Entschuldigung, Frau Kudla, aber was ist eine Umvolkung?

Bettina Kudla hat ihren Wahlkreis in Leipzig-Gohlis, wo ich wohne. Und sie schwafelte von Umvolkung bei Twitter. Völlig ohne Erklärung oder ähnlichem. Da ich glaube, dass die CDU in Sachsen ein gewaltiges Problem hat, das unter anderem durch Äußerungen von Frau Kudla bekannt geworden ist, muss ich einfach mal ein paar Sachen fragen. Denn ich habe ein gewisses Problem mit den Einlassungen der Wahl-Leipzigerin. Ich muss ziemlich an mir halten, denn ich sehe das irgendwie anders als sie.

Sie lehnte kürzlich ab, den Völkermord an den Armeniern als solchen anzuerkennen. Denn das könne sie nicht, weil sie nicht ableiten kann, dass das Deutsche Reich vor 100 Jahren eine Mitschuld hatte. Dabei steht in der Wikipedia, dass ein Völkermord die Zerstörung einer ganzen Gruppe (national, ethnisch, religiös) ist. Ferner ist in der Wikipedia die Rede davon, dass an den Taten auch das deutsche Militär beteiligt war. Was also ist daran unklar?

Aber was meinte sie denn mit ihrer Einlassung auf Twitter, dass die Umvolkung Deutschlands längst begonnen haben soll? Derartige Äußerungen kennt man aus der Szene ganz rechts außen. Ist die Diplom-Kauffrau etwa dort anzusiedeln? Ich kann Ihnen den Tweet leider nicht zeigen, da er inzwischen gelöscht wurde. Aber er war vorhanden und wurde von der CDU-Geschäftsführung kritisiert und zurückgewiesen. Was soll das also mit der Umvolkung? Frau Kudla, bitte klären Sie mich mal auf.

Der Begriff Umvolkung stammt vom Historiker Albert Brackmann, der maßgeblich bedeutsam für die deutsche „Volkstumspolitik“ im „Dritten Reich“ war. Seit der Reichsgründung 1871 gab es so genannte Reichsdeutsche (innerhalb der deutschen Grenzen) und so genannte Volksdeutsche (außerhalb Deutschlands). Letztere seien seit dem Zeitpunkt gewaltig angewachsen. Und im Rahmen des „Generalplans Ost“ sollte es zu einer „Germanisierung des Ostraumes“ kommen und eine Umvolkung stattfinden.

So genannte „Volksdeutsche“ sollten in „Umvolkungsaktionen“ in „eingegliederten Ostgebieten“ angesiedelt werden. Und nach dem Krieg wurden „Volksdeutsche“ von den besetzten Ländern vertrieben, was auch wieder als Umvolkung bezeichnet wird. Dieser Begriff kommt immer wieder dann zum Tragen, wenn Volksgruppen umgesiedelt werden sollen. Rechtsextreme nutzen den Begriff, um Ängste vor einer „Überfremdung“ zu schüren. Und Bettina Kudla nutzt ihn auch. Daran gibt es nichts zu rütteln.

Jetzt ist die spannende Frage, was Frau Kudla mit dem Tweet wollte und warum sie angesichts früherer Einlassungen Mitglied in der CDU ist. Vielleicht erhalten wir alle einmal eine Antwort, wenn der Verlust der Sinne eben jener Frau Kudla durch das Wiederfinden derselben ausgeglichen wurde. So lang wird sich die gesamte CDU fragen, was Frau Kudla gemeint haben könnte. Die CDU in Leipzig verweigert ja schon die Gefolgschaft. Aber so hart es klingt, das wirkt, als ob das viel zu wenig ist. Und was sie meinte, erklärt sie ja nach wie vor nicht. Oder habe ich etwas übersehen?

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