Leipzig, Bayerischer Bahnhof: Historisches aus der Stadt

Wer in Leipzig aufgewachsen ist, kennt den Bayerischen Bahnhof. Den gibt es allerdings nicht mehr in der Form, wie er in etwa 160 Jahre lang Bestand hatte. Der Wandel des Schienenverkehrs brachte einen großen Wandel für den Bahnhof mit sich, den ich aus meinen Kinder- und Jugendtagen als Provinzbahnhof in Erinnerung habe. Dass dem nicht so war, weiß ich auch. Aber er wirkte eben immer so. Und über den Bahnhof möchte ich kurz mal schreiben.

Aus Kopfbahnhof mach Tunnelbahnhof

Ich kenne den Bayerischen Bahnhof südöstlich der Leipziger Innenstadt noch aus der Zeit, als zwar kein Fernverkehr mehr dort endete, dafür aber Regionalzüge und Sonderzüge anlässlich der Leipziger Messe. Züge aus den südlichen Regionen Sachsens kamen hier an: Aus Zwickau, auch aus Geithain, aber eben auch aus dem thüringischen Altenburg. Der Bahnhof war eigentlich nicht mehr der Rede wert. Es war halt irgendwie besonders, dass seine Gleisanlagen fast bis auf die Kreuzung „Bayerischer Platz“ ragten.

Übrig geblieben ist nach einem kompletten Abbruch der Gleisanlagen einzig und allein der berühmte Portikus und die Schalterhalle. Durch die Rundbögen des Portikus fuhren früher die Lokomotiven durch, um dahinter von einem Gleis zum nächsten zu wechseln. Der wurde mehrmals umfangreich saniert. Seine Spitzen hatte ein Kumpel vor etwa 20 Jahren erneuert. Aus der Schalterhalle wurde eine legendäre Gaststätte, die weit über die Grenzen der Stadt hinaus berühmt ist. Und aus dem früheren Kopfbahnhof wurde durch den Citytunnel ein Tunnelbahnhof.

Eine ausführliche Fotodokumentation in zwei Teilen habe ich auch gefunden. Zu finden sind jede Menge historische Fotos aus 50, 60 Jahren Geschichte des Bahnhofs: Teil eins der Sammlung ist hier, und Teil zwei der Sammlung ist hier. Heute haben wir eine Tunnelröhre mit einem unpersönlichen Mittelbahnsteig. Mit dem historischen Kopfbahnhof, von dem aus die Reisenden nach Franken, Thüringen und Bayern gebracht wurden, ist bis auf die beiden Gebäude nichts mehr übrig.

Leipzig, die Eisenbahnstadt

Leipzig gilt in der gesamten Eisenbahn-Geschichte als wichtiger Knotenpunkt. Die Stadt verfügte mal über mehrere wichtige Bahnhöfe. Aus dem Magdeburger, dem Thüringer, dem Berliner und dem Dresdner Bahnhof wurde der Hauptbahnhof, einer der größten Kopfbahnhöfe der Welt. Darüber hinaus gab es mal in Leipzig-Reudnitz den Eilenburger Bahnhof. Für den Rangierverkehr und Anschlüsse und all das sind die Bahnhöfe Leutzsch und Plagwitz im Westen, Connewitz im Süden und Engelsdorf im Osten wichtig gewesen.

Wir haben in der Stadt einen Güterring, auf dem der Güterverkehr abgekoppelt vom Personenverkehr läuft. Und neben all dem war der Bayerische Bahnhof lange Jahre ein wichtiges Element in der Eisenbahnstadt. Wann immer ich mal dort bin, erinnere ich mich an diese eigentümlichen Doppelstockwagen der Deutschen Reichsbahn, die dort standen, um die paar Leute nach Frohburg oder so zu transportieren. Diese Züge waren das. Genauer gesagt, die hier.

Vielleicht schafft man es ja mal im Zuge des Umdenkens bei der Personenbeförderung, diverse Strecken wieder aufzuwerten. Man muss nicht immer einen kompletten Bahnhof wegbrechen und durch eine Röhre ersetzen. Manches geht vielleicht auch anders. Bei so einem Potential wie in Leipzig müsste das doch zu machen sein.

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