Wenn Office 365 für Exchange Server eine Option werden kann

In Deutschland ist man ja argwöhnisch, was Cloud-Dienste für Unternehmen betrifft. Wie Office 365 eben. Aber man erlebt auch ein Umdenken. Was ist denn in Firmen mit nur kleiner IT-Abteilung, wenn der Administrator mal nicht da ist? Wenn alles läuft, ist alles gut. Aber was, wenn ausgerechnet dann ein echter, großer Ausfall passiert? Genau dann passiert ein Umdenken.

Das wird kein Werbeartikel. Sie werden auch keinen Link finden, der auf eine Produkt-Verkaufsseite verweist. Nein, ich will einfach mal ein bisschen philosophieren, was ich erlebt habe. Und zwar, ohne dass ich zu tief ins Details gehe. Denn heute kam alles zusammen. Ernsthaft.

Dass mal der Exchange Server ausfällt, ist ja nun kein Geheimnis. Jedes Software-Produkt der Welt fällt mal aus. Aber seltsam war das heute schon, was mir da ein Kunde geschildert hatte. Ohne dass es irgendein Anzeichen gab, war kein Email-Verkehr mehr möglich. Der Exchange Server an sich lief weiter. Man hat ihn aber trotzdem mal neu gestartet. Sicher ist sicher.

Tja, und dann ging das Theater los. Exchange speichert die Postfächer der Benutzer in Datenbanken. Und die Datenbanken konnten vom Server nicht bereitgestellt werden. Eine Überprüfung ergab, dass Protokolle, die Exchange braucht, nicht aufzufinden waren. Wie das kam, blieb unbekannt. Jedenfalls stürzten wir uns auf die Behebung. Sogar eine Reparatur wurde versucht. Alles bliebt erfolglos.

Was ist dann der logische Schritt? Genau: Wir greifen auf das letzte vollständige Backup zurück. Dummerweise traten dort genau die gleichen Probleme auf. Es war nichts zu wollen. Eine Integritätsprüfung mit einem weiteren Dienstprogramm ergab Inkonsistenzen. Klar, dem Exchange Server fehlten ja Protokolle. Es wurden dann säckeweise Protokolle wiederhergestellt. Aber auch das brachte keine Lösung. Und Microsoft als Hersteller verweigerte Unterstützung, weil diese Version von Exchange Server viel zu alt ist und nicht mehr unterstützt wird.

Also entschlossen wir uns nach vielen Stunden Arbeit und Hinzuziehen von weiteren Technikern letztendlich dazu, Exchange morgen eine neue Datenbank zu spendieren und quasi die Benutzer dahin zu verweisen. Glücklicherweise wurden die Postfächer schon einmal parallel exportiert. Die braucht man dann eben nur in Outlook anzuhängen. Und sobald die Benutzer in die neue Datenbank „umgezogen“ sind, kann wieder normal gearbeitet werden.

Dieser Umstand, dass es durchaus einen Totalausfall geben kann, wenn man Pech hat, machte unserem Kunden richtige Angst. Was, wenn er als einziger mit Exchange-Erfahrung nicht im Haus gewesen wäre? Stellen Sie sich einmal vor, irgendwer wäre auf die Idee gekommen und hätte das mit der neuen, leeren Datenbank hinbekommen. Outlook hätte sich dahin verbunden. Und bumms, das Postfach wäre für immer leer gewesen. So wurde zumindest für jedes Postfach der Datenbestand gesichert.

Da ist es unterm Strich doch besser, wenn man die Bereitstellung der Exchange-Infrastruktur an jemand anderen übergeben kann. Und im Falle von solchen Dingen wie Office 365 ist es nun einmal so, dass die Last über viele Exchange Server verteilt wird, dass die Server immer aktuell gehalten werden, dass die Dienste immer zur Verfügung stehen. Diese Leistung mietet sich der Kunde an und übergibt Daten an Microsoft. Nein, hören Sie auf, an solche Sachen wie Datenspionage zu denken. Das darf Microsoft dahingehend gar nicht.

Ein bisheriger Exchange Administrator macht sich ja dadurch nicht überflüssig. Der muss umdenken. Der hat genauso mit seiner Verwaltung von Benutzern, Emails, Email-Routen, Regeln und all das zu tun. Er schafft sich aber das Risiko vom Leib, dass so ein Worst Case Szenario, wie ich es grob angerissen habe, gleich wieder passiert.

Office 365 wurde oft verteufelt. Aber so böse sind die von Microsoft gar nicht. Man stelle sich vor, dass Microsoft wirklich schnüffeln würde. Das ist doch alles verschlüsselt. Nein, ich glaube da nicht dran. Wie auch immer, jedenfalls schafft man sich auf diese Weise Ausfallsicherheit. Und sei es „nur“, dass so ein Ausfall nicht noch einmal passiert. Mal sehen, ob der Kunde dann auch bei der Migration „in die Cloud“ mitmacht. Aber dieser Ausfall ist ihm eine Lehre.

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