Ein Artikel soll sich im Internet verbreiten wie ein Virus in einem Körper. Klingt abschreckend, oder? Das ist aber das Ziel von Kampagnen. Die kann man starten, sich an ihnen beteiligen oder – wie ich – größtenteils ignorieren. Mir ist es nicht wichtig, nun mit meiner Webseite die Weltherrschaft an mich zu reißen. Mir ist es viel wichtiger, dass meine Leser und ich mit dem, was ich so schreibe, klarkommen. Was bringt es mir, wenn ich irgendwie versuche, eine Kampagne aufzubauen? Dafür halte ich mich nicht für wichtig genug. Aber wenn das so wäre, müsste man sich damit beschäftigen. Klar, da ein gewisses Interesse ja auch bei mir vorhanden ist, lasse ich einfach mal meine Gedanken dazu auf das Publikum los.
Der perfekte Blog-Artikel
Hört mir bloß auf. Es gibt keinen perfekten Artikel. Da kann sich jemand mit noch so vielen Techniken, Hinweisen und Versprechen von SEO-Butzen beschäftigen. Es gibt höchstens den Artikel, mit dem Autor und Leser einverstanden sind. Wenn der Artikel zufällig noch den Nerv der Zeit trifft, kann der schon seine Runden drehen. Manchmal sogar die eine oder andere Ehrenrunde. Und irgendwann gibt es mal ein Thema, das eigentlich immer relevant bleibt und deshalb immer wieder Besucher auf die Seite führt.
Das hat aber nun wirklich nichts mit perfekten Artikeln zu tun. Es streiten sich ja immer wieder die Geister, ob nun in einem Artikel besonders viele und / oder gute Überschriften vorhanden sein sollen bzw. Bilder / Infografiken oder eben auch Links. Ich meine, man kann das ja alles nicht generell ausschließen. Aber in jedem Artikel alle möglichen Elemente zu hinterlegen, halte ich für etwas zu überdimensioniert. Die Mischung macht’s. Aber vorn steht als allererstes der Inhalt. Und nichts anderes.
Die Verdenglischer der deutschen Sprache
Wobei wir beim nächsten Thema sind. Wieso nur erzählen deutsche Blogger, die sich mit dem Bloggen und den Themen darum beschäftigen, immer wieder so vollmundig mitten im Satz in englischen Begriffen? Ich werde es nie verstehen, wieso deutschsprachige Schreiberlinge von „Content“, „Social Web“, „Word-of-mouth“ und so etwas erzählen, wenn es doch die Begriffe „Inhalt“, „soziale Netzwerke“ und „Mundpropaganda“ gibt. Wieso erzählen so viele Blogger vom „Marketer“ statt vom „Vermarkter“ oder dem „Marketingfachmann“?
Weil Blogs im Internet vorzufinden sind und im Internet sowieso Englisch vorherrscht? Wieso glaubt irgendjemand, dass sich englischsprachige Nutzer (nein, nicht „User“) mit Blog-Artikeln befassen, die zu – sagen wir mal – 75% auf deutsch verfasst wurden und der Rest irgendwelche (halb-)englische Begrifflichkeiten darstellt? Dafür gibt es einen Negativ-Preis, nämlich den Sprachpanscher des Jahres.
Das kann man doch vermeiden. Oder etwa nicht? Ich meine, was spricht denn dagegen, sich auf eine Sprache zu einigen? Wenn man sich so erzählt, dass Suchmaschinen auf Qualität achten, wäre doch eigentlich auch ein Qualitätskriterium, dass die Sprache eindeutig ist. Sonst könnte vielleicht der Eindruck entstehen, dass sich der jeweilige Autor hinter fremdsprachigen Fachausdrücken verstecken muss. Das will natürlich niemand unterstellen, aber der vage Eindruck kann vorherrschen.
Viral ist, worüber gesprochen wird
Wenn ein Artikel „viral geht“, dann ist der natürlich kein Virus. Aber das ist ja irgendwie auch klar. Aber wie geht das denn? Im Prinzip nur, wenn über den Artikel gesprochen / geschrieben wird. Es gibt etliche Gründe, wieso ein Artikel in den sozialen Netzwerken geteilt wird. Da haben sich Wissenschaftler einen Kopf drum gemacht. Aber wenn der Inhalt nicht stimmt, wird das auch nicht geteilt. Aus die Maus. Wenn ich unverständlich irgendwas vor mich hin erzähle, was nicht stimmig ist, dann muss ich mich auch nicht wundern, weshalb das dann auch von niemandem zum Lesen empfohlen wird.
So ähnlich ist das auch mit den Backlinks. Es geht nicht darum, dass möglichst viele Links auf die eigene Webseite zeigen. Es geht eher darum, dass die Links auf normalem Weg entstehen. Wenn ein anderer Autor über den Artikel von mir redet und dann in seinem Artikel einen Link zu mir setzt, ist das sinnvoller als alles andere. Ob man da irgendeine Strategie verfolgt oder nicht, es zählt hier auch wieder nur der Inhalt. Der muss irgendwie gut sein für diejenigen, die darüber nachdenken, auf meinen Artikel zu verlinken.
(Im übrigen beschäftigen sich beiden Links mit genau den beiden Themen. Ich halte sie für sehr lesenswert, was die Hintergründe betrifft. Man muss aber natürlich nicht alles Wort für Wort umsetzen.)
Wir gehen viral
Das ist doch irgendwie ein hanebüchener Satz, oder? Ich meine, es ist schon klar, was damit gemeint ist. Aber es klingt irgendwie nach „Los komm, wir spielen Virus“. Das sind so Begrifflichkeiten, die sich im Internet festgesetzt haben. Wieso das so ist, weiß ich nicht. Ich versuche weitestgehend, auf so etwas zu verzichten.
Jedenfalls ist es doch so, dass über allem der gute Inhalt steht. Wenn ein Artikel eine richtige Aussage hat (mit der man nicht mal übereinstimmen muss), dann wird der Artikel auch über die sozialen Netzwerke geteilt und in anderen Artikeln erwähnt. Unter Umständen verbreitet sich dann ein solcher Artikel wie ein Lauffeuer. Und dann ist er viral.
Aber das hat nichts damit zu tun, dass der nun bebildert ist oder alle 5 Zeilen eine Zwischenüberschrift hat. Ich gehe mit, was Infografiken betrifft, da das Auge nun einmal so etwas viel schneller im Umfang erfasst als Text mit gleichem Inhalt. Das heißt aber noch lange nicht, dass so etwas dann zwangsläufig „viral“ wird. Inhalte müssen die Meinung des Autors widerspiegeln, vor allem bei Bloggern, dann kann auch der Leser etwas damit anfangen. Wenn der Inhalt dann vielleicht auf wenig Gegenliebe stößt, wird vielleicht kontrovers darüber debattiert, und deshalb wird der Artikel bekannt.
Es gibt viele Wege, wie ein Artikel viral wird. Es hat keinen Sinn, sich ausschließlich darauf zu verlassen, was man mit Kampagnen, Grafiken und dergleichen erreichen kann. Am besten wird es mit gutem Inhalt erreicht, über den eventuell auch mal geredet wird.
One Reply to “Backlinks und Co. – Komm, wir gehen viral”