wie Alexander Gauland, schließlich Vize der Alternative für Deutschland, sieht das so. Denn wehe, so einer wie Boateng wäre in seiner Nachbarschaft. Boateng mag ganz passabel Fußball spielen können, aber in der Nachbarschaft hat der nichts verloren. Gauland, schäm dich.

Ja, ich mag nun wieder für viele als „linksgrün versifft“ gelten. Aber im Prinzip ist mir das herzlich egal. Mit welchem Recht greift so einer wie Alexander Gauland den Fußball-Nationalspieler und so ziemlich besten Verteidiger der Welt, Jérôme Boateng, an? Ich meine, die Tage haben die Fritzen von PEGIDA schon Boateng und Co. angegriffen, weil der Werbepartner der Nationalmannschaft, Ferrero, mit Kinderbildern der Nationalspieler auf der Kinder-Schokolade wirbt. Und nun treibt es der quasi politische Flügel der PEGIDA noch etwas weiter.

Hätte sich Gauland nur mal informiert: Jérôme Agyenim Boateng wurde am 03.09.1988 in Berlin geboren. Seine Mutter war deutsche Flugbegleiterin, sein Vater stammt aus Ghana. Er hat den fast genau so berühmte Bruder Kevin-Prince und noch zwei weitere Geschwister. Jérôme wurde in Berlin geboren, wuchs in Deutschland auf, hat die deutsche Staatsbürgerschaft und ist einer der besten Nationalspieler der deutschen Nationalmannschaft. Und der Republik-Flüchtling Alexander Gauland beschimpft Boateng aufs Übelste.

Die Leute finden ihn als Fußballspieler gut. Aber sie wollen einen Boateng nicht als Nachbarn haben.

Das sagte der ultrakonservative Publizist und ehemalige CDU-Angehörige. Im Gegensatz zu Boateng hat Gauland aber sein Heimatland verraten und ist geflohen, als ihm der Arsch zu sehr brannte. Im Gegensatz zu Boateng ranken sich um Gauland in der Vergangenheit immer wieder irgendwelche Stories und Skandälchen. Wer ist also eher ein Deutscher, der Respekt verdient? Was andere Politiker über die Gauland-Aussage denken, findet man zum Beispiel beim Bundesjustizminister Haiko Maas:

Ja, Alexander Gauland ist einfach nur ein schlechter Nachbar. Aber nicht nur das, in meinen Augen ist der auch ein schlechter Deutscher. Denn Deutsche behandeln andere Deutsche mit Respekt. Und Gauland missbraucht einen anderen deutschen Staatsbürger für billige Stimmungsmache. Gauland argumentiert menschenverachtend und unwürdig. Man trampelt nicht auf anderen Menschen wegen irgendwelcher halbgarer Polemik herum.

Offenbar ist selbst der Alternative für Deutschland der gequirlte Unsinn von Gauland peinlich, denn die Chefin Frauke Petry hat sich öffentlich entschuldigt. Aber wer weiß, vielleicht wollte Gauland ja auch nur die Aufmerksamkeit der Fußball-Fans für die AfD gewinnen? Als ob Fußball-Fans dummes Brüll-Volk sind, denen man mit wilden Parolen kommen muss, damit die einen überhaupt wahrnehmen. Wer kann das schon abschließend beurteilen, was dieser Mensch sich dabei gedacht hat.

Am Ende zeigt sich aber, was das Alles sollte, und es entlarvt die AfD immer weiter: Es werden wilde Parolen gebrüllt, die bar jeglicher Realität sind. Damit wird Stimmung erzeugt, und über die Partei wird gesprochen. Es dabei völlig egal, ob hinter den teils sehr kruden Argumenten auch nur ein Hauch Ernst steckt. Hauptsache, die Stimmung passt. Eins ist mal sicher: Die allergrößte Mehrheit der Deutschen würde lieber Boateng statt Gauland als Nachbarn haben. Aber über so einen wie Boateng kann man ja schimpfen, oder?

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