Vogelschiss: Geschichtsverklärtheit der AfD

Die blauen Rechtsaußen im Bundestag stehen wegen eines ihrer Vorsitzenden, nämlich wegen Alexander Gauland, mal wieder im Fokus. Der frühere Flüchtling scheint mir immernoch nicht in die liberale und demokratische Gesellschaft integriert zu sein, nachdem er sich stets in einer Form äußert, die man hinterfragen kann. Nun also sein jüngster Erguss zur Geschichte Deutschlands. Und ehrlich: Über den Vogelschiss müssen wir mal kurz reden.

Alexander Gauland und der Vogelschiss

Hitler und die Nazis sind nur ein Vogelschiss in über 1000 Jahren erfolgreicher deutscher Geschichte.

(Alexander Gauland beim Bundeskongress der „Jungen Alternative“ in Seebach, Thüringen)

Bämm! Bei diesem Spruch, den der Spitzenpolitiker der „Alternative für Deutschland“ in Thüringen zum besten gab, zuckten alle zusammen. Ich meine damit nicht nur Vertriebenen-Verbände, Hinterbliebene der Holocaust-Opfer, Christen oder wen auch immer. Sogar die Partei, der er vorsteht, zuckte in Teilen zusammen. Angesichts von Millionen Toten und Verletzten, die der Nationalsozialismus hervorgebracht hat, zeugt diese Äußerung von einer enormen Geschichtsverklärtheit und von unglaublichem Revisionismus.

Es ist fast ein Hohn, dass Gauland in einer Stellungnahme danach so tut, als würde er zurückrudern. Es liest sich fast so, als wolle er behaupten, man habe ihn falsch verstanden. Die Bezeichnung sei eine der „verachtungsvollsten Charakterisierungen, die die deutsche Sprache kennt“. Nein, er wollte niemals die Opfer verhöhnen. Aber mit solchen Aussagen, die ja nun nicht neu sind innerhalb der Partei, relativiert er die gesamte Barbarei der Nazis während der berühmten 12 Jahre.

Gauland macht doch nur Public Relations

Der in Chemnitz geborene und nach 1959 geflüchtete Alexander Gauland macht aber irgendwie alles richtig. Die Rechtsextremen innerhalb der Partei (niemand soll behaupten, dass es sie nicht gibt) jubeln ihm zu. Die Konservativen in der Partei pflichten ihm bei. Ansonsten redet alle Welt wieder nur über diese Partei. Als Publizist weiß er, die Worte zu jonglieren. Und im Prinzip sind alle seine medialen Wortmeldungen nichts anderes als Werbeveranstaltungen. Alexander Gauland ist die Public Relations Abteilung der AfD.

Es mag sein, dass Gauland mit seiner Einlassung die Grundfeste der Bundesrepublik untergraben hat. Fakt ist aber, dass er den Schulterschluss mit den Rechtsaußen dieser Gesellschaft sucht. Und er betreibt Revisionismus. Mit der getätigten Aussage bekennt er sich nun einmal dazu, dass der industrielle Mord, der Rassismus, Krieg und Diktatur eben alles nicht so schlimm waren. Damit ist die AfD der größte anzunehmende Unfall seit Ende des Zweiten Weltkriegs.

So etwas muss Deutschland nicht aushalten. Natürlich muss das gesamte politische Spektrum im Parlament abgebildet werden. Was aber in Teilen der AfD an Gedankengut herrscht, ist einfach nur abgrundtief verabscheuungswürdig. Der Co-Vorsitzende der AfD, Jörg Meuthen, fand die Entgleisung „unglücklich“ und „unangemessen“. Aber das wird dem doch insgesamt überhaupt nicht gerecht.

Nein, wir können nichts dafür

Für die Greuel der Nazi-Zeit können wir nichts. Erst kam ein Österreicher unter obskuren Umständen an die Macht in Deutschland und hat durch markige Sprüche ein ganzes Land hinter sich gebracht. Das ist 85 Jahre her, seit Adolf Hitler an die Macht kam. Er herrschte barbarisch und höchst blutig für 12 Jahre und brachte eines der schlimmsten Kapitel der Menschheitsgeschichte. Wir, die wir heute leben, können in der Regel überhaupt nichts dafür, was damals passierte.

Aber wir können um Himmels Willen dafür sorgen, dass so etwas nicht nochmal passieren kann. Agitatoren wie Alexander Gauland oder Björn Höcke sind aber auf dem besten Weg dahin, so etwas wieder zu forcieren. Es ist unsere verdammte Pflicht, diese Machenschaften aufzuhalten. Gauland mag sogar Recht haben, dass im Vergleich zur Zahl 1000 die Zahl 12 ein Vogelschiss ist. Vielleicht sind aber in den 12 Jahren mehr Menschen Opfer geworden, wie sonst in 1000. Und dahin will niemand zurück.

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