Wenn nicht mal im Leipziger Stadtrat richtig gewählt wird

Leipzig braucht einen neuen Kulturbürgermeister. Eigentlich ist da die Wahl getroffen worden. Aber eigentlich auch nicht. Es ist ein interessantes Theater hier. Irgendwie sagt man sich, dass so etwas typisch Leipzig ist. Aber ist das so? Ich kann das nicht beurteilen. Aber ich erzähle einfach mal meine Eindrücke. Denn irgendwie scheint das gerechtfertigt zu sein, dass man über den Leipziger Stadtrat seinen Unmut loslässt.

Gestern hieß es erst, dass die kulturpolitische Sprecherin der LINKE, Dr. Skadi Jennicke, zur neuen Kulturbürgermeisterin gewählt wurde. In einer Kultur-verrückten Stadt wie Leipzig ist es wichtig, dass dieses Amt schnell wieder besetzt wird. Denn der bisherige Kulturbürgermeister Michael Färber scheidet zum 01.06.2016 aus dem Amt. Aber eben keine Panik, denn es wurde ja gewählt, und alles ist entschieden.

Denkste, hieß es wenig später. Skadi Jennicke setzte sich zwar gleich im ersten Wahlgang durch, was ja im Leipziger Stadtrat auch nichts selbstverständliches ist, soweit ich das mitbekam. Von 69 gültigen Stimmen stimmten 41 für die promovierte Dr. phil., was ein deutliches Ergebnis ist. Platz 2 ging an Matthias Theodor Vogt von der CDU. Und leer ging Thomas Kumbernuß von Die PARTEI aus. Also alles klar. Nein, war es nicht.

Denn es wurde erst lange Zeit nach der Wahl überhaupt klar, dass für Kumbernuß niemand abgestimmt hatte. Ursprünglich wurden ihm 5 Stimmen zugerechnet, aber die Stimmen waren Enthaltungen. Außerdem ist nicht ganz klar, ob Jennicke als ehrenamtliche Stadträtin überhaupt für sich hätte abstimmen können. Und schon wird über runde Tische und verwaltungsrechtliche Konsequenzen erzählt. Also wieder irgendwie typische Leipzig, das Dorf.

Vogt würde es gelegen kommen, wenn am Ende herauskommt, dass es eine Neuwahl des Kulturbürgermeisters gäbe. Denn es war wohl so, dass im Stadtrat zu wenig Interesse für ihn vorhanden war. Und wenn der Historiker schon einen Bogen von der italienischen Romantik her spannen will und Leipzig zur „Sehnsuchtshauptstadt“ machen will, würde es ihm zupass kommen, wenn er seinen Plan nochmal deutlicher erläutern dürfte.

Skadi Jennicke dagegen ist eine ausgewiesene Kulturexpertin mit Expertise in Dramaturgie, mit Erfahrung bei DeutschlandRadio Kultur, als Lehrbeauftragte an der Hochschule für Musik und Tanz. Jennicke betont immer wieder die Innovation, Nachhaltigkeit und Teilhabe und will zwischen Historie und Moderne vermitteln, wie sie immer wieder erklärt. Und vor allem in Anbetracht der Tatsache, dass sich Leipzig gern weltoffen zeigt, will sie als Vermittlerin zwischen den Kulturen arbeiten.

Nun ja, und Kumbernuß argumentiert als typischer PARTEI-Politiker. Sie haben sicherlich alle schon von der Satire-Partei rund um Martin Sonneborn gehört. Jedenfalls sprach er davon, dass die Stadt nur auf tote Künstler setzen und die jungen Bands vernachlässigen würde. Und er kritisiert, dass der Stadtrat nicht einmal wüsste, was Grindcore sei. Damit hat er sicherlich nicht unrecht. Aber bei Mitgliedern von Die PARTEI weiß man irgendwie auch nie, wieviel Satire in ihren Vorhaben steckt.

Wie dem auch immer sei, jetzt gab es die Pannen bei der Wahl des Kulturbürgermeisters. Das Ganze hat vielleicht kaum jemand außerhalb Leipzigs mitbekommen. Das Ganze wirkt so, als ob man es nicht anders aus Klein-Paris kennen würde. Schauen wir mal, wie sich das Ganze weiter entwickelt.

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