Ach, Deutschland!

Ach, Deutschland! Wenn man dich so sieht, könnte man davon laufen. Du zeigst immer wieder tolle Dinge, aber dann auch wieder eine Fratze. Warum ist das so? Kannst du dich nicht für irgendwas entscheiden und dann dabei bleiben? Ist das denn zu viel verlangt? Du hast es aber auch nicht leicht, wenn man sich so deine Nachbarn ansieht. Aber auch mit den Leuten, die du so beherbergst, ist es nicht einfach. Ich verstehe schon, dass du es jedem recht machen willst. Das geht aber nicht. Mach doch mal einen auf klare Kante. Man wird sich zwar erst erschrecken, aber dann ist es viel besser, mit dir umzugehen.

In letzter Zeit hast du aber auch wirklich komisches Zeug veranstaltet, liebes Deutschland. Du hast jahrelang weggeschaut, als Griechenland mit falschen Daten in die Euro-Familie einzog. Und nun finanzierst du die Banken, die Griechenland mit Krediten zugeschüttet haben, dass die irgendwie am Leben bleiben. Warum aber zeigst du hier nicht die klare Kante, die man erwarten würde? Warum sagst du nicht einfach, dass du das griechische Volk unterstützen würdest und dich auf keine Bank und keine griechische Regierung verlassen würdest? Wieso schaffst du es denn immer wieder, dich so nonchalant aus der Affäre zu ziehen?

Jaja, komm, hör auf zu jammern. Ich weiß doch, dass das alle anderen Länder dieser glücklichen Familie auch so machen. Manche sind da sogar schlimmer, da die es in Kauf nehmen würden, dass ein ganzes Volk – nämlich das der Griechen – einfach mal am Ende ist. Den Großunternehmern griechischer Abstammung ist das egal, was aus dem Volk wird. Und wenn alle anderen schon den Kopf in den Sand stecken, solltest du denen jeweils einen kräftigen Tritt in den Hintern geben. Als Deutschland nämlich am Ende war, haben dich auch andere Länder tatkräftig unterstützt. Da kannst du das jetzt auch.

Aber du schaffst noch mehr von dem unsinnigen Bild. Du siehst, dass Völker flüchten. Klar, du kannst sie nicht alle aufnehmen. Das sollst du ja auch nicht. Aber wenn schon Völker irgendwie unterwegs sind, deren Regierungen und Terror-Regimes du Waffen geliefert hast, dann ist es auch deine verdammte Pflicht, den Schaden, den deine Waffen angerichtet haben und noch anrichten werden, zu begrenzen, indem du tatkräftig mithilfst, dass die Völker wenigstens ein bisschen wieder ihren Frieden finden.

Ja, klar, das machst du. Aber warum lässt du es zu, dass sich andere aus der EU-Familie einfach mal so in Sachen Flüchtlingsobhut ganz aus der Affäre ziehen? Wenn es dir zu viel ist, was du derzeit zu bewältigen hast, dann schrei doch um Hilfe. Es geht nicht, dass der tschechische Nachbar oder Irland oder Großbritannien oder so einfach der Meinung sind, dass sie die dramatische Flüchtlingssituation rein gar nichts angehe. Erinnere die Mitglieder der Familie doch einfach daran, dass es Abkommen gibt, an die sich auch andere Länder zu halten haben. Fühl dich nicht immer wegen deiner unrühmlichen Vergangenheit in der alleinigen Pflicht. Die Menschen, die da vor Mord und Terror geflüchtet sind, brauchen Obdach und Betreuung. Das kannst du nicht allein schaffen.

Ach ja, und da wir gerade dabei sind: Die Flüchtlinge brauchen Obdach, das weißt du ja, liebes Deutschland. Wie kannst du es nur zulassen, dass diese Gebäude dann auch noch angezündet werden? Brennende Häuser haben die Syrer – so als Beispiel – zu genüge gesehen und erlebt. Jedes Haus hat eine Hausordnung. In jedem Land gibt es zu diesem Zweck eine Verfassung. In Deutschland heißt die Hausordnung Grundgesetz. Daran hat sich jeder zu halten, auch wenn man nicht mit der Situation einverstanden ist. Sonst darfst du gern von deinem Hausrecht Gebrauch machen und etwas gegen diese Schandtaten tun. Dann hab aber auch den Arsch in der Hose, verdammt nochmal.

So, wie du auch viel zu wenig Arsch in der Hose hast, was irgendwelche Wirtschaftsabkommen betrifft. Wieso lässt du dich von allem so unterbuttern? Deine Chefin sitzt in aller Seelenruhe da und tut so, als könne man einfach Stürme durch Ausschwitzen beenden. Nein, ab und an darfst du, liebes Deutschland, auch gern mal auf den Tisch hauen und dir nicht alles gefallen lassen. Du bist doch eine starke Nation. Es ist unglaublich, wie du dich manchmal anstellst. Wie ein verzogenes Mädchen. Ehrlich, das ist doch Mist.

Also wir machen mal einen Deal: Ich beobachte dich mal. Ich weiß ja, dass du manche richtig gute Sache gemeistert hast. Und deine Leute – also das Volk – sind in großen Teilen gut unterwegs. Dass es Ausnahmen gibt, ist doch völlig klar. Aber die muss man eben konsequent zur Vernunft bringen. Und das ist es: Dir fehlt die Konsequenz. Ich habe für mich einen Weg gefunden, konsequenter zu sein. Nun sei auch du mal ein bisschen konsequenter. Liefere keine Waffen irgendwo hin, das bringt nur böses Blut. Hilf lieber vor Ort. Und hilf den Flüchtlingen hier und nimm dir ein Beispiel an deinem Volk. Ansonsten hör einfach auf, ständig herum zu eiern. Finde mal bitte eine klare Linie. Das kann doch nicht so schwer sein. Und wenn du das geschafft hast, werde ich auch weniger auf dich schimpfen. Ist das ein Deal? Ach, Deutschland, nun antworte wenigstens mal.

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