Beatmungsgerät: Endstation in der Pandemie

„Ended up on a life support machine“ – Das Lied „Blasphemous Rumours“ von Depeche Mode spricht das Lebenserhaltungsgerät an, also auch das Beatmungsgerät, oder? Während es aber in der ernsten Industrial-Nummer der Band um ein Selbstmord-gefährdetes Mädchen geht, was ihr nicht gelingt und das dann letztlich an den Folgen eines Autounfalls stirbt, haben wir es in der aktuellen Lage in „Good Old Germany“ mit etwas ganz anderem zu tun: Menschen verweigern einfachste Maßnahmen wegen „Weil, wimmer, heul“ und tanzen eine ganze Nation in Richtung Intensivstation.

Explodierende Zahlen, untätige Politiker

Ich wollte nichts mehr zur Corona-Pandemie schreiben. Wirklich nicht. Mich kotzt es einfach an, wie Tag für Tag die Zahlen explodieren, Menschen schwer krank werden und die Politik irgendwas von „Wir müssen vernünftig bleiben“ erzählt. Bleiben? Habt ihr ne Meise? Die Menschen müssen erstmal wieder vernünftig werden. Sonst riskiert es diese Gesellschaft, dass noch viel mehr Menschen ans Beatmungsgerät müssen. Ich habe keine Erfahrung damit, stelle mir aber vor, dass das kein Spaß ist.

Ich bin am 23. März ins Refugium verschwunden. Und da werde ich erstmal bleiben. Ich habe es einfach satt, auf eine Besserung zu hoffen. Nicht mit dieser Gesellschaft. So lang es – auch in meinem Umfeld – Menschen gibt, die ernsthaft die Gefahr von SARS-COV2 herunterspielen, bleibe ich schön dort, wo ich bin. Dafür habe ich ja auch Geld ausgegeben. Ja, hier in Leipzig frisst sich das Coronavirus noch nicht so stark durch die Gesellschaft. Aber ich sehe gute Chancen, dass das ganz schnell anders wird.

Wir steuern auf den ersten Lockdown in Deutschland zu. Ja, der erste, denn bisher gab es ja noch keinen. Das waren Einschränkungen, sonst nichts. Bei unüberschaubar vielen Neuinfektionen ist das Alles unvermeidbar. Das liegt meiner Meinung nach auch daran, weil die Politik auf die „Vernunft“ der Bürger gesetzt hat. So, wie sie auf „Selbstverpflichtungen“ bei der Industrie zu Umweltthemen gesetzt hat. Damit kann die Politik untätig bleiben.

Und genau das fällt dem Land nun auf die Füße. Schmerzhaft. Aber es wird nicht anders gehen. Denn wir schicken ja sehenden Auges immer mehr Leute im Winter-Halbjahr ans Beatmungsgerät. Wollt ihr das? Wollt ihr dann erst wieder lernen müssen, wie es ist, selbständig zu gehen, zu atmen, zu essen? Ich hätte mir eine klare Kante der Politik erwartet, ich einfältiges Bürschchen. Na, dann lassen wir halt die Situation weiter eskalieren. Wie viele Neuinfektionen pro Tag hättet ihr denn gern?

Was redet der denn vom Beatmungsgerät?

Es ist schon klar: Nicht jeder, der sich diesen Mist einfängt, muss künstlich beatmet werden. Viele haben keine oder nur geringe Beschwerden. Aber wollt ihr austesten, ob ihr davon kommt? Oder wollt ihr ernsthaft herausfinden, wie das ist, nach so einer Zeit am Beatmungsgerät wieder leben zu lernen? Natürlich, es kann sein, dass ich hier auch den Teufel an die Wand male. Warum aber schlagen Mediziner nun wieder häufiger Alarm, dass die Intensiv-Betten wieder stärker belegt sind?

Ich bin übrigens davon überzeugt, dass ich mir den Kram eingefangen hatte. Ja, trotz der Tatsache, dass ich größtenteils in meiner Wohnung sitze und unter Menschen den Mund und die Nase bedecke. Aber genau das ist ja der Irrglaube: Ich schütze nicht mich mit so einer Maske, sondern mein Gegenüber. Wenn aber irgendwelche Vollhonks die Maske unterhalb der Nase oder gar nur am Kinn tragen, gefährden die mich. Und wahrscheinlich ist das passiert. Aber ich weiß es halt nicht.

Ich weiß halt nur, dass ich in letzter Zeit noch stärker außer Atem bin als sonst. Und ich weiß, dass ich müder bin als sonst. Ja, ich war an keinem Beatmungsgerät. Aber dieser ganze Mist ist eben wirklich heimtückisch. Und warum sollte man irgendwas riskieren? Nun regen sich alle auf, weil sie nach 23 Uhr nicht mehr in der Kneipe saufen können und weil sie ihre heimischen Partys kleiner gestalten sollen. Habt ihr sie noch alle? Verzichtet mal eine Runde. Ich mache das doch auch.

Im Trend: Fressen und scheißen

Sorry, dass ich so direkt bin. Aber in „Good Old Germany“ werden Nudeln und Klopapier langsam wieder knapp. Ernsthaft? Wie nah stand eure Schaukel in der Kindheit an der Hauswand? Wir hätten allesamt mehr auf die an sich gute AHA-Regel von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn achten sollen: „Abstand halten, Hygiene, Alltagsmaske“. Aber nein, das ist ja alles zu viel verlangt. So vermelden die Nachrichten, dass der typische Deutsche nun wieder Scheißhauspapier hortet.

Aber zur Anti-Corona-Maßnahmen-Demo mit dem Kohlkopf-Kaiser Hildmann, da muss man hinlatschen. Und das Bedecken von Mund und Nase zum Schutz anderer ist ein Maulkorb, mit dem die Bürgerrechte eingeschränkt werden. Ehrlich, diesem Land ist nicht mehr zu helfen. Ich wäre ja bei der AHA-Regel für ein zusätzliches A, nämlich das für Anstand. Aber naja, man kann nicht alles haben. Und deshalb horten wir nun Nudeln und Klopapier. Das ist nämlich besser als AHA.

Und am Ende riskiert es dieses Land nochmals, dass Menschen – jung oder alt, fit oder krank – unter Umständen an ein Beatmungsgerät angeschlossen werden müssen. Hauptsache, wir haben fein gefeiert und geben einen feuchten Furz auf einfachste Dinge. Ich bin es so leid, das glaubt ihr mir nicht. Aber wenigstens habe ich meine Trutzburg. Ich habe zwar Angst vor der Betriebskostenabrechnung nächstes Jahr. Das ist aber nicht so schlimm wie eine mögliche ernsthafte Erkrankung.

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