Empörung und Aufregung: Was ist im Land los?

Wellen der Empörung und Aufregung folgen aufeinander. Unaufhörlich. Eine vernünftige Diskussion findet doch schon längst nicht mehr statt. Und es wird schlimmer. Wer will es auch einbremsen? Oder anders gefragt: Wer hat ein Interesse daran, dass es wieder leiser wird und die Diskussion wieder zurück auf die Sachebene geht? Ich denke: Niemand oder zu wenige. Das ist schade.

Lasst die Empörung walten!

Empörung gibt es wegen allerlei Dingen: Ob es das deutsch-indische Christkind in Nürnberg ist oder das, was mancher Politiker von sich gibt. Die Menschen empören sich immer schneller. Und es ist dabei völlig egal, ob sie mit ihrer Empörung Recht haben oder nicht. Hauptsache, man hat seine Zornesfalte zur Schau gestellt.

Empörung meint, dass man entrüstet ist, weil vom sittlichen Gefühl her eine Handlung verurteilt werden muss. In diesem Fall nutzt man den Begriff Indignation. Es geht um WIR HIER gegen DIE DA. „Der deutsche Michel“ gegen „die Politik“. „Links“ gegen „Rechts“. Sobald man meint, irgendwer würde soziale Normen missachten, muss man sich empören.

Und wie gesagt: Es ist dabei egal, woher das Wissen um irgendeine Missachtung stammt. So wird es bald zu Konflikten wie „Veganer gegen Fleischesser“ kommen. Oder eben der gern genommene Kampf „Gehwegparker gegen Gehwegradler“. Ihr merkt schon, dass das eine fürchterlich unübersichtliche Situation ist.

Das macht sich auch im Internet bemerkbar

Empörung kann auch gesteuert werden. Das ist kein Witz. Was meint ihr, wie schnell man eine Welle der Empörung lostreten kann, indem man Adventskalender fotografiert und genau diesen Begriff nicht mit fotografiert? Aber man kann eben auch sehr schnell ein riesiges Theater aufziehen und nur so tun, als sei man empört.

Das habe ich alles im Internet gelesen und gesehen. Und durch diesen Quatsch mit den Algorithmen wird das Ganze noch verstärkt. So wie in einer Echokammer. Da wird aus der sprichwörtlichen Fliege an der Wand dann ganz schnell mal eine „Invasion der Killer-Insekten“ oder sowas. Ich spinne einfach mal drauflos. Mir geht es ums Prinzip.

Es gibt keinen größeren Tummelplatz für die Manipulation von Meinung, als die sozialen Netzwerke. Und aus den sozialen Netzwerken heraus kommen dann vorgebildete Meinungsstaffetten, bei denen man als Außenstehender erstmal fragen muss, wo die eigentlich herkommen. Das ist einfach nur Manipulation, mehr nicht.

Cui bono?

Wem nützt so etwas? Glaubt denn wirklich irgendwer daran, was bestimmte Parteien von sich geben? Macht das nicht. Indem sie nämlich Meinung manipulieren und Empörung und Aufregung stiften, spalten sie das Land. Sie schaffen Gegensätze. Und genau das ist das Tun der Populisten. Das hilft niemandem, außer den Populisten selbst.

Denn während das empörte Volk alle Kraft darauf verwendet, sich mit sich selbst zu beschäftigen, können die Populisten und ihre Financiers Tatsachen schaffen. Glaubt ja nicht, dass denen irgendwas an eurem Seelenheil gelegen ist. Sie wollen Macht, Einfluss, Geld. Und ihr Vorhaben ziehen sie immer weiter durch und haben sogar zum Teil Erfolg.

In der thüringischen Kreisstadt Arnstadt haben „Pro A“ (also „Pro Arnstadt“, vergleichbar mit ProNRW oder Pro Chemnitz) 8 Sitze und die AFD 6 Sitze von 34 im Mai bei den Kommunalwahlen geholt. Wenn das kein Erfolg für die Populisten ist, weiß ich auch nicht. Und es gibt Gemeinden, in denen die AFD 2/3 aller Stimmen holte.

Daraus folgt allerdings nicht, dass im thüringischen Paska ein regelmäßiger Busbetrieb stattfinden wird oder in irgendeinem anderen Dorf ein Arzt oder Kindergarten verfügbar sein wird. Daraus folgt nur das An-sich-reißen von Macht, um den Geldgebern entsprechenden Einfluss zu gewähren. Das ist ekelhaft und nicht bürgerlich. Und das darf Empörung hervorrufen.

Wie erkenne ich denn Populismus?

Zur thüringischen Landtagswahl gab es den „Wahlhelfer“, der sich als Schleichwerbung für die AFD entpuppte. Und auch sonst muss man sich ja mal klar machen, wie ich denn als Otto-Normal-Verbraucher Populismus erkennen würde. Man nennt so etwas auch „Clickbait Politics“. Man macht also Politik, indem man Interessierte in Klick-Fallen tappen lässt.

Keine Partei ist schneller in den sozialen Netzwerken unterwegs, wie die AFD. Sie sind dabei gifitig, überspitzend, laut und sonstwas zu Gange. Und das wirkt. Meinen die das vielleicht mit ihrem Slogan „AFD wirkt!“? Aber damit erzeugen sie Empörung. Da heutzutage eh sofort die Ellenbogen gezückt werden, ist das aber ein enorm gefährliches Spiel. Aber die AFD will eben spielen. Und deren Spiel macht das Land kaputt.

Und was ist mit Linkspopulismus?

Mich hat ein Kommentar darauf aufmerksam gemacht: Eigentlich erzähle ich im Artikel über Rechtspopulismus. Und da ist es ganz recht, wenn man fragt, was denn eigentlich mit dem Linkspopulismus ist. Denn den gibt es ja auch. Ja, dort gibt es keine Björn (Bernd) Höckes und dergleichen. Gleichwohl ist es Populismus.

Auch beim Linkspopulismus spielt Empörung eine entscheidende Rolle. Das geht so weit, dass alles, was keine ausgesprochen linke Haltung ist, als kategorisch rechts (-radikal) eingestuft wird. Man proklamiert Pazifismus, Antifaschismus, Antiamerikanismus und die Globalisierungskritik für sich und übt wie verrückt Kritik an sozialer Ungleichheit.

Und zwischen Links- und Rechtspopulismus wird man gern mal zerrieben. Das macht es sehr mühsam, sich mit politischen Themen auseinander zu setzen. Beide Gruppen reiten auf der Welle der Empörung. Und beide haben das Zeug, eine Demokratie an die Wand zu fahren. Beide manipulieren, deshalb ist nichts davon das kleinere Übel. Und damit ist das Thema für mich beendet.

2 Replies to “Empörung und Aufregung: Was ist im Land los?”

  1. Bitte benutze den richtigen Begriff „Rechtspopulismus“, ansonsten müsstest du noch ein ganzes Stück weiter ausholen um dieses Thema erfassen zu können!

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