Man musste ihn nicht mögen, um einzugestehen, dass mit Professor Udo Jürgen Bockelmann ein ganz großer der deutschen Musik gestorben ist. Wie kein anderer Musiker hat er den deutschen Schlager geprägt. Und wenn ein Musiker sowohl jung als auch alt zum Mitsingen und -tanzen bringt, dann zeigt das doch, wie viel Einfluss dieser Musiker hatte. Vor kurzem noch 80. Geburtstag gefeiert, ist Udo Jürgens gestern plötzlich gestorben.
Seine Musik war eigentlich nie nur das „Umm-da-da-umm-da-da-tralala“, was so viele Schlagerbarden von sich gegeben hatten. Er ist eigentlich in keinem Genre richtig zuhause gewesen. Ich habe seine Musik kennengelernt als eine Kreuzung aus Chanson, Pop und irgendwie auch Jazz. Natürlich war auch eine große Ladung Schlager dabei, aber das allzu seichte Element hat man in seiner Musik nie gefunden. Dafür waren seine Partituren viel zu verspielt und umfangreich.
Ob es nun „Mit 66 Jahren“ war oder sein Gewinnerlied beim Eurovision Song Contest 1966 in Luxemburg, „Merci, Chérie“, oder die Mitgröl-Lieder „Ein ehrenwertes Haus“, „Immer wieder geht die Sonne auf“ und ganz sicher „Ich war noch niemals in New York“ – Udo Jürgens hat immer den Nerv der einfachen Leute getroffen und wartete immer wieder mit ungewöhnlichen und unerwarteten Lied-Elementen auf. Das machte ihn so unvergleichlich.
Am beeindruckendsten fand ich im musikalischen Schaffen des Musikprofessors aus Österreich sein Einwanderer-Hit „Griechischer Wein“. Gerade in der derzeitigen Pegida-Debatte wird dieses Lied immer wieder in Erinnerung gerufen. Zumindest kann ich mir das so vorstellen. Einwanderer waren immer willkommen in Deutschland, trotzdem blieben sie immer wieder unter sich. Das Lied musste von seiner Geschichte her einfach im Ruhrgebiet spielen, weil dort die Einwanderer aufgrund der aufstrebenden Industrie am besten hinpassten.
Er hinterlässt ein bemerkenswertes musikalisches Erbe mit über 1000 Eigenkompositionen und 50 Alben. Er gehört nach 60 Jahren Bühnenkarriere und 105 Millionen verkauften Tonträgern zu den erfolgreichsten Künstlern der Welt. Und immer wieder griff er ernste Themen auf. Ob es die Umweltzerstörung, Trennungen von Eltern, Drogenproblematiken oder die Kritik an der Katholischen Kirche war – er hatte es sich nie einfach gemacht. Das muss man einfach mal anerkennen, auch wenn man ihn nicht mag.
Seine Geschichte und die seiner Familie wurde erst im Buch und dem Film „Der Mann mit dem Fagott“ beschrieben. Und er hatte gebührend seinen 80. Geburtstag gefeiert. Und dann starb er am 21.12.2014 bei einem Spaziergang in der Schweiz an akutem Herzversagen.
Merci, Udo. Auch jemand, der nichts mit Schlagern anfangen kann, muss zugeben, dass das Weltklasse war, was er gemacht hat. Oder was meinen Sie?
Ein ganz großer Musiker einfach, der da (leider) zu früh von uns gegangen ist. Hätte ich so leider niemals erwartet und ich bin traurig, dass ich es am Ende niemals auf ein Konzert von ihm geschafft habe.
RIP, Udo Jürgens!
So ist es leider.