18 Jahre „Hurt“ von Johnny Cash

Johnny Cash befand sich am Ende seines bewegten Lebens. Er war dabei, ein Vermächtnis zu produzieren. Auf „American IV: The Man Comes Around“ fand es dann statt. „Hurt“ ist eigentlich ein Lied der Alternative Rock Band Nine Inch Nails. Aber ehrlich, Johnny Cash hat es sich zu eigen gemacht. Mir fällt keine bessere Coverversion irgendeines anderen Liedes von irgendwem anderen ein, die mich ähnlich hätte packen können wie das, was der alte Mann und seine Gitarre machen.

I will make you hurt

Heute habe ich mich selbst verletzt, um zu sehen, ob ich noch etwas fühle. Ich konzentriere mich auf den Schmerz. Das ist das einzige, das echt ist. Die Nadel reißt ein Loch, der altbekannte Stich. Ich versuche, das Alles zu begraben. Aber ich erinnere mich an alles. Was ist aus mir geworden, mein liebster Freund? Alle, die ich kenne, gehen am Ende fort. Und du könntest alles haben, mein schmutziges Königreich. Ich werde dich fallenlassen, ich werde dir Schmerzen bereiten.

Ich trage diese Dornenkrone auf meinem Thron der Lügen. Voller zerbrochener Träume, die ich nicht reparieren kann. Unter den Flecken der Zeit verschwinden die Gefühle. Du bist jemand anderes. Ich bin immernoch hier. Was ist aus mir geworden, mein liebster Freund? Alle, die ich kenne, gehen am Ende fort. Und du könntest alles haben, mein schmutziges Königreich. Ich werde dich fallenlassen, ich werde dir Schmerzen bereiten. Wenn ich nochmal anfangen könnte, eine Million Meilen weg, würde ich mich selbst bewahren, würde ich einen Weg finden.

Johnny Cash am Ende seines Lebens

Er war 70 Jahre alt, als er „Hurt“ aufnahm. Dabei konnte Johnny Cash am Anfang mit dem Lied von Nine Inch Nails so gar nichts anfangen. Aber Produzent Rick Rubin ließ nicht locker und spielte ihm eine Demoversion des Liedes vor. Diese nahm der alte Mann letztlich auf. Später sagte er dann, dass es kein besseres Anti-Drogen-Lied gäbe. Trent Reznor, Sänger von Nine Inch Nails, war begeistert vom Ergebnis, obwohl es aufgrund des persönlichen Inhalts wie ein Eingriff in die Privatsphäre war.

Johnny Cash konnte sich nicht mehr lange am Erfolg erfreuen. Ein halbes Jahr nach Erscheinen starb der Man In Black im September 2003. Aber diese unglaubliche Mutter aller Coverversionen bleibt. Vom selbstzerstörerischen Drogensüchtigen hat er den Protagonisten des Liedes zum selbstzerstörerischen, harten Typen gewandelt. Johnny Cash war ja selbst nie einfach. Mit Knast, mit Drogensucht, mit seiner Krankheit. Seine Frau June starb im Mai, kurz vor ihm. Und „Hurt“ bleibt bestehen.

Erschüttert

Ja, bis zu dieser legendären Cover-Version kannte man Johnny Cash mit „Ring of Fire“, mit „Jackson“, mit Country-Musik und Rock’n’Roll. Ich hatte damals durch Zufall mitbekommen, dass der Amerikaner eine neue Single hat. Und auf einmal klampfte es schwermütig daher. Mit alter, gebrochener Stimme sang er das Lied, litt unter einer seltenen Krankheit und Asthma. Aber er brachte sein Vermächtnis auf den Weg. Auch das Shy-Drager-Syndrom hielt ihn dabei nicht auf.

Es traf mich damals ohne Vorwarnung, was da der alte Mann sang. Bis heute erschüttert es mich jedes Mal, wenn ich die Version von „Hurt“ von Johnny Cash höre. Das Lied war Single des Jahres 2003. Das hatte Johnny Cash bereits nicht mehr erlebt. Ebenso das legendäre Video, das Video des Jahres 2003 wurde. Es ist und bleibt eine legendäre Aufnahme. Ein alter, kranker Mann schaut auf sein Leben zurück und auf all die Menschen, zu denen er ungerecht war. Aber genau so stellte man sich Johnny Cash immer vor, oder?

Das Lied

Wie gesagt, für mich ist es die beste Cover-Version der Musikgeschichte. Niemand hätte es jemals erreichen können, eine ähnliche bittere Aufnahme zu produzieren. Und das ist alles, was es zu „Hurt“ zu sagen gibt. Auch das gehört zum Soundtrack meines Lebens dazu.

Johnny Cash - Hurt
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3 Replies to “18 Jahre „Hurt“ von Johnny Cash”

  1. Ich mag nicht glauben, dass dieser Titel schon so alt ist. Ein ganz berührendes Lied von Cash. Für mich war es ein absoluter Höhepunkt seiner Karriere.

  2. Das ist ein ergreifendes Lied.. ein letztes Requiem für sich selber und als Mahnung an andere – ich glaube dass er bei dem Lied schon den nahen Tod gespürt hat – so wie Freddy Mercury bei seinem Lied „The Show must go on“.
    Und je mehr dieser begnadeten Künstler von diesem Planeten verschwinden – umso bewusster wird mir, dass ich mit der aktuellen Musik nicht viel anfangen kann. Zu was tanzt man denn heute noch Klammerblues, wenn nicht zu „Lady d’Arbanville“ von Cat Stevens?

  3. Wie ich schon auf Twitter schrieb, es ist eines der bewegensten Lieder die ich kenne. Es berührt mich jedes Mal so sehr das ich feuchte Augen bekomme. Mit dem Lied hat der Mann seinem Vermächtnis das Fundament so tief verwurzelt, das er für mich als Buddhistin immer der Prediger bleibt, dem ich vertraue.
    Liebe Grüsse
    Daira

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