Von Katzen, Hysterikern, Bonitätsbeurteilern und einem verregneten, schwarzen Montag

Welch Mischung an Aspekten, von denen diese Geschichte handeln soll! Doch eigentlich ist es nur meine Meinung zum 08. August 2011. Der Tag, der der Internationale Tag der Katze ist. Der Tag, an dem die Börsen wegen eines Hustens verrückt spielten.

Dieter Nuhr hat bei Facebook geschrieben, dass zu Freud’s Zeiten Hysteriker behandelt worden wären, heute aber Aktienhändler werden. Sicher ist das nicht gut, dass bei jedem Husten einer Agentur zur Beurteilung der Bonität (Rating Agentur) gleich Werte in der Größenordnung ganzer Volkswirtschaften vernichtet werden. Aber dann gleich alle Aktienhändler als Hysteriker zu bezeichnen, finde ich ein wenig zu scharf formuliert, so viel ich auch von Dieter Nuhr halte.

Oder stimmt der Eindruck von Dieter Nuhr etwa doch? Dem Nachrichtensender n-tv gegenüber berichtete ein Händler, dass bisher die Anleger noch recht besonnen gewesen wären, aber nun einige in Panik ihre Pakete abstoßen würden. Der Ausverkauf der letzten Tage geht weiter, und nun verkaufen Akteure ihre Aktien im großen Stil. Damit hat der deutsche Leitindex ca. 17% in den letzten Tagen an Wert verloren. Das kann nicht gesund für die Wirtschaft sein.

Dabei ist doch alles bestens: Warren Buffet, Investment Legende aus Omaha und Chef der imposanten Investmentfirma Berkshire Heathaway, würde seinem Heimatland weiterhin die Note AAA geben. Wenn es sie gäbe, würde er sogar die Note AAAA geben.

Aber für den Hedge Fonds Manager George Soros ist die Herabstufung der Bonität durch S&P nur ein logischer Schritt. Er vermutet, dass sich die Regierung nur Zeit erkaufen wollte, als das massive Sparprogramm zu Lasten der kleinen Einkommen aufgelegt wurde. Und Bill Gross, Mitbegründer von Pacific Investment Management Co.(Pimco), attestiert S&P Rückgrat und bestätigt die Richtigkeit der Bewertung.

US-Finanzminister Timothy Geithner gar unterstellt S&P mangelnde Kenntnis grundlegender US-Finanzmathematik. Ich vermute, in dieser Materie wird sich S&P aber sehr wohl auskennen. Jean-Claude Juncker wiederum, Chef der Euro-Gruppe, möchte das Primat der Politik stärken, damit diese nicht so leicht erpressbar ist und ggf. Finanzmärkte stoppen kann. Ob dies der richtige Weg ist, wage ich noch zu bezweifeln. Ähnlich sieht es auch Angela Merkel, die sämtliche Finanzmärkte, alle Finanzmarktakteure und alle Finanzinstrumente angemessen beaufsichtigt und reguliert gehören.

Der Wirtschaftsnobelpreiträger Paul Krugman vermutet, dass S&P politisch gehandelt hat und noch nicht die gesamte Geschichte auf dem Tisch liegt. Dies wiederum ist auch meine Meinung. Die amerikanische Politik ist Lobbypolitik. Und die Lobby hinter der Politik hat derartigen Einfluß, dass Entscheidungen der Politik gern mal mit miesen Handlungen unterminiert werden.

Ex-US-Notenbankchef Alan Greenspan sieht etwas grundsätzlich schlechtes vor sich gehen. Und Allianz-Chef Diekmann arbeitet als des Volkes Sprachrohr und möchte dem Volk gern eine Antwort geben, wohin uns die Schuldenkrise führen wird. Ich habe da so eine Ahnung, dass es in die Richtung „Mad Max“ gehen könnte.

Noch dazu kommt Präsident Barrack Obama um die Ecke und hält eine schallende Revanche-Rede gegen S&P. Er bellt Standard & Poors entgegen, wie wenig er von dieser Herabstufung hält. Und er hat wahnsinnigen Erfolg mit der Rede, denn die amerikanischen Märkte werden noch weiter ins Minus gerissen. Die Probleme seien lösbar, meint „Yes, we can“. Außerdem, so seine Meinung, waren die USA immer ein AAA-Land und das werde auch so bleiben.

Warum reagieren die amerikanischen Aktienmärkte derart verschnupft auf eine solche Rede? Ein Händler meinte wohl, dass in solchen Zeiten am ehesten ein Präsident gebraucht werde, der der Nation Halt gibt. Und dies sei bei Obama nicht der Fall.

Und schon kommt jemand um die Ecke und sagt: Was S&P da durchgezogen hat, ist eigentlich gar nicht so falsch. Dieser jemand ist die andere Rating Agentur mit gigantischem Einfluß, Moody’s. Die Agentur beurteilt die Sparanstrengungen der USA skeptisch und hält eine Herabstufung vor dem Jahr 2013 für möglich. Die Stärke der Wirtschaft, der ausdiskutierte Defizit-Plan und die Haushaltskürzungen in Höhe von 917 Milliarden Dollar wären wohl von Zweifeln behaftet.

Nun ja, so ist das doch bei Hunden im Vollmond: Da fängt einer an mit Jaulen, dann dauert es nicht lang, bis weitere einstimmen. Und das am Tag der Katze. Einen solchen Tag haben Katzen nicht verdient: Da schüttet und stürmt es schauderhaft, und das trotz der Abneigung der Katzen gegenüber Nässe. Da ist die Rede von Hysterie und Panik, obwohl Katzen für ihre beruhigende Art bekannt sind. Und dann jaulen sich auch noch Rating-Agenturen und Politiker wie Hunde gegenseitig die Ohren voll, und das trotz der Abneigung der Katze gegenüber dem Hund.

So einen Tag nenne ich einen klassischen schwarzen Montag. Der internationalen Katze hat er jedenfalls nichts gebracht (siehe oben). Der Weltpolitik und Weltwirtschaft hat er auch nichts gebracht. Die Politik hat sich noch ein größeres Stück unglaubwürdiger gemacht, und der Weltwirtschaft wird dieser Tag noch sehr lange in Erinnerung bleiben.

Wem hat der Tag etwas gebracht? Der großen gelben Volksrepublik am anderen Ende der Welt. China – oder vielmehr seine Wirtschaft – hat groß in den USA investiert. Große Anlagen in Staatsanleihen befinden sich in chinesischer Hand. Und China stellt sich nun als Großinvestor hin und fordert eine verteidigungs- und fiskalpolitische Kehrtwende. Gleichzeitig warnten laut Reuters staatliche Medien ohne Umschweife vor einer Abwertung des Dollars.

Damit macht China unumwunden klar, dass die neue Weltwährung Yuan heißt, wie n-tv bereits im März hatte kommen sehen. Und ob uns das so gefallen wird, weiß ich nicht. Ich wage auch zu bezweifeln, dass uns viele Dinge, die nun passieren werden, gefallen werden. ich möchte hierzu aber meiner „Vorfreude“ Einhalt gebieten, denn vielleicht werden Wirtschaft, Börse und Politik doch wieder vernünftig. Sonst ist spätestens am 20.12.2012 Ende mit Wohlstand.

Etwas witziges habe ich aber auch noch. Beim Korrekturlesen dieses Artikels wurde mir eine sehr treffende Google-Werbung in die Vorschau zu diesem Artikel gepflanzt, was Sie im Bild hinter diesem Link sehen können.

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