Das Chaos unterm Dach

„Jetzt ist der Uhle auch ein Nazi.“ Ist es wirklich so einfach, jemanden als Nazi zu beschimpfen, wenn man das Eine oder Andere kritisch hinterfragen will? Machen wir es uns nicht ein wenig zu leicht mit allem? Das Thema Flüchtlinge entzweit die Gesellschaft, das ist mir klar. Und man findet nicht so sehr viele Menschen, mit denen man einer Meinung ist. Deshalb ist es so schwierig, etwas zu dem Thema beizutragen, ohne dafür vom Mob durchs Dorf gejagt zu werden. Ich will aber dennoch mal etwas zu den Zuständen in Flüchtlingsunterkünften aufschreiben.

Die Flüchtlingsunterkunft ist ein Saustall

Natürlich gibt es Menschenrechte. Wir können froh sein, dass sie eingehalten werden. Zu diesen Menschenrechten gehört es auch, Schutzsuchende aufzunehmen. Das ist in Deutschland geschehen. Schon darum gab es heftige Diskussionen, und nicht wenige wollten die Schutzsuchenden sofort wieder rausschmeißen. So geht das ja nun nicht. Aber es geht in meinen Augen ebenso wenig, dass Flüchtlingsunterkünfte vermüllt werden, wie es immer mal wieder zu hören ist.

Es gehört sich einerseits nicht, dass Flüchtlinge dort oftmals keinerlei Privatsphäre haben und die Sanitärräume schlecht nach Geschlechtern getrennt sind. Das stellt mit Sicherheit ein großes Problem in manchen Kulturen dar. Und wenn im Islam Frauen und Männer getrennt beten, werden die sich nur schlecht überwinden können, Waschräume zu teilen. Und es ist wohl auch so, dass die Hygiene der Räumlichkeiten zum Teil abenteuerlich ist. Das hat Deutsche Institut für Menschenrechte (DIMR) berichtet (PDF-Download).

Organisatorische und bauliche Mängel muss man auch als Flüchtling nicht hinnehmen. Ich meine, für die Beseitigung der Mängel ist schon das aufnehmende Land zuständig. Aber dass die Unterkünfte zum Teil komplett in Dreck und Unrat versumpfen, dagegen könnten auch die Schutzsuchenden etwas tun. Schließlich kommen sie aus zivilisierten Ländern. Was man immer wieder so zu lesen bekommt, klingt fast so, als würden die Schutzsuchenden nicht zur Ordnung in der Lage sein. Aber ist das zu glauben?

Ist es Jammern auf hohem Niveau?

Naja, ich halte es schon für ein Problem, dass Betreuer die Privatsphäre nicht wahren oder wahren können. Auch die Sanitär-Situation halte ich den Berichten nach für fragwürdig. Und offenbar willkürliches Verweisen aus der Unterkunft ist auch alles andere als in Ordnung. Aber was die Sauberkeit angeht, die solche Berichte wohl auch immer wieder bemängeln, die könnten schon die Bewohner selbst in die Hand nehmen. Da behaupten Leute, dass es woanders noch schlimmer wäre als in deutschen Unterkünften. Aber ist das wirklich der Fall?

Wir müssen immerhin bedenken, dass die deutsche Flüchtlingspolitik irgendwie die ganze Zeit im Hey-Joe-Verfahren ablief. Man hat einfach mal geschaut, wie weit man kommt, und hat erst dann irgendwas gemacht. Natürlich kann man es nicht von der Hand weisen, dass die letzte „Flüchtlingskrise“ einmalig nach dem Zweiten Weltkrieg war und niemand darauf vorbereitet war. Aber wenigstens irgendein Konzept hätte vorhanden sein müssen. Dann wären vielleicht verschiedene Missstände gar nicht so sehr aufgetreten. Insofern denke ich nicht, dass die Flüchtlinge auf hohem Niveau jammern.

Ich halte es nach wie vor für sehr problematisch, dass einige EU-Staaten einfach nicht mitgespielt hatten, als es um die Betreuung von Flüchtlingen ging. Dass diese letztlich von der EU verklagt werden, ist zwar gut und richtig, aber es kommt halt zu spät. Das Jammern hätte vielleicht gar nicht stattgefunden, wenn Ungarn, Polen und Co. ihrer Pflicht nachgekommen wären und bei der Bewältigung geholfen hätten. So haben sie das Elend nur verschlimmert.

Fazit

Dass sich Flüchtlinge darüber beschweren, welche Zustände in manchen Unterkünften herrschen, halte ich für gerechtfertigt. Allerdings können sie auch ein wenig dazu beitragen, dass die Verhältnisse nicht ganz so schlimm sind. Dass einschlägige Kreise auf sie eindreschen und ihnen empfehlen, sich vom Acker zu machen, ist dabei allerdings unredlich. Und dass den gleichen Kreisen nun immer wieder die Obdachlosen einfallen, die ihnen sonst herzlich egal sind, ist ebenfalls unredlich.

Jeder, der irgendwo – aus welchen Gründen auch immer – zu Gast ist, muss sich den Gegebenheiten fügen und dafür sorgen, dass nicht gleich wegen ihm der Kampfmittelräumdienst anrücken muss. Also kann man Flüchtlinge durchaus in die Pflicht nehmen, das Chaos unterm Dach zu beseitigen. Die vielen anderen Unzulänglichkeiten in den Unterkünften jedoch sind wegen der Blauäugigkeit gewachsen, dass man diese Krise einfach so meistern könne. Es gibt immer zwei Seiten einer Geschichte. Und dazwischen befindet sich die Wahrheit.

One Reply to “Das Chaos unterm Dach”

  1. Ist eben problematisch wenn Mama nicht mit ist und putzt …
    Bin mir sicher in mancher Junggesellenbude oder Studenten- WG sieht es nicht besser aus.

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