Ach, es gibt sie noch, die neu geschaffenen sozialen Netzwerke. Während Google Orkut abschaltet, strebt ein neues soziales Netzwerk in das Internet, um Nutzer einzufangen. Die Community heißt „Ello“ und sagt von sich, dass der Datenschutz gewahrt wird und keine Nutzerdaten verkauft werden. Alles toll, oder? Nein, mit Sicherheit nicht. Ich werde nicht wie all die anderen Lemminge Ello nachlaufen. Und das hat seinen Grund.
Ello ist ein im Aufbau befindliches soziales Netzwerk. Die großen Vorteile von Ello gegenüber Facebook, Twitter und Co. sollen sein, dass man niemals Benutzerdaten verkaufen wird, niemals Werbung anzeigen wird, keinen Klarnamenzwang einführen wird, pornofreundlich sein wird und „Null Toleranz“ gegenüber Hassreden zeigen würde. Damit reiht sich das Netzwerk ein in die Riege von Diaspora oder App.net, die angeblich so gut sein sollen.
Geschaffen wurde „Ello“ von Paul Budnitz, dem Gründer von „Kidrobot“ (Designer-Spielzeuge), von „Budnitz Bicycles“ (Fahrräder), er ist Fotograf und Schriftsteller. Das Netzwerk hat wohl seinen Ursprung bei Dragqueens, die unter ihrem Künstlernamen bei Facebook registriert waren. Aufgrund der konservativen Einstellung von Facebook und dessen Klarnamenzwang wurde eine neue Möglichkeit der sozialen Vernetzung gesucht und mit Ello gefunden.
Also eigentlich alles super. Ein liberales soziales Netzwerk, das sich um den Datenschutz kümmert und dem der Nutzer wichtig ist, das auf den Nutzer eingeht. Wunderbar, da könnte man sich ja eigentlich auch anmelden. Ich sehe ja den ganzen Herdentrieb. Da gibt es einen regelrechten Boom von Einladungen zu Ello. Aber halt mal.
Wie finanziert sich denn das soziale Netzwerk? Ich meine, es müssen ja unter anderem Administratoren, Programmierer, Server und dergleichen bezahlt werden. Es macht ja niemand etwas aus lauter Jux und Dollerei. Jeder will ja mit seiner Arbeit Geld verdienen. Und wenn man wie Ello einen Investor wie die Investment-Gesellschaft „FreshTracks Capital“ hat, dann will dieser Hedgefonds ja auch Geld verdienen. Korrigieren Sie mich, wenn ich falsch liege.
Ello ist (noch) vergleichsweise klein. Klar, es befindet sich ja auch im Aufbau. Trotzdem greift man bei Mobilenote die wabernde Spekulation auf, dass Ello eben doch mit den Nutzerdaten Handel betreiben würde. Wie gesagt, Ello muss sich finanzieren. Und eine Investment-Bude will Geld verdienen. Womit soll das denn geschehen, wenn das Netzwerk selbst sämtliche Verdienstquellen ausschließt? Das erscheint mir ja dann doch etwas sehr vage. Ich kann mich täuschen, aber skeptisch bin ich schon.
Und ehrlich: Ello kann auch aggressiv sein. So hat dieses Netzwerk den übergroßen Konkurrenten Facebook neulich angegriffen und der Firma von Mark Zuckerberg vorgeworfen, kein soziales Netzwerk zu sein. Na klar, man will die Werbetrommel rühren. Aber diese ganzen Spekulationen darum, die bleiben für mich bestehen und wecken bei mir Skepsis. Und deshalb sage ich nicht „Hello“ zu Ello und verlinke das Netzwerk nicht einmal. Und wie sehen Sie das?
One Reply to “Nein, ich sage nicht „Hello“ zu Ello”