New Wave ist eine sonderbare Sache. So richtig lässt sich die Musik in keine Schublade stecken. Wie auch „Wishful Thinking“ von China Crisis aus dem Jahr 1983. Die Band kennen in Deutschland sehr viel weniger Menschen als OMD. Das liegt auch daran, dass es eben nur einen riesigen Hit gab. Jedenfalls feiern China Crisis wie OMD 40-jähriges Bestehen. Und so gehe ich einfach mal auf deren Überhit ein.
It’s just Wishful Thinking
Es ist an der Zeit. Wir sollten darüber reden. Es gibt keine Geheimnisse, die hier drin aufbewahrt werden. Vergib mir, dass ich überhaupt gefragt habe. Und jetzt wisch dir deine Tränen weg.
Ich habe auf dem Dach gesessen. Und ich sah dabei zu, wie der Tag verging. Ich sehe die verblüffende Ähnlichkeit in seinem Lächeln und die Art und Weise, wie er steht. Das macht alles lohnenswert.
Und wenn ich mir wünschte, dass das Alles aufhört. Und wenn ich mir wünschen würde, den Sturz zu verhindern. Es wäre doch nur Wunschdenken.
Was ist daran New Wave?
Aus der Merseyside kommt jede Menge großartige Musik. Wir erinnern uns an immer wieder hier im Blog besprochene OMD. Oder denken wir an Echo & The Bunnymen, A Flock of Seagulls oder Frankie Goes To Hollywood. Die kamen alle aus der Merseyside, also dem Speckgürtel rund um Liverpool. So, wie auch MiG-15.
Allen gemein war, dass sie ihre Wurzeln im Punk haben und aus England kommen. Deshalb bezeichnete Punk-Musikmanager Malcolm McLaren die Transformation von Punk unter Zuhilfenahme von Keyboards mal als „The British New Wave“, was sich dann als „New Wave“ verselbständigte. So war das auch bei China Crisis, bevor es „Wishful Thinking“ gab.
Die Band kommt aus Knowsley am Stadtrand von Liverpool. Sänger Gary Lunt und Gitarrist Eddie Lunton spielten dort in verschiedenen Post-Punk-Bands, bis dann Gary Lunt die Band China Crisis (ja, ernsthaft „China-Krise“) 1979 aus der Taufe hob. Er fummelte mit einem Drum-Computer herum, 1981 kam Trommler Dave Reilly dazu, und man nahm „African and White“ als erste Single auf.
Ihr seht also: China Crisis kommt tatsächlich aus dem Punk, obwohl man das dem Hit „Wishful Thinking“ nicht unbedingt anhört. Es ist bis heute der mit weitem Abstand größte Erfolg der Band mit Platz 9 in Großbritannien, Platz 6 in Irland oder auch Platz 16 in Deutschland. Es stammt aus „Working with Fire and Steel“, dem zweiten Album der Band.
Was ist so besonders an dem Lied?
„Wishful Thinking“ klingt ein bisschen so, als wären 2, 3 übrig gebliebene Liedfetzen verhackstückt worden. Die Strophen klingen so, als würden sie nicht zum Refrain passen. Und die Instrumental-Passagen klingen wieder anders. Von mir aus. Aber das Lied strömt eine enorme Melancholie aus. Das hört man nur selten in dieser Qualität.
Das liegt vielleicht auch Produzent Mike Howlett, der schon mit allen möglichen New-Wave-Größen gearbeitet hat. China Crisis haben mit „Wishful Thinking“ eine sehr runde, schwebende Nummer abgeliefert. Und Mike Howlett hat daraus ein wahres Gemälde gezaubert. So, wie er das auch mit Blancmange durchgezogen hatte.
In „Wishful Thinking“ suhlt sich Gary Daly in der Melancholie nach dem Ende einer Beziehung, nachdem sie sich mit „jemand besseren“ zusammengetan hatte. Und diese Melancholie bleibt, egal was man tut. Alles andere ist Wunschdenken. Und die Vertonung des Ganzen haben sie meiner Meinung nach sehr gut hinbekommen. Oder sieht das irgendwer anders?
Das Lied
1983 erschien also das Album „Working with Fire and Steel – Possible Pop Songs Volume Two“, und zum Jahreswechsel 1983 / 1984 dann „Wishful Thinking“ als dritte Single. Ich könnte euch jetzt das offizielle Video zeigen. Aber ich komme euch mit der Album-Version, weil die noch etwas besser als die Single-Version ist. Hört einfach mal zu. Ich bin davon überzeugt, dass ihr diese fantastische Nummer kennt.