Bonitätsauskunft und Anwälte

Ich habe nichts zu verbergen – Überall liest man es, jeder denkt so. Aber irgendwann muss man eine Bonitätsauskunft vorlegen und denkt anders. Sie haben sicherlich alle schon mal von bekannten Auskunfteien gehört. Was die so treiben, weiß man im Allgemeinen nicht. Und ich möchte mich da auch nicht in das Reich der Spekulationen begeben. Aber eins ist klar: Wer sich da auf so eine Auskunftei verlässt, erhält irgendwann ein unscharfes Bild. Und wer etwas darüber erzählt, kann es sehr schnell mit den Herrschaften der Advocatswirtschaft zu tun bekommen.

Na gut, ich nenne Ihnen mal was: Sie wollen sich eine neue Wohnung anmieten. Ich kenne noch Zeiten, da hat es ausgereicht, wenn man da einen Wisch ausgefüllt hatte, in dem alle relevanten Daten standen. Mittlerweile ist es usus, dass sich der „Bewerber“ (Wie ich so etwas hasse, ich bin bestenfalls Interessent!) mit solchen Dingen wie Gehaltsnachweisen und so etwas herumschlagen muss. Und eben auch der berühmten SCHUFA-Auskunft.

Ich habe mir mal meinen Auszug geholt. Nun ja, ich könnte das jetzt ausbreiten. Aber ich lasse das. Wie auch immer. Jedenfalls kann so eine SCHUFA-Auskunft über das Wohl und Weh eines Verbrauchers entscheiden. Und dabei rede ich nicht mal von überteuerten Krediten oder so etwas. Ich rede davon, dass man vielleicht eine Wohnung anmieten will. Und dann steht da irgendwelcher Kram drin, von dem man selbst keine Ahnung mehr hat, wie ich erfahren habe. Und letztlich kommt es zu keinem Mietvertrag. So etwas meine ich.

In einem solchen Auszug, den sich jeder anfordern kann, der ein berechtigtes Interesse hat, stehen alle möglichen Dinge drin. Daran muss sich der Verbraucher nicht mal mehr erinnern können. Denn es gibt immer wieder Berichte, dass solche Scoring-Auszüge nicht unbedingt aktuell gehalten werden. Und die Einträge können wohl auch entstehen, weil irgendwer denkt, dass ein Eintrag erfolgen muss. Sprich: Man hat Interesse an einem Kredit und unterhält sich da mit der einen oder anderen Bank. Letztlich könnte dieses Interesse in einem SCHUFA-Eintrag münden. Und den fordert sich dann eine weitere Bank an und lehnt das Kredit-Ersuchen ab, weil der Verbraucher nicht kreditwürdig ist.

Aber es ist eben nicht nur die SCHUFA. Klar, die ist die bekannteste Auskunftei. Mir fallen da noch Creditreform, Arvato und Co. ein. Bei jeder kann das passieren. Nun heißt das nicht gleich, dass komplett aufgedröselt alles an irgendwen mit berechtigtem Interesse geht. Ich habe gehört, dass eine einfache Auskunft wohl lauten würde: Eintrag vorhanden: Ja / Nein.

Jedenfalls kann man da schnell Anwaltspost bekommen, wenn man darüber berichtet. Ich habe eher ein mulmiges Gefühl, wenn ich an solche Auskunfteien denke. Es wirkt irgendwie so, als ob das Treiben rund um solche Bonitätsauskünfte aus datenschutzrechtlicher Sicht nicht ganz einwandfrei ist. Und da weiß ich jetzt nicht, ob die deutsche Politik da irgendwas zu unternehmen gedenkt. Aber ich denke eher nicht, da die Interessen von Unternehmen hier höher gestellt werden als der Datenschutz.

Ich möchte solchen Auskunfteien nichts bösartiges unterstellen. Aber man muss doch eigentlich nur den Datenfluss beobachten. Ich hatte mich mal umgemeldet. Daraufhin erhielt ich von allerlei eigenartigen Anbietern Post. Nicht, dass meine Stadtverwaltung Daten verkauft. Oder doch? Und dann erhielt ich Post von irgendeiner Berater-Firma. Welche, weiß ich nicht mehr. Die wollten mir bei der Bewältigung der Nach-Insolvenz-Zeit behilflich sein. Das würde „nur“ den Betrag von […] kosten. Aber woher wollten die das denn wissen? Klar, ich erhielt die Post ein paar Tage nach Abschluss der Wohlverhaltensphase der Privatinsolvenz.

Man will nicht darüber nachdenken, was mit den Daten passiert. Aber eigentlich kann es ja nur so sein, dass die Stadtverwaltung an Adressdienste Adressen verkauft, deren Listen nicht nur Werbebuden sich an Land ziehen sondern auch irgendwelche Berater-Buden. Und die gleichen mit so einer Auskunftei ab, ob da irgendwas vermerkt ist. Und dann treten die an den potentiellen Kunden – oder so – heran.

Datenschutz ist ein hohes Gut. Und ich will niemandem irgendwas unterstellen. Aber wenn es eine solche zeitliche Abfolge gibt, dann glaubt man irgendwie nicht an Wunder oder Zufälle. Das Blöde ist eben nur, dass im Falle der SCHUFA auch schnell mal eine Anwaltskanzlei böse Briefe verschickt. Aber ist es dann nicht auch so, dass da schnell mal der Streisand-Effekt entstehen kann? Und dass man ein mulmiges Gefühl bei solchen Auskunfteien bekommen kann, wird eben auch durch solche Berichte bestätigt. Oder etwa nicht?

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