Sie kommen sich renommiert vor, aber ihre Überschriften versprechen mehr, als die Artikel jemals halten können: Unsere Clickbait-Schlampen. Webseiten bekannter Verlagshäuser, die damit kalkulieren, dass ihre Leser außer der Überschrift nichts von dem Artikel lesen. Es ist eine Unart, die sich mehr und mehr breit macht. Und wer hier der Meinung ist, nicht genauer hinschauen zu müssen, bildet sich eine Meinung, die aufgrund des fehlenden und / oder nicht gelesenen Inhalts durch nichts ein Fundament erhält. Und damit kokettieren die Verlage.
Was ist Clickbaiting?
Ein Bait ist ein Köder, eine Verlockung, ein Mittel zum Anlocken. Unter Clickbaiting versteht man das Vorgehen vieler Webseiten, die mit einer reißerischen Überschrift viele Besucher anlocken. Oft sind bei solchen Inhalten Klickstrecken, Videos, sonstwas enthalten. Aber eben nichts von journalistischer Qualität. Wenn eine Webseite mit Clickbaits arbeitet, besteht die Überschrift aus viel Tamtam, bei dem dann aber nichts dahinter ist. Laut Wikipedia nutzen diese Webseiten Clickbaiting:
- Buzzfeed
- Huffington Post
- heftig.co
- heute.de
- focus.de
Die Webseite der ZDF-Nachrichten will ich mal ein Stück außen vorlassen. Aber mir ist es selbst so ergangen, dass die anderen Webseiten oft genug sonstwas in der Überschrift kundgetan haben, was sie dann aber im Inhalt nicht halten konnten. Das treiben viele Webseiten bis zum Erbrechen. Im Prinzip ist also Clickbaiting ein Machwerk, dass aus einer reißerischen Überschrift und danach aus Inhaltsleere besteht. Ein absoluter Meister des Clickbaiting ist natürlich die BILD. Aber das wissen ja sicher viele.
Beispiele für Clickbaits
Ich habe mir gedacht, ich schaue einfach mal wahllos herum und sammle ein paar typische Clickbait-Inhalte ein. Und das ist dabei herausgekommen. Vorsicht, die folgenden Zeilen enthalten Links zu Clickbait-Artikeln.
Das Portal heftig.co ist Meister des Clickbaits. Der Artikel glänzt geradezu vor Inhaltsleere. Alles fein drapiert mit Werbung. So, wie sich das gehört.
Sorry, Leute, das ist doch auch nichts. „Beweise“ sollen geliefert werden. Ausgerechnet zu „Frauentausch“ im Fernsehen. Naja, wer so etwas mag.
Gerade nach den jüngsten Anschlägen in der türkischen Hauptstadt Ankara (da kommt noch etwas von mir) hätte sich die deutsche Ausgabe der Huffington Post etwas zurückhalten sollen, so etwas als Überschrift zu verwursten.
Was soll das, FOCUS?
Den Vogel schießt aber der FOCUS ab, dem bei Mobilegeeks zugesprochen wird, den journalistischen Untergang des Abendlandes die Schuld zu tragen. Zahlen in der Überschrift passen nicht zu dem, was im Text vorkommt. Das erkennen aber die Leser nicht, die gleich von der Überschrift zum Kommentarbereich scrollen und dort ihre Wut ergießen. Es geht um Flüchtlinge und Polizei-Einsätze. Was denken Sie? Welche der folgenden Überschriften hätte wohl mehr Klicks für den Burda-Verlag eingefahren?
- „Vertraulicher Lagebericht: 78.000 Polizeieinsätze in Zusammenhang mit Asylunterkünften in NRW in 2015“ (Die tatsächliche Überschrift – siehe Link)
- Vertraulicher Lagebericht: Bei 78.000 Polizeieinsätzen wegen Flüchtlingen lediglich jeder zehnte Einsatz wegen Straftaten (eine den Inhalt beschreibende Überschrift)
Zumal von denn knapp 7800 wirklich gerechtfertigten Einsätzen nicht einmal 600 zu Verfahren führten. Das steht im Text. Wenn man ihn denn liest. Aber offenbar legt der FOCUS gar keinen Wert darauf. Und das unterstellt der Carsten Drees in dem sehr lesenswerten Artikel bei Mobilegeeks. FOCUS ist damit dafür mitverantwortlich, dass die Wut und Raserei in Deutschland noch mehr zunehmen.
Der Clickbait-Puff
Im Puff wird mit Geld bezahlt, wenn man eine Leistung in Anspruch nimmt. Das ist ja online etwas anders, nachdem sich Bezahlmodelle nicht mal bei den Anbietern von Inhalten durchsetzen können. Also muss anders bezahlt werden, nämlich mit Klicks. Viele Webseiten marschieren arschwackelnd durchs Netz und biedern sich überall an. Da werden Werbeanzeigen in den sozialen Netzwerken geschaltet, bei Suchmaschinen werden Anzeigen geschaltet und so weiter und so fort. Um dann die angeblichen Inhalte zu versilbern, wird um die Inhaltsleere dann eine Wüste aus Werbebannern geschaltet.
Es ist daher nicht verwunderlich, dass sich der Blog BASICthinking genötigt sieht, davor zu warnen, dass das Internet zum Clickbait-Puff verkommen könnte. Viel zu oft wird der Inhalt dem Boxkampf um die Klickzahlen geopfert. Und das darf nicht so weitergehen. Es muss doch möglich sein, saubere Inhalte zu veröffentlichen, auch wenn man auf Klickzahlen wegen der Werbeeinnahmen angewiesen ist. Jedenfalls wird das Alles nicht funktionieren, wenn mit Inhaltsleere versucht wird, dem Leser vorzugaukeln, man würde ihn informieren wollen.
Clickbait Überschriften sind der schlimmste Trend in den sozialen Medien. Mittlerweile habe ich auch alle Seiten entliked die diese Masche abziehen, obwohl das leider viele praktizieren. Traurig wie um Klicks einfach gefischt wird..
Ja, das ist richtig. Manche sind derart geil auf Klicks, das ist schon ziemlich ekelhaft. Man kann es eigentlich nur so machen, dass man sowas nicht mehr liest.
Die Huff… ist ganz vorn dabei …. . Die haben auch andere Beiträge aber etliche sind wie hier beschrieben. Genau so wollen aber die meisten die Überschriften sonst lesen sie das nicht. Nur so bekommen sie Leser auf die Seite die dann auch bereit sind in die Werbung zu drücken. Nur so kann es erklärt werden oder?
Oh ja, die liebe Huffpost. Ich denke, wenn es anstachelt, gibt es immer Leser. Aber ich mag sowas nicht.
Interessanter Artikel! Jedoch finde ich, dass Clickbait bei Focus nicht ganz so schlimm ist und bei Buzzfeed erst recht nicht. Jedenfalls kein Vergleich zu Youtube…im Beispiel der (Witz-) Beitrag zu Frauentausch. Das typische, zwanghafte Clickbait-Interesse kann ich nicht finden und Nicht-Fans werden den Beitrag kaum lesen. Für eine andere Überschrift, die noch weiter von Clickbait entfernt ist, müsste ich auch erstmal eine Weile überlegen.
Was ich damit sagen will: Clickbait ist nervig, aber man muss auch zwischen harmlosen Überschriften differenzieren können, bevor man sich beschwert.
Ja, vielleicht habe ich da etwas übertrieben. Mir ging zu dem Zeitpunkt einfach die Hutschnur durch, weil da so viel Clickbait zu allem möglichen zu sehen war.
Kann ich nur 100%ig unterschreiben.
Das Internet ist nicht nur ein Clickbait-Puff (was allenfalls nervig ist) geworden, sondern vor allem eine Informationshölle in der es immer schwieriger wird die Spreu vom Weizen (oder besser Wahrheit von Lüge) zu trennen.
Vor allem die rennomierten Medien haben sich da in der Vergangenheit nicht grad mit Ruhm bekleckert, obwohl sie als solche eine besondere Verantwortung tragen.
Hallo Michael,
das stimmt. Und ich gucke da auch direkt auf die Medien. Die sollten Vorbild sein. Denn dort sitzen studierte Journalisten, die wissen sollten, wie das geht. Die meisten Blogger machen es doch eh nur aus Spaß an der Freude. Wenn aber die renommierten Medien nur auf Klicks gucken, machen die Blogger eben mit, damit sie überhaupt gelesen werden.