Warum der Mainstream-Journalismus in Deutschland uninteressant wird

Man sieht es überall im Internet: „+++ EIL +++“ oder „Breaking News“ oder sonstwas. Und überall heißt es dann „Exklusiv nur bei uns“, „Gleich mehr bei uns“, „Unsere Reporter vor Ort“ oder dergleichen. Die großen deutschen Medien mit ihrem Mainstream-Journalismus sind auf Klickvieh aus. Und irgendwie nerven sie damit die Leute nur noch. Denn es scheint vorbei zu sein, dass man mit solchen Dingen noch seine Leser behält. Und woran liegt das jetzt?

Nein, ich bin kein Journalist, das will ich auch gar nicht sein. Die Leute, die eigentlich Journalismus betreiben, studieren jahrelang dafür und haben bei den großen Medienhäusern dieser Republik keineswegs ein leichtes Leben. Deshalb will ich auch gar nicht, dass ein Journalist wegen mir seinen Job verliert. Aber genau so etwas dichtet man den Bloggern gern mal an. Ich bin bestenfalls Kommentator, und deshalb geniere ich mich auch nicht, das zu kommentieren, was der Welt in Sachen Mainstream-Journalismus aufgetischt wird.

Man sprach nämlich immer von traumhaften Wachstumszahlen der Online-Medien. Ich meine da SPIEGEL ONLINE, BILD.de, Focus Online und wie sie alle heißen. Aber wie oft ist es denn schon so gewesen, dass die Medien irgendetwas voneinander abgeschrieben haben. Ein prominentes Beispiel ist dem Satire-Magazin DER POSTILLON gelungen, als dieser über Ronald Pofalla als Vorstand der Deutschen Bahn AG schrieb. Diese vermeintlich am 1. Januar verbreitete Nachricht wurde von allen, auch von Tagesschau und Co. nachgeplappert, ohne den tatsächlichen Hintergrund zu überprüfen. Soweit ich dann mitbekam, wurde dann wohl wirklich Pofalla bei der Bahn bevorstandet. Allerdings hieß es, da der POSTILLON ein Satire-Magazin sei, könne es sich nur um eine Falschmeldung handeln, was nicht so war. Und so geisterte der gesamte deutsche Mainstream-Journalismus um Pofalla, die Deutsche Bahn und den Postillon, der das komplette deutschprachige Internet zweimal trollte.

Nun wurden Besucherzahlen bei den Online-Medien vermeldet. Und alle haben sie Verluste zu beklagen. Und warum? Weil man sich teilweise schon gehörig der einseitigen Berichterstattung hingibt. Es gibt doch keins von den „echten“ Medien, das objektiv berichtet. Oder wie bei mancher Webseite einer Zeitung, bei der man dann vor lauter Werbung die wirklichen Nachrichten nicht mehr entdeckt. Oder die Nachrichten selbst Werbung sind. Gründe gibt es jedenfalls en masse.

Der Blog „Lügenrepublik“ weist heute darauf hin, dass es doch inzwischen alternative Medien, Blogs, Portale und so etwas gibt. Das mag ja sein. Aber auch hier muss man vorsichtig sein, da einiges darunter ziemlicher Populismus oder sehr bedrückend tendenziös ist. Das Problem ist, dass der Leser herausfinden muss, was in Richtung Wahrhaftigkeit geht. Denn Blogger Goeran spricht das Thema der Finanzierung dieser alternativen Dinge an. Ich darf mal zitieren:

Wir müssen eine ausgereifte Kultur des Crowdfundings entwickeln, so dass diese Schreiber und Blogger auch von ihrer Arbeit leben können. Und vor allem garantieren können, dass ihre Veröffentlichungen auch dem erwarteten Qualitätsstandard entsprechen, dass ihre Quellen valide sind.

Naja, für einen Blog Geld bezahlen? Wer will das denn schon? Oder würden Sie für das, was ich hier zusammenschreibe, auch nur einen müden Cent bezahlen? Es ist ja richtig, was Goeran da schreibt, dass man mit einem durch die Menge finanzierten (Crowdfunding bedeutet das ja) Blog durchaus seine Informationen erhalten könnte. Aber man soll damit die „Desinformanten“ strafen? Nein, so wird das nichts.

Ich denke, Mainstream-Medien und Blogs sollten mehr zusammenrücken. Das ist seit längerem meine Meinung, und dazu stehe ich auch. Es ist doch niemand seriöses daran interessiert, Springer, Burda, Madsack und Co. „platt“ zu machen. Zumindest kenne ich niemanden. Aber die Medien sind meistens am Großen, Ganzen interessiert. Für die kleinen Anekdoten ist kein Raum. Und ja, auch kein Budget. Aber wenn das schon so ist, dann kann doch die Zeitung auf den Blog hinweisen, oder? Die Zeitung kann dann nämlich sagen, dass sie eine Quelle hat. Eine andere Zeitung kann das nicht. So könnte das funktionieren.

Die Mainstream-Medien drehen sich irgendwie zurzeit ausschließlich um die Themen Ukraine, FC Bayern, Mahnwachen und so etwas. Damit haben aber die meisten Leute recht wenig zu schaffen. Und damit ist der Einbruch der Besucherzahlen um teilweise deutlich über ein Zehntel erklärbar. Interessiert man als große Zeitung den Leser aber für die weiteren Nachrichten und Geschichten in den Blogs, dann haben alle etwas davon: Die Medien, weil der Inhalt bunter wird. Die Blogs, weil sie mehr Besucher bekommen. Die Leser, weil sie vielfältiger informiert werden. Man muss es aber wollen. Grabenkämpfe helfen da nicht weiter. Ein Leistungsschutzrecht übrigens auch nicht. Aber was weiß ich denn schon?

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