Es wird immer wieder viel erzählt, wenn der Tag lang ist. Da ist gern mal von der „Krise im Journalismus“ die Rede. Und dann bringt man auch Blogs ins Spiel. Die sollen dem Journalismus Beine machen. Manch einer erzählt gar davon, dass Blogger die besseren Journalisten sind. Aber ist das überhaupt gerechtfertigt? Gehört ein Blog eigentlich zum Journalismus dazu?
Bloggen und Journalismus: Gibt es Unterschiede?
Ich hoffe mal, dass es auch beim letzten Verlagsorgan angekommen sind, dass Blogs durchaus etwas wertvolles sind und mitunter gesellschaftliche Relevanz haben. Und ich gehe davon aus, dass wir uns nicht mehr über Dinge wie einen „Blogwart“ unterhalten müssen. Ich hoffe einfach mal, dass Journalisten sich nicht als etwas gottgegebenes im Vergleich zu Bloggern ansehen. Und vielleicht spielen Blogger nicht pausenlos den Underdog.
Sie merken schon, Blogger und Journalisten sind schon irgendwie unterschiedlich. Und da bin ich noch gar nicht bei den ganzen Bild-, Film- und Ton-Publizisten. Beim Bloggen und im Journalismus ist es erst einmal so, dass beide publizistisch arbeiten. Aber dabei müssen Journalisten doch meistens dem Berufsethos folgen. Blogger hingegen sind da relativ frei. Und wir können auch festhalten, dass Blogger zum Bloggen keine journalistische Ausbildung haben müssen, Journalisten hingegen schon.
Blogger sitzen halt mehr auf ihrer Erbse und beschreiben die Welt, wie sie sich für sie darstellt. Das mache ich ja nicht anders als unendlich viele andere Blogger. Journalisten müssen sich an harten Fakten orientieren und mit diesen ihre Berichterstattung aufbauen. Allerdings gibt es auch Kolumnisten und dergleichen, die viel mit Meinung arbeiten. Aber im Prinzip: Blogger haben ihre eigene Sicht, Journalisten müssen mit Fakten arbeiten.
Können Blogs und Journalisten nicht besser zusammenarbeiten?
Ich habe viel gesehen. Und ab und schlug ich in die gleiche Kerbe. Journalisten haben Bloggern unterstellt, journalistischen Pfusch zu fabrizieren, weil ja nur sie – die Journalisten – das Handwerk des Schreibens drauf hätten. Blogger wiederum unterstellten Journalisten, voneinander abzuschreiben und keinen Fakt mehr zu hinterfragen. Natürlich war das weder hier noch da bei jedem der Fall. Aber die Fronten waren da schon ziemlich verhärtet.
Und ja, man konnte schon sagen, dass es Fronten waren. Das hat sich ja glücklicherweise geändert. Es gibt inzwischen Online-Zeitungen, die erfolgreich mit Bloggern zusammenarbeiten. Und es gibt Nachrichtenportale, die ihre eigenen Blogs unterhalten. Ja, davon nennt das eine oder andere Portal gern jeden einzelnen Blogartikel „Blog“, was ja für das Gesamtwerk steht. Aber sei’s drum.
Ich habe zu den Zeiten des Anschlags auf den Boston-Marathon mitbekommen, wie das in den USA läuft: Die Nachrichten-Konzerne verbreiten die Nachrichten, und zwar faktengenau. Und dann kommen die Blogger und schildern ihre Erlebnisse und Gedanken. So eine Aufbereitung von Nachrichten halte ich für eine großartige Idee. Und das Bloggen und der Journalismus müssen sich nicht gegenseitig das Wasser abgraben oder die Augen auskratzen.
Man kann es halt nicht trennen
Ich beobachte viele Blogs und Medien. Und ich habe dabei festgestellt: Um Journalismus ausüben zu können, empfiehlt sich eine journalistische Ausbildung. Diejenigen müssen dann aber keineswegs auf einen Blog verzichten. Andersherum müssen Blogger nicht zwangsläufig auf eine journalistische Ausbildung verzichten, nur um einen Blog betreiben zu können. Und wie gesagt: Es ergänzt sich alles, wenn es richtig gemacht wird.
Es ist gut, dass man Journalismus und Bloggen nicht mehr wirklich voneinander trennen kann. Aber das Bloggen hat nun einmal eine andere Aufgabe. Blogger sollen nicht unbedingt die Nachrichten bringen. Wenn, dann sollen mit Blogs Sachverhalte aus Nachrichten näher beleuchtet werden. Insofern unterscheiden sich beide schon gewaltig. Und das darf auch gern so bleiben. Was sie aber eint, ist der Umstand, dass sie gesellschaftlich relevant sind.