Prokrastination: So ein schwieriges Wort. Übersetzt heißt das Wort so viel wie „Aufschieben“ oder „Vertagen“. Man spricht davon, dass die Tätigkeit oder Arbeit unnötig verschleppt oder gestört wird und eigentlich nur unter Druck dann zu einem Ende kommt. Ich denke, jeder kennt das Phänomen. Es wäre ja auch gelacht. Ganz besonders schlimm ist das mit der Prokrastination, wenn man eine eigene Grenze überwinden will oder soll. Aber warum ist das eigentlich der Fall?
Was ist Prokrastination?
Mit Prokrastination bezeichnet die Psychologie ein Verhalten, bei dem Aufgaben trotz eventuell vorhandener Gelegenheiten oder auch Fähigkeiten entweder gar nicht oder erst sehr spät erledigt werden. Betroffene halten andere Dinge für viel wichtiger. Vielleicht schätzen sie andere Tätigkeiten auch als relativ angenehmer ein. Damit wird aber nichts besser. Die Betroffenen schieben ja nur die eigentlichen Aufgaben vor sich her, weil sie statt Emails zu beantworten lieber die Dateien auf dem Computer sortieren oder so etwas.
Psychologen bezeichnen die Prokrastination tatsächlich als geistige Störung. Wer prokrastiniert, setzt sich meistens nur unnötig Konsequenzen aus, weil schlechtere Leistungen erbracht werden und somit die Unzufriedenheit zunimmt. Das Dumme ist, dass die Betroffenen durchaus die dringenden Aufgaben im Hinterkopf haben und deshalb mit solchen Folgen wie der inneren Unruhe, Druck, Angst und daraus resultierend auch mit Verdauungsproblemen zu kämpfen haben. Ich weiß das, denn ich schiebe auch gern Dinge auf.
Ein Beispiel: Ich sollte mal vor Jahren eine Wissensprüfung über mich ergehen lassen. Ich war auf diese Prüfung vorbereitet. Irgendwie hatte ich aber das Gefühl, dass ich nicht gut genug vorbereitet war. Aber statt das noch weiter zu intensivieren, habe ich andere Dinge vorgezogen. Zu dem Zeitpunkt habe ich wüste Ausreden und Entschuldigungen gesucht. Und dann war die Chance vorbei, mein Wissen prüfen zu lassen. Die ganze Zeit bis dahin dachte ich „Ich müsste mal…“, habe es dann aber doch nicht durchgezogen. Ich glaube, exakt das ist Prokrastination.
Die eigenen Grenzen testen und überwinden
Einfach mal Dinge tun. Das ist seit einiger Zeit mein Motto. Das Problem ist, dass das eben gar nicht so einfach in Fleisch und Blut übergeht. Immer wieder sagt man sich, dass man dieses und jenes einfach später macht und nur noch kurz etwas anderes macht. Und dann wird man damit konfrontiert, dass man irgendeine wichtige Sache nicht erledigt hat. Das liegt dann daran, weil man diese andere Sache, die man nur noch kurz machen wollte, so sehr gemacht hat, dass alles andere in Vergessenheit geriet. Vielleicht war es auch so, dass man am besten zwei Dinge gleichzeitig machen wollte und eins dann vergessen hatte.
Meistens sind das so Sachen, die nicht kriegsentscheidend sind, obwohl das vielleicht mancher anders sehen könnte. Aber wenn man das nun so weiter macht, wie kann man es denn dann schaffen, die eigenen Grenzen zu testen und zu überwinden? Warum scheuen wir uns oftmals davor, den nächsten Schritt zu tun? Das eigene Leben zu ändern, schwebt vielen vor. Aber man tut es nicht. Da herrscht Angst vor. Und ich glaube, es ist die Angst vor dem Scheitern. So wie die illegalen mexikanischen Einwanderer in die USA Angst haben, von der Border Patrol aufgegriffen zu werden.
Jetzt muss man ja nicht so etwas dramatisches wie eine illegale Einwanderung hernehmen. Aber wer beruflich und persönlich weiterkommen will, muss auch seine Grenzen austesten und überwinden. Ich habe schon oftmals die Redewendung „Auf Sicht fahren“ gehört. Man muss realistisch planen, pünktlich beginnen, aber vielleicht auch die eigene verfügbare Zeit für eine Aufgabe verknappen und sich selbst für erreichte Ziele belohnen. Klingt doof, aber das sind vier erfolgreich angewandte Methoden, um der Prokrastination zu begegnen.
Methode 1: Pünktlich beginnen
„Pünktlich beginnen“ soll eine Methode sein, um der Prokrastination entgegen zu wirken? Ich sehe es ja als Selbstverständlichkeit an, pünktlich im Büro zu sein. Aber Moment mal, war das überhaupt damit gemeint? Es geht eher darum, einen vorgenommenen Zeitpunkt wirklich einzuhalten. Daraus resultiert das Treffen konkreter Vorkehrungen. Und es geht auch darum, sich aktiv und bewusst in die richtige Arbeitsstimmung zu bringen.
Ist es wirklich so einfach? Soll das wirklich alles sein? Wenn ich mir also vornehme, um 8 Uhr mit einer bestimmte Arbeit zu beginnen, dann plane ich, beizeiten loszufahren. Da immer etwas auf der Strecke sein kann, plane ich 30 Minuten. Dann fahre ich auf Arbeit den Rechner hoch und hole mir meine Getränke. Ich starte die Programme, die ich brauche, und sehe zu, vor 8 Uhr mit all dem fertig zu sein. Das ist aber ganz normal bei mir. Aber offenbar nicht bei jedem, weshalb das so explizit immer beschrieben wird.
Methode 2: Realistisch planen
Bei der realistischen Planung einer Aufgabe geht es um konkrete Vorsätze. Wenn ich mir die vorgenommene Aufgabe so anschaue, kann ich die wirklich an dem Ort durchführen? Ist sie in der Zeit zu schaffen, die ich mir so vornehme? Kann ich den Umfang überhaupt bewältigen? Bin ich fachlich dazu in der Lage? Das sind alles Fragen, die man sich stellen kann. Unter Umständen ist es sinnvoll, die Aufgabe, die man sich vorgenommen hat, in Module oder Teilaufgaben zu unterteilen. Unter Umständen hilft eine App zur Planung der Aufgaben.
Wenn ich nicht weiß, ob ich die Aufgabe allein schaffen kann und ob die Zeit überhaupt ausreicht, dann fange ich unter Umständen an, nur irgendwie herum zu wurzeln. Das mag im Großen und Ganzen gut gehen. Was aber, wenn dem nicht so ist? Die Möglichkeit, an der Aufgabe zu scheitern, ist dann hoch. Dann lieber realistisch sein. Das ist das Gleiche bei Weiterbildungen oder der Aneignung neuer Kenntnisse und Fertigkeiten. Ist das Ziel der Weiterbildung zu weit entfernt, kann man gar nicht engagiert genug an dieser teilnehmen und wird daran scheitern.
Methode 3: Arbeitszeitrestriktion
Will man die Prokrastination bekämpfen, ist man derzeit am erfolgreichsten damit, indem man die Arbeitszeit verknappt. Der Mensch ist wie ein Motor. Erst ab einer gewissen Drehzahl läuft der richtig gut. Aber die Drehzahl darf auch nicht zu hoch sein. Mit anderen Worten: Der Mensch ist am effektivsten, wenn sie oder er nicht unnötig auf Sparflamme läuft. Aber Menschen können eben auch nicht effektiv sein, wenn sie das Gefühl haben, verheizt zu werden. Wenn eine Aufgabe für 8 Stunden geplant ist, muss das realistisch erreicht werden können, ohne dass große Ruhephasen oder Stressphasen vorkommen.
Dafür kann die durchschnittliche Arbeitszeit herangezogen werden. Aber das hilft auch nicht immer weiter. Gerade, wenn spezielle Aufgaben zu absolvieren sind, helfen durchschnittliche Zeiten eher wenig weiter. Aber im Allgemeinen wird dadurch die Effizienz gesteigert. Und man kann wunderbar die Prokrastination bekämpfen. Am Ende nimmt man sich seine Arbeit nicht mal mehr gedanklich mit nach Hause, was eine perfekte Trennung von Arbeit und Freizeit zur Folge hat.
Methode 4: Selbstbelohnung, wenn…
Hat man die schwere Aufgabe erfolgreich gemeistert, soll man sich ja auch mal belohnen dürfen. Das Ganze gehört dann zum so genannten Bedingungsmanagement. Die Belohnung winkt, wenn das gesteckte Ziel erreicht wurde. Um nochmal auf die oben angesprochene Weiterbildung und die Wissensprüfung zu kommen: Wieso sagt man sich nicht, dass man einfach mal mit der Partnerin / dem Partner / den Freunden nach dem Bestehen der Prüfung ausgeht und diesen Schritt feiert?
Da ist überhaupt nichts dabei. Und es ist eine valide Methode, um die Prokrastination in den Griff zu bekommen. Gerade eine wirklich fordernde Aufgabe oder eine anstrengende Prüfung haben das Zeug dazu, dass man ihnen Tribut zollt. Also kann man nach Abschluss dieser auch symbolisch einen Haken dran machen. Und damit kann man sich dann auch belohnen. Diese Nummer hat eher einen psychologischen Effekt. Aber es ist wie im Film „Verschollen“ mit Tom Hanks: Der hat sich auch wie der König der Welt gefühlt und das gefeiert, weil er Feuer gemacht hat.
Fazit: Prokrastination beschädigt das Selbstwertgefühl
Wer prokrastiniert und dann feststellt, dass sie oder er irgendetwas verschleppt hat, hadert dann oftmals mit sich selbst. Passiert das öfter, kann das durchaus das Selbstwertgefühl beschädigen. Erst redet man sich dann vielleicht sogar noch ein, dass man die Aufgabe verschleppt hat, weil anderes wichtiger war. Aber irgendwann merkt man, dass man sich nur selbst in die Tasche lügt. Vielleicht laviert man sich auch nur so durch, indem man für die Erledigung bis zum letzten Moment wartet. Aber irgendwann geht das halt schief.
Vielen ist das Alles schon mal passiert. Ich nehme mich da nicht aus. Man kann eigentlich nur dafür sorgen, dass man es nicht ganz so ausufern lässt. Mit anderen Worten: Man muss sich da selbst zur Disziplin ermahnen. Und man muss sich trauen, auch mal Grenzen zu überwinden, auch wenn sie nur vermeintlich vorhanden sind. Ich muss mich da selbst disziplinieren. Und was meinen Sie? Geht Ihnen das ähnlich? Vielleicht können wir hier alle noch viel lernen.