Das Ende von Wikileaks

Alle Welt fragt sich, ob die Enthüllungsplattform Wikileaks am Ende ist. Alles deutet darauf hin. Sogar deren Logo, welches eine Sanduhr darstellt, durch die der Sand in Form einer Weltkugel nach unten rieselt.

Die Plattform gallopiert gerade zum letzten und gigantischen Showdown auf. Die letzte Verzweiflungstat des Helden Assange in dieser Geschichte war die Veröffentlichung von US-Depeschen auf Wikileaks, nachdem diese bereits vorher im Internet aufgetaucht waren. Der Held reißt damit sein Lebenswerk in den Abgrund.

Aber damit will er auch seinen Kritikern zeigen, dass er sich auf Teufel komm raus nicht unterkriegen lässt. Und Assange will auch beweisen, dass er sich selbst treu bleibt.

Er hat die Revolution für Transparenz angeführt, war praktisch der Che Guevara des Internet und blieb wohl seinen Idealen in aller Radikalität treu. Er hat sich dabei nicht um Umfragen gekümmert, die aussagten, dass die Veröffentlichung lieber nicht kommen sollte. Dass es doch so kam, war konsequent und erfüllte Assanges Anspruch.

Im Jahr 2006 hatte er ein so genanntes Manifest mit dem Titel „Verschwörung als Regierungsform“ veröffentlicht. Eine deutsche Übersetzung gibt es bei Becklog. Er philosophiert darin antiverschwörerisch darüber, dass das angeblich verschwörerische Regierungshandeln durch eine Aufhebung der Informationsasymmetrie zwischen staatlichen Institutionen und anderen Datensammelstellen beseitigt gehört. Das Veröffentlichen von Informationen ist seiner Meinung nach eine wirkungsvolle Maßnahme, um eine bessere Regierungsform einzuführen, da hier ziviler Ungehorsam praktiziert werden würde.

Seiner Ansicht nach ist Leaking eine anarchistische Tat. Die Mächtigen dieser Welt würden beobachtet werden bei ihrem unmoralischen Handeln, könnten nicht mehr geschützt kommunizieren.

Allerdings ist Assange durch seine Kooperation mit diversen Medien von seinem selbst proklamierten Anarchismus abgerückt. Die Presse freute es, sie jubelte, dass Wikileaks so bedeutend für den Journalismus werden könne wie der „Freedom of Information Act“. Dieser Spruch steht heute noch bei Wikileaks.

Allerdings ging dann der Presse zu schnell, was Assange und Wikileaks da veröffentlichten. Assange wurde für die Presse unberechenbar. Jetzt ist er zu alter Radikalität zurückgekehrt und möchte sein Werk auf eine gewisse Art beenden. Allerdings ohne seine früheren Partner, denn die sind ja nun seine Feinde.

Heute wird mehr und mehr infrage gestellt, ob und in welcher Form Wikileaks überleben wird. Irgendwie ist eine Trennung zwischen Wikileaks mit Assange auf der einen Seite und der von ihm geforderten Transparenz auf der anderen Seite passiert. Was bleibt, ist die Idee der Transparenz, die nicht mehr aus dem Internet verschwinden wird. Außer, man schaltet das Internet ab oder kontrolliert es staatlich wie im Iran oder in China.

Der gemeine Bürger muss nun lernen, mit dieser neuen Transparenz umzugehen. Und sie muss auch eingefordert werden. Allerdings, die Informanten zu verurteilen und Täter laufen zu lassen, ist sicherlich kein vernünftiger Weg.

Vielmehr muss der Zwiespalt zwischen der Begrüßung von mehr Freiheit (in Form des arabischen Frühlings) und der Abschottung von Informationen auf Seiten der Politik geschlossen werden. So fordert z.B. Siegfried Kauder (CDU) eine stärkere Bestrafung von Geheimnisverrätern.

Wohin dies alles führen wird, ist derzeit völlig unklar. Eines scheint sehr gut möglich zu sein: Ein Wikileaks 2.0.

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