Siemens: Zukunft verpennt, Werke geschlossen

Siemens, das galt immer als etwas gutes: Ein herausragendes und zentrales Unternehmen der deutschen Wirtschaftsgeschichte. Nun ist der Konzern in den News. Am früheren Vorzeigeunternehmen aus Berlin und München ist gewaltig der Lack ab. Der Konzern hat einfach mal die Zukunft der Energieversorgung verpennt. Und wer soll die Konsequenzen tragen? Nicht etwa der Vorstand, sondern tausende Mitarbeiter. In Mitteldeutschland allein sind unzählige Werktätige betroffen. Nicht nur direkt bei Siemens in Görlitz, Leipzig und Erfurt, auch bei Zulieferern. Es ist ein Trauerspiel.

Siemens, was ist mit dir los?

In gewisser Weise ist der Riese ein Sinnbild für ganz Deutschland. Man will immer so wahnsinnig innovativ sein, ist es dann aber eher nur so halb. Was wollte die Politik nicht alles ankurbeln, um Deutschland wieder ganz nach vorn bei Forschung und Entwicklung zu bringen. Am Ende ist es so, dass uns Schwellenländer wegen der Internet-Abdeckung auslachen. So ist es auch bei Siemens. Keine Frage, sie entwickeln gute Produkte. Aber dass es eine Energiewende gibt und Gaskraftwerke und derartiges nicht mehr gebraucht werden, hat der Mischkonzern vollkommen verpennt.

Wenn man sich in der Wikipedia umschaut, stößt man auf Korruptionsvorwürfe, eine seltsame Gehaltspolitik und Geschäfte mit Diktaturen. Muss so etwas ein so renommiertes Unternehmen wie Siemens machen? Hat man es derart nötig? Wie war das mit dem anständigen Unternehmertum? Das würde es vielleicht noch geben, wenn es sich um ein inhabergeführtes Unternehmen handeln würde. Siemens, was ist mit dir los? Warum hast du denn deine eigene Zukunft verpennt?

Werksschließungen in Leipzig und Görlitz

Die Kraftwerkssparte von Siemens schwächelt. In Görlitz und Leipzig sollen daraufhin knapp 1000 Arbeitsplätze abgebaut werden, weil die Werke einfach mal geschlossen werden. Weltweit stehen knapp 7000 Arbeitsplätze zur Disposition. Aber vor allem im Osten – also Leipzig und Görlitz und eben auch in Erfurt – stößt das Ganze übel auf. Denn Siemens hatte nach der Wende einige Milliarden an Subventionen einkassiert, um die Standorte auf Vordermann zu bringen und Arbeitsplätze zu schaffen. Kracht das Alles zusammen, weil es nicht mehr so viel Förderung gibt?

Von insgesamt einer halben Million Mitarbeiter arbeiten knapp 10% in der Kraftwerkssparte. Die baut Turbinen für Gaskraftwerke. Davon werden immer weniger benötigt, weshalb auch immer weniger Turbinen gebaut werden müssen. Als Ursache hat Siemens messerscharf die Energiewende herausgearbeitet. Aber wie ist das jetzt? Ist die vom Himmel gefallen und war einfach da? Wie kurzsichtig müssen sie bei Siemens planen, wenn sie keinen „Plan B“ erarbeitet haben? Die Entwicklung neuer Produkte ist essentiell für einen Betrieb. Sie kostet Geld, aber sie ist notwendig, um der Steinzeit zu entfliehen.

Die heiligen Kühe der Gasturbinen

Die Kraftwerkssparte steht bei Siemens eh seit längerem unter Beschuss. Irgendwelche Ungereimtheiten mit Gasturbinen-Ausrüstungen von Siemens sind im Sommer auf der Krim aufgetaucht, was zu einem deutsch-russischen Politikum wuchs. Das Ganze sorgte für heftigen Streit, bei dem Siemens auch noch unterlag. Das Alles vor dem Hintergrund, dass sich auch Siemens an Wirtschaftssanktionen halten muss und der Konzern nicht einfach seinen Krempel auf der Krim aufstellen kann. Es mag am Ende ein Trick gewesen sein. Aber an Regeln muss sich auch der Konzern halten, oder nicht?

Die Zeit der Gasturbinen wird allmählich zu Ende gehen. Siemens hätte gut und gern am Markt für erneuerbare Energien mitmischen können. Da werden noch genügend Anlagen benötigt. Dazu hätte man sich aber auch mit der sich ändernden Situation beschäftigen müssen. Und mein Eindruck ist, dass genau das nicht wirklich geschehen ist. Nur so ein Alibi-Geschäft namens „Siemens Wind Power“ löst doch die Probleme nicht. Am Ende muss man die heiligen Kühe der Kraftwerkssparte schlachten. Und „Siemens Wind Power“ ist nicht mal mehr Teil von Siemens. Wie soll das denn dann weitergehen?

Siemens muss wahrscheinlich erst einen Gang nach Canossa erleben, wie es General Electric durchgemacht hatte. In Deutschland ist der US-Riese vor allem durch AEG bekannt. General Electric als zwischenzeitlich wertvollstes Unternehmen der Welt hatte sich neu erfinden müssen. Wer weiß, vielleicht droht das Siemens auch. Jedenfalls ist es nicht immer das richtige Mittel, die Mitarbeiter an die Luft zu setzen. Denn da hängen immer Existenzen dran, auch bei Zulieferern und eigentlich in der ganzen Region. Nur weil Firmenchefs gepennt haben, sind unzählige Menschen im Nachteil. Das ist unfair, oder?

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