Exchange Server nicht mehr der Rede wert?

Derzeit gibt es relativ wenig über den guten alten Exchange Server zu erzählen. Das ist insofern bemerkenswert, als dass es Zeiten mit täglichen Meldungen gab. Immer wieder gab es irgendein Horrorszenario. Ob es die HAFNIUM-Nummer war oder sonstwas: Das Mailsystem der Microsoft-Welt war in aller Munde. Und schnell war die Rede davon, man solle entweder direkt in die Cloud gehen oder sich eine Alternative anschaffen. Und das, obwohl man ja weiß, dass es nicht wirklich gleichwertigen Ersatz gibt. Und das ist jetzt alles verstummt?

Irgendwie mein Exchange Server

Ich bin eigentlich gelernter Industriemechaniker. In den Neunzigern habe ich mich jahrelang auf Baustellen herumgetrieben, bis ich blöderweise in eine Drückerkolonne geraten war. Danach war wieder die Baustelle angesagt, bis meine Knie entschieden etwas dagegen hatten. Ich schulte um zum Fachinformatiker. Und während der Umschulung war mal die Aufgabe, einen Exchange Server zu installieren. Das war damals die 2000er-Version. Meine Güte, was für eine Diva!

Und dann später in meinem ersten Support-Job ab 2006: Ich war konfrontiert mit dem 2003er. Leute, was hatte sich Microsoft dabei gedacht? Baut mal einen Exchange Server 2003 Cluster. Ey, man bricht sich derart die Finger dabei. Und es geht immer erstmal schief. Aufgrund der Neuausrichtung meines damaligen Arbeitgebers hatte ich dann nichts mit dem 2007er Exchange Server zu tun. Dafür dann aber in meinem jetzigen Job mit jedem seit Exchange Server 2010.

Was war das für eine Wohltat, das Mailsystem dann hochverfügbar zu bauen! Kein virtuelles Gedöns mehr wie bei 2003. Der 2010er kam mit Database Availability Groups um die Ecke. Und ich habe es geliebt. Allerdings waren das arg viele Rollen, die der jeweilige Server einnehmen konnte. Davon hatte sich dann Microsoft auch im Laufe der Zeit verabschiedet. Was aber blieb: Exchange Server ist nach wie vor eine störrische Diva.

Du musst am Ball bleiben!

In der IT-Branche kannst du dich nicht ausruhen. Und deshalb dachte ich mir, ich müsse beim Exchange Server am Ball bleiben. Was habe ich immer all die Informationen aufgesaugt! Das TechNet, was dann Microsoft Docs und nun Microsoft Learn heißt, war quasi meine tägliche Lektüre. Etliche Blogs, die sich mit meinem hauptsächlichen Support-Gegenstand beschäftigten, hatte ich abonniert. Aber ich hatte schon gemerkt: Irgendwie nehmen dort andere Themen immer mehr überhand.

Dann war irgendwann die Rede vom Exchange 2022. Der verschwand dann irgendwo im nirgendwo und wurde klammheimlich durch einen ominösen Exchange Server vNext ersetzt, der dann in ein paar Jahren kommen soll. Und die aktuellen Informationen zum Exchange Server wurden immer rarer. Auch hier im Blog gibt es immer weniger dazu zu erzählen. Es geht eben mehr um Exchange Online oder halt insgesamt um Microsoft 365. So ist das Leben.

Aber auch hier muss man am Ball bleiben. Es läuft alles etwas anders ab, wenn ich über die Cloud erzähle oder Support zu Cloud-Themen gebe. Am Ende hat man halt nicht so die Gewalt wie im eigenen Rechenzentrum. Allerdings ist alles eben auch agiler, schneller, dynamischer. Das kann man gut finden, man kann es aber auch lassen. Ich habe mich damit arrangiert. Und ganz ehrlich, die Cloud ist schon was großartiges. Auch wenn andere darüber schimpfen des Schimpfens wegen.

Wie mache ich denn da nun weiter?

„Wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit.“ – Ein Spruch, der schon gern mal Friedrich Schiller zugerechnet wird. Ich kann mich jetzt natürlich darauf versteifen, dass der Exchange Server vNext irgendwann kommt. Aber wie viel werden wir dabei noch an Support liefern können? Und entwickelt sich nicht der Support insgesamt weiter? Wenn von der störrischen Diva kaum noch die Rede sein wird, muss ich mich neu erfinden. Exchange Online und Co. schön und gut. Aber sonst?

Ja, ich könnte mich mit Themen wie NextCloud befassen. Aber ich werde noch lange bei meinem jetzigen Arbeitgeber zubringen, falls sich nicht etwas entscheidendes ändert. Und wir haben halt keine Kunden mit diesem System. Und da liegt es für mich nahe, mich mit Themen wie PurView, Compliance Center oder Exchange Online Protection zu beschäftigen. Dieser Gesamtkomplex der Sicherheit bei Microsoft 365 nimmt immer mehr Raum ein. Es ist ja eigentlich auch kein Wunder.

Ich muss mich auf alle Fälle dahingehend schlau machen. Ich habe gemerkt, dass mich dieser Komplex anspricht, nachdem ich einige Kundenanfragen mit Microsoft begleitet habe. Mein Anspruch ist dann aber, im Laufe der Zeit eigene Lösungsansätze zu erarbeiten, so wie ich es viele Jahre mit dem Exchange Server, mit Failover Clustern und mit Exchange Online gemacht habe. Das wird seine Zeit dauern. Aber ich glaube, dass das ziemlich spannend wird.

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