Google Home und das große „Ooops“

Ich traue Smart Home Geräten nicht über den Weg. Eine kürzlich erschienene Information zu Google Home – oder halt Google Nest – zeigte mir, dass ich richtig lag. Und zwar, weil ich immer wieder davon erzähle: So lang ich auf diese Gerätschaften verzichten kann, werde ich das tun. Der Mensch macht sich ohnehin zu sehr von Technik abhängig. Und ob es Amazon Alexa oder Google Home ist: Ihnen kann man eben nicht trauen. Dazu passt eben auch, was mir in den RSS-Feed gespült wurde. Und ja, mir ist klar, dass mancher denken wird: Ach, der hat sich aber empfindlich. Na und, dann ist das so.

Google Home so: „Ooops, I am sorry“

Nachdem vor Jahren Samsung Smart TVs erkannt wurden, die „heimlich“ mithörten, war es dann Amazon Alexa mit so etwas. Hat denn wirklich irgendjemand geglaubt, dass Google Home zu den Guten gehören würde? Sicher: Es sind einige nützliche Funktionen. Das kann ja nun wirklich niemand abstreiten. Aber: Irgendwie beschleicht mich das Gefühl, als ob man sich als „Nutzer“ (nicht „Besitzer“) dieser Geräte eine gewaltige Wanze ins Haus holt. Deshalb verzichte ich dankend darauf.

Nun wurde berichtet, dass Nutzer des Google Home Gedöns von dem Ding über die dazu gehörige App informiert wurden, dass der Feuermelder Amok lief oder ein Geräusch wie Glasbruch zu vernehmen war. Ja, ich weiß, das klingt alles erstmal sinnvoll. Blöd wird das eben nur, wenn das Alles ungefragt passiert. Eigentlich soll Google Home auf „OK, Google“ oder „Hey, Google“ reagieren und dann mithören. Durch ein kürzlich ausgeliefertes Update hört das Ding nun generell mit.

Google selbst meinte, dass diese Funktionen eigentlich für zahlende Kunden vorbehalten sei. Blöd, hmm, sorry, war gar nicht für euch zahlungsunwilliges Volk gedacht. Man kann nämlich, wenn man Google Home kauft, eine so genannte Google Nest Aware Home Security abonnieren. Und die hört dann immer mit und informiert den Abonnenten über Luftpolsterfolien-Geräusche, über möglichen Glasbruch oder eben piepende Rauchmelder. Und dazu muss Google Home immer mithören. Wie soll es auch anders gehen?

Die Wanze im Wohnzimmer

Ja, es ist übertrieben, das ist mir bewusst. Aber Google Home ist nun einmal wie Amazon Alexa und was es sonst so gibt eine Wanze im Wohnzimmer. Was bei Google Home passiert ist, war wohl ein Versehen. Aber eben eins, was das ganze Problem aufzeigt: Die Funktion mit den kritischen Geräuschen wurde versehentlich aktiviert. Erst, als die Warnungen, die an nicht-Abonnenten gingen, bekannt wurden, hat man die Funktionen wieder deaktiviert.

Im Umkehrschluss bedeutet das doch aber: Wenn es diese eine Reddit-Diskussion nicht gegeben hätte, hätte die Nest-Software weiter gewarnt. Und deaktiviert oder nicht: Wissen wir denn, ob Google nicht doch eventuell mithört und aufzeichnet? Klar, das ist alles nah an paranoiden Gedanken. Aber können wir es wirklich ausschließen? Google Home muss nun einmal wie Amazon Alexa oder die intelligente Barbie-Puppe damals mithören und die gehörten Worte auf Servern speichern, um zu lernen.

Darüber hinaus: Wir können es uns bei Google nicht ernsthaft vorstellen. Aber nehmen wir mal an, die Nest-Infrastruktur wird angegriffen. Was wäre, wenn wir den Google Home vollquatschen, welche Termine wir haben? Angreifer wissen dann, wann wir nicht da sind. Wundern wir uns dann bitte nicht über ausgeräumte Häuser. Ich meine, wenn selbst smarte Spielzeuge mal Angriffsziele waren, ist doch eigentlich alles möglich, oder etwa nicht?

Fazit

Jaja, ich weiß schon: Amazon Alexa und Google Home sind Helferlein im Alltag und können unser Leben vereinfachen. Da stimme ich auch voll und ganz zu. Die Frage ist eben immer, zu welchem Preis sie das machen. Der Kaufpreis ist das Eine. Aber die Infrastruktur mit Amazon S3 oder der Google Cloud ist ja das Andere. Das muss alles irgendwie bezahlt werden. Und glauben wir nicht daran, dass börsennotierte Unternehmen irgendwas kostenfrei zur Verfügung stellen. (Hallo, Facebook, ich grüße dich.)

All diese Gründe führen bei mir immer wieder nur zu einem Ergebnis: So lange ich darauf verzichten kann, bleiben diese Dinger aus meinem Haushalt heraus. Wir geben eh alle viel zu viele Daten preis: Soziale Netzwerke, Smartphones, intelligente Navis in den Autos etc. Wenn wir auf irgendwas verzichten können, sollten wir das tunlichst machen. Hier lautet immer die Devise: „So wenig wie möglich, so viel wie nötig.“

2 Replies to “Google Home und das große „Ooops“”

  1. Hallo Henning,

    Du schreibst, Alexa, Google Nest und wie-sie-alle-heißen seien mitunter nützlich. Aber ist es nicht eher so, dass es sich dabei vielmehr um Spielereien handelt? Ich sehe das ja bei mir – wenn wir bei Freunden sind, die einen Echo haben, ist das „lustig“ und irgendwie futuristisch, zu sagen: „Alexa, spiel Full Moon von Anne Clark!“ Dann kommt der Song aus dem Echo raus, super. Aber beim Wetter scheitert es schon, wie eigentlich bei allen Wetter-Apps und -diensten: 50 % stimmen, davon kannst Du getrost nochmal 10 % abziehen. Da kann ich auch aus dem Fenster schauen.

    Die Tage habe ich gelesen, dass VW immer mehr Sprachschnittstellen in seinen Autos verbaut, z.B., um das Klima im Innenraum per Zuruf zu steuern. Halte ich für totalen Unfug.

    Blöd sind auch die Default-Werte bei solchen Geräten. Standardmäßig ist sicherlich alles Mögliche aktiviert, was man garantiert nicht haben will, alles natürlich im Rahmen der „Personalisierung des Nutzererlebnisses“ und der Qualitätssicherung. Man muss sich also umständlich durch die Menüs wühlen und hoffentlich die Schalter finden, die das unterbinden. Der Normal-User macht das bestimmt nicht.

    Nee, Sprach- und Smart-Gedöns sehe ich sehr, sehr kritisch. Wir haben zwar auch ein wenig SmartHome (WLAN-Steckdosen mit App-Steuerung), das war’s aber auch schon. Wobei ich mir wünschen würde, die Befehle gingen nicht über einen chinesischen Server, sondern würden dezentral bei uns zu Hause verarbeitet. Damit hätte ich überhaupt kein Problem.

    Lange Rede, kurzer Sinn: Sprachassistenten, SmartHome-Lösungen und KI sehe ich als einen Komplex. Und dieser Komplex kann gehackt werden oder die Hersteller bauen selbst Hintertüren ein. Ich drücke gerne mal auf einen Knopf oder an einem Regler, das hat bisher immer funktioniert.

    1. Hallo Martin,

      natürlich sind es Spielereien. Noch dazu solche, die nicht ohne sind. Aber einen gewissen Nutzen kann man nicht unterschlagen. Zumindest wird das immer erzählt.

      Diese ganze „smarte Technologie“ – vor allem in Autos – halte ich definitiv für verfrüht. Klar, auch mein Auto hat da so ein wenig Krimskrams verbaut. Aber das bleibt alles soweit im Rahmen. Zumal die Menüführung, wie du es richtig ansprichst, eher zweifelhaft ist.

      So eine Art eigenes Smart Home kann man sich, soweit ich weiß, sogar selbst bauen. Wir haben im Großraum-Büro (wenn ich mal wieder dort sein sollte) eine Temperatur-Messung auf Basis eines Raspberry Pi. Das klappt schon ganz gut. Aber ehrlich: Mehr muss auch nicht sein.

      In den ganzen Komplex kannst du eigentlich Digitalisierung, Big Data und all das mit hinein werfen. Mir sind da auch Regler und Knöpfe lieber. Aber he, so ist halt die Zeit.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert