Herbst geht auch in schön

„…und der Herbst beginnt“ – Ihr kennt das alle: Der Sommer ist vorbei, und plötzlich redet man sich ein, dass nun per sofort alles grau und kalt werden muss. Wie ihr aber oben auf dem Foto seht, muss das ja nicht mal stimmen. Vor ziemlich genau 4 Jahren war ich mit meiner Frau an der Elbe in Torgau. Es war Mitte Oktober. Das hielt das Wetter aber nicht davon ab, sich nochmal so richtig aufzumachen. Mit anderen Worten: Herbst geht auch in schön. Ich werde deshalb einfach mal eine Runde drauflos palavern.

Was ist eigentlich dieser Herbst?

Jaja, ich glaube, ich muss euch nicht damit kommen, dass ich euch erkläre, dass der Herbst zwischen Sommer und Winter liegt. Von Ende September bis kurz vor Weihnachten kommt der daher. Das Wort „Herbst“ kommt vom lateinischen Wort „carpere“, das der gleiche Ursprung wie das englische „harvest“ ist. Alles hat irgendwas mit Ernten und Pflücken zu tun. Und ursprünglich stand das Wort „Herbst“ tatsächlich für die „Erntezeit“.

Es ist die Zeit von Erntedankfest – oder neudeutsch Thanksgiving – und von Reformationstag, Martinsfest, Halloween und all dem. Der Herbst ist – glaube ich zumindest – die bunteste aller Jahreszeiten. Man holt die goldenen Garben rein, bevor der Regen einsetzt. Im „Purpurschein“ blinkt der wilde Wein. Auch Kurt Tucholsky schätzte den Herbst wegen der klaren, kalten und windigen Luft. Es gibt unzählige Lieder und Gedichte über den Herbst.

Wenn ich so morgens meine Runde drehe, damit ich ein bisschen Bewegung bekomme, dann laufe ich durch raschelndes Laub. Die Luft ist schon lange nicht mehr so schwer wie noch vor einem Monat. Man kann also der Jahreszeit durchaus etwas gutes abgewinnen. Also so lang einen nicht die Trübsal des Novembers einholt, dem schwarzen Schaf unter den Monaten. Aber bis dahin können wir wie die Verrückten „herbsten“ gehen. Das ist ja auch was.

Was denke ich denn über diese Jahreszeit?

Der Herbst gibt und nimmt. Bei mir persönlich ist es so, dass meine Tochter und ich im Herbst geboren sind, aber eben auch meine Mutter starb. Aber darüber will ich irgendwie gar nichts weiter erzählen. Mir hat diese Phase genug zugesetzt. Wir verbinden doch aber alle mit dem Herbst neben all den bunten Farben auch Wind, Regen, Kastanienmännchen und heißen Tee. Seit 2020 verbinden wir damit aber auch Schutzverordnungen. Mal schauen, wann wir dahingehend Normalität haben.

Aber im Herbst geht auch die Fresserei wieder los. Es gibt ja unzählige jahreszeitliche Rezepte. Aber auch so: Wer hat denn im Hochsommer bei gefühlten 8000 Grad Bock auf Rouladen oder so? Neben denen hat man vielleicht auch wieder Lust auf Zimt und Äpfel oder auf sowas. Ich meine, es wird ja dunkel, da führt kein Weg vorbei. Lassen wir es also krachen. Und wer weiß, vielleicht bleibt uns das bunten Treiben im Herbst lang erhalten.

Herbstliche Bäume - Henning Uhle
Herbstliche Bäume – Henning Uhle

3 Replies to “Herbst geht auch in schön”

  1. Rilke, Rainer Maria (1875-1926)
    Herbsttag
    Herr: Es ist Zeit. Der Sommer war sehr groß.
    Leg deinen Schatten auf die Sonnenuhren
    und auf den Fluren laß die Winde los.

    Befiehl den letzten Früchten voll zu sein
    gib Ihnen noch zwei südlichere Tage
    dränge sie zur Vollendung hin und jage
    die letzte Süße in den schweren Wein.

    Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr
    wer jetzt allein ist, wird es lange bleiben,
    wird wachen, lesen, lange Briefe schreiben
    und wird auf den Alleen hin und her
    unruhig wandern, wenn die Blätter treiben.

    Eines meiner Lieblingsgedichte von R.M. Rilke (neben dem „Panther‘)

  2. Der Herbst ist für mich schon immer eine Zeit des Übergangs gewesen. Der Übergang von einem Leben in das andere (bei mir genauso mein eigener Geburtstag, wie auch der Tod meiner Mutter, fühle dein Argument also), der Übergang von draußen nach drinnen (schön mit Kerzen und warmen Decken) und der Übergang von „Ach, mir reicht heute etwas kaltes zum Abendbrot“ zu „Kannst du mir noch so einen Löffel der kochend-heißen Kartoffelsuppe auf den Teller geben?“.
    Ich finde die Übergänge im Herbst um einiges deutlicher als im Frühling, obwohl es dort doch eigentlich genau dieselbe Denkweise geben sollte. Verrückt, wenn man mal drüber nachdenkt.

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