Gewalt-Tsunami: Was ist mit der Welt passiert?

Mir fehlen die Worte. Was bitte ist denn auf der Welt los? Wann brach denn dieser Gewalt-Tsunami los? Und gibt es keine Möglichkeit, all das einmal aufzuhalten? Ich bin mir nicht sicher, aber man könnte denken, dass da irgendwas im Wasser sein muss. Also im Grundwasser. Aber diese Erklärung ist mir zu einfach. Meine Gedanken zu aktuellen Geschehnissen.

Was meine ich mit Gewalt-Tsunami?

Ein Tsunami ist ein plötzliches Ereignis. Wir alle haben die verfluchten Auswirkungen eines Tsunamis noch in Erinnerung, als ein solcher Südostasien kaputt machte. Oder der Tsunami, der Fukushima beschädigt hatte und damit das Ende der Atomenergie einläutete. Wörtlich bedeutet das japanische Wort tsu-nami „Welle im Hafen“.

Ein Tsunami kann verschiedene Ursachen haben. Am bekanntesten ist das plötzliche Heben oder Senken des Ozeanbodens. Es sind auch so genannte Meteo-Tsunamis bekannt, die durch enorme Luftdruckschwankungen ausgelöst werden. Sehr selten werden solche Ereignisse hingegen durch den Einschlag eines Himmelskörpers ausgelöst.

Allen gemein ist, dass das Ereignis ziemlich plötzlich auftritt. Und in den meisten Fällen werden große Schäden hinterlassen. So ist von dem Erdbeben im Indischen Ozean, das Südostasien verwüstet hatte, bekannt, dass fast eine viertel Million Menschen getötet wurden. Das Tōhoku-Beben vor Japan forderte über 19000 Tote, löste in der weit entfernten Antarktis Eisberge und löste die Fukushima-Katastrophe aus.

Also plötzliches Auftreten hat schlimme Folgen. So, wie auch die derzeitige Lage plötzlich auftritt und enorme Folgen hat. Ein Gewalt-Tsunami ist unberechenbar. Derzeit treten viele auf. Und mir fehlen die Worte, um meine Emotionen dazu auszudrücken. Aber schauen wir mal hin, was so ein Gewalt-Tsunami ist.

Gewalt gegen Religionen

So lang es Menschen gibt, gibt es auch Gewalt gegen den Glauben anderer. Am bekanntesten sind die Kreuzzüge im dunklen Mittelalter, in der mit unfassbarer Gewalt die Welt christianisiert wurde, und der Holocaust während des Zweiten Weltkriegs. Diese Wellen traten plötzlich auf, weshalb ich hier gern den Begriff Gewalt-Tsunami nutzen möchte.

Ebenso bei den Taten von Anders Behring Breivik 2011, der sich seit 2017 Fjotolf Hansen nennt. Der Rechtsterrorist verübte gleich mehrere Anschläge in Norwegen. Oder der australische Rechtsterrorist Brenton Tarrant, der im März 2019 zwei Moscheen im neuseeländischen Christchurch angriff.

Nun, im Oktober 2019, war eine Synagoge im anhaltinischen Halle an der Reihe, die von einem Rechtsterroristen aus Sachsen-Anhalt angegriffen wurde. Am höchsten jüdischen Feiertag. Die Taten in Christchurch und Halle waren auf die Prepper-Bewegung und die angeblich bevorstehende Umvolkung zurückzuführen und wurden live im Internet gestreamt.

Wieder und wieder sind andere Religionen und Kulturen die Ziele solcher Terror-Aktionen. Ich finde keine anderen Worte als „Terror“. Man leugnet den Holocaust und macht „die Juden“ zur „Wurzel aller Probleme“. All das muss doch Gründe haben. Und all das hinterlässt große Schäden in der friedlichen und zivilen Gesellschaft und bei den Opfern. Wie eben ein Gewalt-Tsunami.

Hannibal ist überall

Ich schrieb bereits über das Hannibal-Netzwerk. Diese festen Strukturen sind nicht einfach vom Himmel gefallen. Derartiges schrieb ich bereits zum NSU. Und ich wies darauf hin, dass nichts vorbei ist. Wir haben ein deutsches Kreuz, wovon das Nordkreuz, das Westkreuz und das Südkreuz bekannt sind. All diese Netzwerke bleiben existent, auch wenn sie entdeckt wurden.

Nordwestmecklenburg ist das kleine Dorf Jamel bekannt. Dort feiert man den Geburtstag von Adolf Hitler, stellt Wegweiser nach Braunau und Königsberg auf und bezeichnet sich als „Dorfgemeinschaft Jamel, frei-sozial-national“. Das ist eine Geschichte, die so vollkommen entrückt ist. Man lässt sie einfach mal gewähren. Und so kommt eins zum anderen.

Ob nun jedes Mal ein Schild „Hannibal war hier“ bei so einem Gewalt-Tsunami angebracht ist, wage ich zu bezweifeln. Aber die überall sichtbare Gewalt muss doch eine Ursache haben. Sicher, man könnte sagen, dass das in diese Hannibal-Nummer passt. Aber das ist mir etwas unsicher.

Geistige Brandstifter

Es ist eigentlich überall dasselbe. Es gibt eine ganze Menge geistige Brandstifter. Ob es Philosophen und Theologie-Wissenschaftler waren, die die Kämpfer im syrischen Bürgerkrieg anstachelten, woraus ein Terror-Regime wuchs. Oder ob es Wirtschaftswissenschaftler, Publizisten, ehemalige Offiziere sind, die die Rechtsextremen anstacheln.

Es sind die Reden vom „Erwachen“, vom „Recht durchsetzen“, vom „die da gegen uns“. Es wird Hass und Wut gesät. Dazu haben wir Staatslenker, die als geistige Brandstifter gelten können. Sie legen durch ihre Aussagen und Handlungen gesellschaftliche Brände. Und damit sind sie in meinen Augen ein großer Teil des Problems.

Schaffen sie es dann, Personen zu erreichen, die für solche Reden empfänglich sind und die solchen Dingen wie den Prepper-Netzwerken und Verschwörungstheoretikern nahe stehen, dann kann sich durchaus eine Welle entwickeln, die auch sie nicht mehr aufhalten könnten, wenn sie es denn wollen würden. Das ist dann so ein Gewalt-Tsunami, der durch „Wir werden sie jagen“ und „Kampf gegen raumfremde Mächte“ entsteht.

Wir können doch eh nichts tun

„Wir können doch eh nichts dagegen tun“, heißt es. Was soll man dann also machen? Soll man zusehen, wie die Welt immer mehr ins Chaos abdriftet? Im Moment verhalten sich Organisationen wie der Islamische Staat ruhig. Dafür hat aber die türkische Armee damit begonnen, in Syrien die Kurden auszulöschen. Auch das ist ein Gewalt-Tsunami.

Und haben vorläufig linksextreme und anarchistische Truppenteile ihre Orgien vorerst auf Eis gelegt, so greifen seit einiger Zeit rechtsextreme Terroristen um sich. Als jemand, der dann einfach Sorge hat, dass die Welt sprichwörtlich explodiert, steht man dazwischen und weiß nicht mit seinen Gedanken wohin. So kann es doch beim besten Willen nicht weitergehen.

Wer weiß, vielleicht sollte man anfangen, verbal abzurüsten. Vielleicht hilft es auch, positive Dinge heraus zu arbeiten. Ich meine das in etwa so, dass man sich nicht von Hetzern vor einen Karren spannen lassen sollte. Und man sollte vielleicht anfangen, Menschen davon zu überzeugen, dass ein friedvolles Miteinander womöglich gar nicht so etwas schlechtes ist.

Das erfordert Engagement, Mut, Durchhaltevermögen, Entschiedenheit und all das. Und es erfordert auch eine Abkehr von einer Relativierung. In Halle mag nur ein Mann geschossen haben. Deshalb ist das noch lange kein Einzeltäter. Der hat eine Organisation hinter sich. So etwas muss zerschlagen werden. Dazu braucht es mutige und schlagkräftige Truppen.

So lange man sich aber mit Sonntagsreden beschäftigt, ohne den Ernst der Lage zu erkennen, so lange wird man den nächsten Gewalt-Tsunami erwarten können. Benennt die Dinge, gebt ihnen Namen und geht dagegen vor. Sonst fackelt der Mensch auch ohne Klimakrise seinen einzigen Lebensraum ab.

3 Replies to “Gewalt-Tsunami: Was ist mit der Welt passiert?”

  1. Ich fürchte, alle Maßnahmen die ein Rechtsstaat gegen die Entwicklung ergreifen könnte, bleiben wirkungslos. Allein die Tatsache, dass Synagogen (die großen jedenfalls) immer durch Polizeikräfte gesichert werden müssen, ist verstörend und zeigt, was in unserer Gesellschaft los ist. Und das gilt, wie du richtig beschrieben hast, nicht nur für Deutschland. Mich wundert, dass der Stellenwert des Internets bei dieser Entwicklung kaum eine Rolle spielt. Immer, wenn das angesprochen wird, bekommen wir zu hören, es sei ja nur ein Spiegel der Gesellschaft. Ist es nicht! Die Entwicklung wurde mindestens durch das Internet erheblich beschleunigt, wenn die damit einhergehenden Möglichkeiten (Imageboards) nicht sogar dazu geführt haben. Das als demokratisches Mittel hochgelobte Internet zerstört unsere Gesellschaften.

    1. Hallo Horst, das ist wohl wahr. Deshalb muss man eigentlich ununterbrochen darauf hinweisen, dass nicht alle so sind. Aber wie ist denn der Gedanke, dass es nicht mal so sehr „das Internet“ ist, sondern vielmehr die geschlossenen Gruppen in irgendwelchen sozialen Netzwerken? Die frei zugänglichen Webseiten sind vielleicht nur zum Anfüttern da, und in den geschlossenen Gruppen geht es richtig ab. Die arbeiten dann wie Echokammern. Das ist ein echtes Problem.

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