Leistungsschutzrecht: Totale Absurdität

Das europäische Leistungsschutzrecht für Presseverlage, das auf dem deutschen LSR beruht, führt mal wieder zu Kopfschütteln in Europa. Und zwar mit Recht. Denn es wird mal wieder über die gesetzliche Totgeburt geredet. Und da muss man mal kurz darüber reden. Das wird zwar nicht dazu führen, dass das Leistungsschutzrecht nun nicht kommt. Aber mal schauen, ob man mitbekommt, was das für ein Quatsch ist.

Das europäische Leistungsschutzrecht

In Deutschland wurde ein Leistungsschutzrecht für Presseverlage eingeführt. Das Ganze wurde auch gern mal „Lex Google“ genannt. Es geht um Textausschnitte, die kostenpflichtig werden sollen. Ich habe mich oft genug hier im Blog über diesen Unfug ausgelassen. Suchen Sie einfach mal anhand der Stichworte, die Sie unterhalb der Artikels anklicken können.

Jeder, der irgendwas mit dem Internet zu tun hat, weiß es und reibt es irgendwelchen politischen Entscheidern ohne Unterlass unter die Nase: Das Leistungsschutzrecht für Presseverlage ist zu nichts nutze, weil es eben dem Ziel, der Google Suchmaschine, nicht schadet. Stattdessen sind kleine Linksammlungen die Opfer. Und dieser Quatsch soll auf europäischer Ebene nun kommen.

Die berühmten drei Worte…

Das ist ja alles nicht neu, das weiß ich auch. Was aber interessant wird, ist das, was man sich neuerdings ausschwitzt. Denn es ist davon die Rede, dass „kleinste Textausschnitte“ lizenzpflichtig werden können. Nun geht ein Verleger davon aus, dass „bis zu drei Worte“ lizenzfrei genutzt werden können. Ich nehme an, dass dann die Textausschnitte in den Google News so ungefähr aussehen:

  • „Wie aus gut…“ statt „Wie aus gut unterrichteten Kreisen zu hören ist, tritt Vorstandschef ABC beim DAX-Konzern XYZ zum Jahresende zurück.“
  • „Auf der internationale“ statt „Auf der internationalen Funkausstellung hat der koreanische Hersteller ABC neue Lösungen zum sinnvollen Einsatz von künstlicher Intelligenz vorgestellt und revolutioniert damit den Markt.“

Oder so etwas in der Art. Sie wissen, was ich meine. Ob das am Ende dazu führt, dass die Verlage dann erreichen, dass sie vom Internetkuchen etwas abbekommen, wage ich zu bezweifeln. Denn mal ehrlich: Die beispielhaften drei Worte führen nun nicht unbedingt dazu, dass Suchmaschinen-Benutzer häufiger die Artikel öffnen. Oder würden Sie die Beispiele zum Klicken animieren?

Ja zum Urheberrecht

Nicht falsch verstehen: Ich halte viel davon, dass Urheber Rechte haben. Ich bin ja auch Urheber und will nicht, dass meine Texte einfach so woanders erscheinen, ohne dass man mich fragt. Gleichwohl bin ich aber auch Verleger meines Blogs (denke ich) und will eigentlich, dass man mein Produkt auch nutzen kann. Das schaffe ich aber auch nur, wenn die Suchmaschine meine Inhalte aussagekräftig anzeigt.

Verlage optimieren ihre Inhalte zu Tode für die Suchmaschinen und wollen dann von den Suchmaschinen Geld, wenn diese die Inhalte anzeigen. Das versteht kein Mensch. Ich befürworte das Urheberrecht, keine Frage. Aber es muss reformiert werden. Das schafft man nicht durch eine neuerliche Zementierung längst überholter gesetzlicher Vorschriften. Das ist die totale Absurdität. Aber die Verlage wollten das ja so.

2 Replies to “Leistungsschutzrecht: Totale Absurdität”

  1. Hallo Henning!

    LSR, da war doch mal was… Ach ja, das hier z. B.:

    https://www.tmowizard.eu/wordpress/2014/09/17/lsr-gmx-web-de-t-online-die-tolle-wirkung-des-leistungsschutzrechtes/

    Man hat Google bei den News praktisch die Monopolstellung auf’s Auge gedrückt! Größere Gegner im Bereich der Newsaggregatoren haben diese Verlage gleich rausgeworfen, kleine Aggregatoren mußten sogar ihre Pforten wegen dem LSR schließen. Google kann dadurch ein Monopol für sich verbuchen, welches sie *vor* dem LSR gar nicht hatten und nun will diese Ansammlung von H2O-K_o_p_f-Besitzern das auch noch EU-weit erreichen!

    Glauben die wirklich, daß sie dadurch wieder mehr Leserinnen und Leser oder mehr Einnahmen bekommen? Ich behaupte mal, daß sie dadurch genau das Gegenteil erreichen und sie ihren eigenen Untergang sogar noch extrem beschleunigen. Klar ausgedrückt also „Mit offenen Augen freiwillig in den Suizid“, begreifen scheinen sie das aber bis heute nicht. Da glaube ich eher daran, daß ich eines fernen Tages über 1 Milliarde Besucher auf meinem Castle bekomme! ;-)

    1. In Summe gesehen, könntest du das sogar schaffen. Aber ich weiß schon, was du meinst.

      Wie war es denn mit den lieben Medien? Die haben sich doch staatlich dabei unterstützen lassen, ihren Kram fit fürs Internet zu machen. Dann wurden die Inhalte zu Tode optimiert für die Such(t)maschinen. Und jetzt will man von diesen Maschinen Geld sehen, um genau so weiterzumachen wie bisher.

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