Der Fußball in Deutschland ist ohne den Autoriesen Volkswagen undenkbar. Aber es könnte durchaus passieren, dass der Konzern dieses ändert. Im Zuge des Abgas-Skandals könnte sich da sehr viel ändern, und nicht zum Kerngeschäft gehörende Aktivitäten könnten auf den Prüfstand gestellt werden. Das hätte immense Auswirkungen bis in die unteren Ligen im deutschen Ligasystem. Und mehrere Vereine könnte das direkt betreffen.
Im Jahr 2001 wurde die VfL Wolfsburg-Fußball GmbH aus dem Gesamtverein ausgegliedert. Mit der Zeit erwarb Volkswagen immer mehr Anteile an dem Unternehmen, bis es schließlich eine hunderprozentige Tochter des Volkswagen-Konzerns wurde. Dies wurde möglich, weil der Autobauer den Club vorher mindestens 20 Jahre lang gefördert hatte. Ein Konstrukt bleibt es allemal.
Ebenfalls 2001 wurde die FC Bayern München AG gegründet und aus dem Gesamtverein ausgegliedert. Über die Tochter Audi ist Volkswagen mit 8,33% an dem Unternehmen beteiligt. Das Paket hat knapp 10 Millionen Euro Wert. Der Einfluss von Volkswagen auf den deutschen Rekordmeister ist natürlich ungleich geringer als bei den Niedersachsen, was ja aus den Anteilen schon hervorgehen dürfte.
Im Jahr 2004 wurde der Verein FC Ingolstadt 04 gegründet, an dessen Profispielern Volkswagen über die Tochter Audi mit 19,94% beteiligt ist. Auch sonst geht das Gerücht, dass bei den „Schanzern“ ohne die vier Ringe nichts geht, und damit Volkswagen immer mit an Bord ist. Auch das Stadion gehört Audi, was die ganze Sache noch etwas komplizierter macht.
Im Jahr 2007 wurde die Eintracht Braunschweig GmbH Co. KGaA gegründet, an der Volkswagen ebenfalls Anteile besitzen dürfte. Zudem ist die Marke SEAT Trikotsponsor der Niedersachsen. Ich nehme einfach mal an, dass auch in Braunschweig nicht allzu viel ohne Volkswagen laufen sollte.
Beim KSV Hessen Kassel dreht sich ebenfalls nicht viel ohne Volkswagen. Dort gibt es keine Profi-GmbH, aber Volkswagen ist nun einmal seit Jahren Hauptsponsor des Vereins. Möglicherweise fällt das hier weg, aber das kann ja niemand abschließend beurteilen.
Auch RB Leipzig wird durch Volkswagen unterstützt. Als strategischer Partner, wie es auch Ur-Krostitzer und Red Bull sind. Ich glaube aber, dass der Leipziger Verein trotz der Förderung durch Porsche entspannt bleiben kann, zumindest was die Profis betrifft. Allerdings unterstützt die VW-Tochter Porsche die Nachwuchs-Ausbildung. Und das wäre fatal.
Alles in allem ist Volkswagen im Sport sehr aktiv. Infolge des Abgas-Skandals könnten nun viele Vereine Einbußen bei den Sponsorengeldern erleiden. Der neue Konzernlenker Müller hat wohl schon angekündigt, dass man sich auch den Bereich des Sport-Sponsorings anschauen wird, was den notwendigen Sparkurs des Konzerns betrifft. Der Konzern will Rücklagen bilden, um die Klagen und Strafzahlungen etc. bedienen zu können. Hier könnten Milliarden fällig werden. Und deshalb will man sparen.
Das Engagement von Volkswagen im Sport kann sich sehr wahrscheinlich verringern. Allerdings halte ich es für wenig wahrscheinlich, dass sich der Konzern von direkten Beteiligungen trennen wird. Am ehesten dürfte es also all jene Vereine treffen, bei denen Volkswagen zwar Sponsor, aber eben kein Anteilseigner ist. Bei den obigen Vereinen dürfte es sich dann also um die Jugendförderung bei RB Leipzig und um den Stand als Hauptsponsor beim KSV Hessen Kassel handeln.
Aber auch zahlreiche andere Vereine werden vom Konzern gefördert und dürften nun unruhigen Zeiten entgegen sehen. Insofern ist das mit dem Betrug eine fatale Sache, unter der der Sport im Allgemeinen leiden wird. Das wirft ein noch düstereres Bild auf den Wolfsburger Konzern. Denn etliche Vereine dürfte das Wegfallen der Sponsorengelder gehörige Knüppel zwischen die Beine bei der Entwicklung werfen. Denn die haben sich auf Volkswagen verlassen. Aber das können sie nun vergessen.