Selbstoptimierung: Ist es nicht übertrieben?

Was soll das eigentlich immer mit dieser Selbstoptimierung? Ist das nicht übertrieben, was da manche Menschen so machen? Ich habe so meine Zweifel diesbezüglich. Das muss ich sicherlich ein wenig erklären. Das mache ich auch, versprochen. Und es geht eben nicht darum, Zeitplanung zu verteufeln. Und es geht auch überhaupt nicht darum, Sport zu verteufeln. Also dann mal los.

Selbstoptimierung bis zum Ende!

Ja, ich habe Übergewicht. Das ist erstmal ein Fakt. Wenn ich so über diesen Satz nachdenke, sage ich mir häufig, dass ich da etwas ändern muss. Man redet da immer davon, dass man die Ernährung umstellen und unbedingt soundso viel Sport machen muss. Immer geht es darum, etwas müssen zu müssen. Das wirft einen doch unweigerlich in ein Hamsterrad.

Hier in unserer leistungsorientierten Welt geht es nur darum, bei irgendwas am besten abzuschneiden. Nicht aufzufallen, geht heutzutage gar nicht mehr. Man braucht den Kick auf Instagram und anderen Schön-Ausseh-Plattformen. Aber ist es das wert? Ich lese oft genug davon, dass sich Menschen in die Selbstoptimierung begeben, weil sie auf Plattform XYZ auch mal Likes haben wollen.

Warum können wir nicht einfach das Leben genießen, so wie es ist? Warum heißt es bei so vielen „Ich muss heute noch zum Sport“? „Müssen“ denn wirklich jeden Tag 10000 Schritte „geschafft“ werden? Ist da nicht ein wenig Zwang dabei? Bei manchen Menschen sehe ich das durchaus kritisch. Und da will ich nicht mal irgendwem erzählen, dass mein Bauch besser ist.

Irgendwer hatte mal auf Twitter eine „Plauzenchallenge“ ins Leben gerufen. Eine Challenge ist eine Herausforderung. Und eine Plauze ist nun mal der Bauch. Der Wanst. Die Trommel. Bei dieser Challenge geht es um nichts. Man nennt sein aktuelles Gewicht. Klar, das ist auch irgendwas in die Richtung Selbstoptimierung. Hier könnt ihr aber etwas darüber lesen.

Muss man sich optimieren?

Ich habe oft genug davon gehört, dass man sein Leben optimal ausrichten muss. Man soll sich „auspowern“, um dann wieder „volle Pulle“ Leistung bringen zu können. Man nennt dann so eine Selbstoptimierung auch noch vielsagend „Biohacking“. Der Begriff „Hacking“ bezeichnete ursprünglich eine besonders einfallsreiche Anpassung von Geräten, um deren Leistung zu verbessern.

Ernsthaft? Der eigene Körper ist ein Gerät? Klar, an dieses Gerät stöpsle ich Zusatzgeräte – also Smartwatches und dergleichen – an und lasse alles mögliche überwachen. Und die Ergebnisse sendet die Uhr an das Handy und wer weiß, wohin noch. Bietest du jemanden dann einen Schokoriegel an, heißt es dann vielleicht: „Ich darf nicht, sonst muss ich nochmal joggen“.

Nein, ich mache hier keine Witze. Das habe ich selbst schon zu hören gekriegt. Da rechnen sich Leute ernsthaft aus, wie viel sie essen können oder – umgekehrt – wie viele Kilometer sie dann noch joggen müssen. Das hat doch nicht mehr viel mit Lebensfreude zu tun. Darum frage ich mich dann immer, ob man sich denn wirklich derart optimieren muss.

Lernt zu leben

Ja, ich weiß, ich mit meinem Kessel als Bauch soll ja die Klappe halten! Was weiß ich denn schon? Ich hatte ja vor einiger Zeit damit begonnen, wieder runder zu laufen. Das funktioniert auch so weit, dass ich mich eben nicht auf meinem Kessel ausruhen will. Und wann immer es möglich ist, nutzen wir Ausflüge, gehen unsere Runden und all das.

Und wir essen bewusster. Ich denke, es geht insgesamt darum, bewusster zu leben. Deshalb muss man nicht in den Zwang zur Selbstoptimierung verfallen. Denn abgesehen davon, dass ich vor jedem de Hut ziehe, der sich neben der Arbeit zum Sport hinreißen kann, ist dieser ganze Kram mit Funcional Food und Fitness Trackern und dergleichen wirklich übertrieben.

Ich habe von verschiedenen Menschen gehört, dass dieser ganze Boom zur Selbstoptimierung durchaus auch gefährlich sein kann. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das Alles so gesund ist. Denn es geht um die Erweiterung des Maximalen. Im Umfeld von Fitness und Leistungsfähigkeit will man derzeit immer mehr erreichen.

Vielleicht ist es auch gut, wenn man für sich ermittelt, womit man sich am wohlsten fühlt. Hält die eigene Haltung der Realität stand? Und so drehe ich weiter meine Spazier-Runden, esse gesund und achte darauf, ausreichend zu trinken und dergleichen. Ich werde mich bestimmt nicht der Selbstoptimierung opfern. Denn die ist oft genug einfach übertrieben.

4 Replies to “Selbstoptimierung: Ist es nicht übertrieben?”

  1. Interessant! Und wie ich im verlinkten Artikel lese, hast du es ja selbst mit „Schritte zählen“ versucht. (Wie mach das ein Smartphone?).
    Wenn es bei der Selbstoptimierung nur um die Außenwirkung (womöglich online!) geht, halte ich das auch eher für eine Störung des Selbstbewusstseins als für eine gesunde Sache.
    Wenn aber mal die Defizite des eigenen Gewichts spürbar werden, dann ist es wirklich angesagt, etwas zu tun. Darum bemühe ich mich seit 2016 und bin jetzt in der zweiten Runde, die hoffentlich erfolgreicher wird als die erste (mehr dazu hier).
    Was das Essen angeht, kann ich aus ausschweifender Erfahrung sagen: Der Magen gewöhnt sich schnell an kleinere Portionen! Und: alle Totalverbote tragen den Keim des Versagens schon in sich! Ausgewogen weniger essen – so einfach ist es tatsächlich. Und in der Praxis gar nicht mal so schwer, man muss nur dran bleiben – und für mich gilt auch: täglich wiegen und Gewicht aufschreiben. Das schafft Bewusstsein und motiviert!

    Mit dem Sport tue ich mich auch schwer. Hast du denn noch Probleme mit dem Arm?

    1. Hallo Claudia,

      also das mit dem Schrittzähler mache ich nach wie vor. Der ist nunmal aufm Handy drauf. Warum soll ich den also nicht nutzen? Nachdem sich mir die App aber schon mal verabschiedet hatte, kann ich so viel sagen: Es liegt an den Sensoren des Smartphones, dass das mit den Schritten funktioniert.
      Ja, dieses Zurschau-Stellen ist wirklich nicht eben gesund. Wenn man das dann für sich dokumentiert, was sich „getan“ hat, ist das in Ordnung. Aber alles andere finde ich nicht gut. Ist aber eine persönliche Meinung.
      Es geht beim Essen ja auch nicht um riesige Portionen. Wir haben aber das eine oder andere umgestellt: Kein fertiges Soßenpulver, öfter mal ein fleischfreies Essen (schon vor der ganzen Klima-Debatte), fettreduziertes Essen. Es geht gut. Nur dauert das eben. Aber dann hoffe ich wenigstens, dass das nachhaltig ist.
      Nein, wirklich große Beschwerden habe ich nicht mehr mit dem Arm. Nur ist er eben nicht ganz zu 100% belastbar. Liegestütze werde ich also in diesem Leben nicht mehr machen können.

  2. Ich habe gar keine Zeit für solche Dinge. Aber in ein paar Punkten versuche ich schon, optimaler=gesünder zu leben. Mehr Bewegung, mehr Wasser trinken, gesünder essen. Damit bin ich schon ganz gut beschäftigt.
    LG
    Sabienes

    1. Ach du, da geht es dir wie mir. Du glaubst doch nicht ernsthaft, dass ich großartig Zeit habe, mich selbst zu optimieren. Aber ein wenig kann man sich schon nach seiner Gesundheit richten. Das tut ja nicht weh.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert