AdBlock Plus, der plötzlich handzahme Werbeblocker?

Was haben wir uns darüber aufgeregt, die wir Webseiten betreiben: AdBlock Plus ist der Leibhaftige persönlich. Nun soll er handzahm sein? Es ist fast nicht zu glauben, aber das würde ja die gesamte Argumentation vieler Webseiten-Betreiber ad absurdum führen. Und wenn man das Alles so weiterdenkt, würde es den Werbeblocker an sich auch ad absurdum führen. Was genau ist denn jetzt eigentlich passiert? Ist das Thema Werbeblocker jetzt durch?

Hand auf für einen Platz an der Sonne

Der Betreiber des berühmten und oft kritisierten Werbeblockers AdBlock Plus, die Eyeo GmbH, kam jetzt um die Ecke und hat aktualisierte Regeln für die eigene Whitelist und für das viel gescholtene Acceptable Ads Programm vorgelegt. Die Regeln scheinen einfach zu sein. Was die Eyeo GmbH den Webseiten-Betreibern und Verlagen dabei abnimmt, ist mir relativ egal, da es mich wahrscheinlich eh nicht betrifft. Aber das mal kurz vorweg: Will ein Unternehmen auf die Whitelist der „Akzeptablen Werbung“, dann muss es 30% des Werbeumsatzes abführen. Aber erst oberhalb von 10 Millionen „Ad Impressions“ pro Monat.

Eine Ad Impression ist doch die pure Anzeige eines Werbebanners, wenn ich nicht irre. Also müsste meine Seite mindestens 10 Millionen Aufrufe pro Monat haben. Die habe ich nie und nimmer. Deshalb ist es auch relativ egal, was die Eyeo GmbH nimmt. Denn ich erreiche die Schwelle schlichtweg nicht. Tja, das ist das leichte Los eines Bloggers. Aber vielleicht wird ja auch der Lieferant der Werbung gezählt, wer weiß? Dann sähe das jedenfalls etwas anders aus. Aber auch nicht so richtig, wie wir jetzt sehen.

Regeln für akzeptable Werbung

  • Die Platzierung darf den Lesefluss nicht stören. Wenn also Werbung mitten im Text auftaucht, ist sie nicht akzeptabel. Über, unter oder neben dem Text ist für AdBlock Plus OK. Da sich das eine Werbebanner bei mir in der Seitenleiste befindet, sieht das ganz gut aus.
  • Werbung muss als Werbung erkennbar sein. Das ist ja auch vernünftig soweit. Um Werbung nun als solche wahrzunehmen, muss „Werbung“ oder etwas in der Art dabei stehen. Bei mir ist es das Wort „Reklame“ über dem Banner.
  • Die Größe ist auch wichtig. Über dem Inhalt sollte die Werbung maximal 200 Pixel groß sein, neben dem Inhalt maximal 350 Pixel breit sein und unter dem Inhalt maximal 400 Pixel hoch sein. Im Allgemeinen gilt, dass Werbung maximal 25% des sichtbaren Teils einnehmen darf, in der Region „Above the Fold“ (also bevor gescrollt wird) maximal 15%. Ich glaube, das wird bei mir nie und nimmer erreicht.
  • Es werden weiter einige spezielle Kriterien aufgelistet, bei denen ich glaube, dass sie eh nicht bei mir zutreffen. Aber:
  • Animierte Werbung wird nicht akzeptiert. Da mein Werbepartner Adiro verschiedene Werbung ausspielt, ist auch animierte Werbung dabei. Es sind aber auch reine Textlisten. Leider kann ich das nicht beeinflussen, also muss ich damit leben.
  • Nicht akzeptiert wird Werbung, die sichtbar neues Zeug lädt, Werbung mit übermäßigen Hover-Effekten, irgendwelches Gedudel, sich vergrößernde Werbung, übergroße Bilder, Werbung auf Übergangsseiten, Werbung, die sich überall drüber legt (Overlay), Popups und Popunders sowie Flash. Bei Flash bin ich nicht sicher, alles andere spielt hier keine Rolle.

Somit komme ich zu dem Schluss, dass diese Regeln bis auf Kleinigkeiten nicht für mich zutreffen. Wie gesagt, für die animierten Dinge kann ich nichts. Ich hätte es auch gern anders. Aber diese Option bietet mir Adiro nicht. Aber ich denke, ich mache das gar nicht so schlecht.

Sitze auf der Weißen Flotte zu verkaufen

Mehr als 3500 Domains von Verlagen sollen wohl schon von der Whitelist profitieren. Darunter sollen 33 der meistbesuchten Webseiten sein. Und es soll dort ein Haufen geparkter Domains herum dümpeln. Und das ist ja das, was immer wieder kritisiert wird. Ich habe aber weder eine geparkte noch hoch frequentierte Webseite. Was soll ich also dort auf der Weißen Flotte, Tschuldigung, Weißen Liste?

Naja, und wenn die Aufrufe erreicht werden, werden wohl für den mehr erzielten Erlös 30% erhoben, die dann die Verlage und Co. abführen sollen. So lautet wohl der Deal. Das kann man jetzt weiterhin als Schutzgelderpressung oder Wegelagerei bezeichnen. Fakt ist aber, dass es wohl kleine Blogs wie meinen gar nicht betreffen dürfte. Oder doch? Wie auch immer, 70 Unternehmen sollen wohl zahlen oder zumindest zahlungspflichtig sein. Ich gehöre nicht dazu.

Selbst schuld!

Die Internet-Industrie hat sich das selbst zuzuschreiben, dass es soweit kommen musste. Ich als Informatiker konnte auf einer Webseite neulich nicht zwischen Werbung und Download-Link unterscheiden, um für meine Mutter ein Libre Office herunter zu laden. Das Ende vom Lied war ein Fake-Libre-Office, welches Viren an Bord hatte. Das ist die eine Sache. Die andere Sache ist das nervtötende Gedudel mancher Werbung, das Hier-kaufen-Geblinke, die Werbung, die sich über den Text legt, mit einem Popup aufkreuzt oder – noch schlimmer – sich unten drunter legt.

Hätte es die Wegelagerer nicht gegeben, die den Internet-Nutzer zu Tode genervt haben mit solcher Werbung, würde es auch so etwas wie eben solche Regeln nicht geben. Ich bin davon überzeugt, dass das unterm Strich das Internet besser machen wird. Aber auf so einen Trichter hätten viele Webseiten-Betreiber allein kommen können.

Was interessiert es mich?

Ich habe ein relativ gutes Gefühl, dass ich im kommenden Jahr für ein paar Artikel aus diesem Jahr eine Ausschüttung als Autor von der Verwertungsgesellschaft Wort bekommen werde. Insofern kann es tatsächlich sein, dass ich das eine Werbebanner unter „Reklame“ auch noch ganz abschaffe. Es kann sein, dass die Tage der Werbung hier im Blog tatsächlich gezählt sind. Und dann können mir solche Praktiken wie die der Eyeo GmbH herzlich gestohlen bleiben. Denn ich halte das auch nach wie vor für Wegelagerei. Handzahm ist da keineswegs irgendwas.

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