Twitter-Benutzer und das Bernsteinzimmer – #Schufa ist der Trend des Tages

Twitter-Benutzer finden heute mal eben das Bernsteinzimmer oder bezahlen mit teurem und exklusivem Champagner. Nein, es ist nicht der Wohlstand im Internet ausgebrochen. Die Schufa hat die unsinnigen Nachrichten verursacht. Aber der Reihe nach.

Die Schufa Holding AG, was früher ein eingetragener Verein war, ist eine Schutzgemeinschaft für die allgemeine Kreditsicherung. Wenn Sie einen Kredit auf der Bank haben wollen, macht diese erst einmal eine Abfrage und holt sich eine Auskunft bei der Schufa ein. Damit soll das Risiko von Kreditausfällen minimiert werden. [3]

Nun kam die Schufa auf die glorreiche Idee, soziale Netzwerke anzuzapfen. Im Visier: Facebook, Twitter und Co. Das Ganze heißt dann „Analyse und Erforschung von Daten aus dem Web“ und wird gemeinsam mit dem Hasso-Platner Institut in Potsdam durchgeführt.

Eingesammelt werden sollen Kontakte von Benutzern der Netzwerke. Das ZDF erklärt dazu, dass das Ganze geschieht, „um Beziehungen zwischen Personen zu untersuchen und so Zusammenhänge mit der Kreditwürdigkeit der Verbraucher zu finden„. Außerdem sei es geplant, Textdaten auszuwerten, „um ein aktuelles Meinungsbild zu einer Person zu ermitteln„. [1]

Es versteht sich von selbst, dass es zu einem Sturm der Entrüstung kam. Bei Twitter zum Beispiel ist der Hashtag #Schufa binnen Minuten in die Twitter-Trends aufgestiegen. Und die Benutzer ließen Ihrer Entrüstung freien Lauf.

Und ein weiteres Hashtag macht die Runde: #twitternfürdieschufa. Mit diesem Hashtag nimmt man es sportlich. Man twittert mit diesem Hashtag, dass man sich eben an das Bernsteinzimmer erinnert hätte, was sich im Keller befinden würde. Man bedankt sich für Lieferungen, die man mit teurem Champagner begleichen möchte. Man erinnert sich an seine Gemälde von Monet. Derlei Beispiele gibt es en masse.

Die Frankfurter Allgemeine Zeitung berichtet ebenfalls in ihrer Online-Ausgabe von dem Vorhaben der Bonitätsprüfer [2]. Sie empfiehlt, dass man darauf achten sollte, keine negativen Einträge zu haben. Sie berichtet ferner darüber, dass die Schufa über die Hintertür an Adressen und Adressänderungen von Benutzern kommen könnte.

Angeblich handelt es sich um ein Forschungsprojekt. Aber Entschuldigung, Benutzer von sozialen Netzwerken sind ganz sicher keine Versuchskaninchen. Es hat fast den Anschein, als ob die Schufa herumspionieren möchte. Mir stellt sich da die spannende Frage: Wer gibt der Schufa das Recht dazu?

Scheinbar niemand. Denn wie das ZDF berichtet, sind Datenschützer und Politiker in heller Aufregung ob des Vorhabens der Schufa. Verbraucherschutzministerin Ilse Aigner kritisiert das Vorhaben massiv und fordert, dass die Schufa kein Big Brother werden solle. Auch Bundesjustizministerin Leutheusser-Schnarrenberger, die Piratin der FDP, ist empört darüber. Sie meinte, dass es nicht hinnehmbar sei, Daten aus sozialen Netzwerken zur Beurteilung der Kreditwürdigkeit heranzuziehen.

Mal davon abgesehen, dass es wahrscheinlich rechtlich sehr umstritten sein dürfte, was die Schufa da treiben will; Wie sieht es überhaupt mit dem Hasso Platner Institut aus? Man könnte jetzt ganz einfach hingehen und sagen: Der SAP-Mitgründer will ein Konkurrenzprodukt zu SAP auf Herz und Nieren testen. Deshalb könnte er sich auf dieses Vorhaben eingelassen haben. Natürlich ist das Unsinn, aber was wäre, wenn da wirklich etwas in die Richtung wäre?

Ich bin gespannt, wie die politischen Reaktionen weitergehen. Ich kann mir vorstellen, dass von politischer Seite der Schufa auf die Finger gehauen wird. Und das wäre doch gut, oder?

Informationsquellen:

  1. ZDF heute.de – Schufa will Facebook-Daten anzapfen
  2. FAZ – Prüfung der Kreditwürdigkeit – Schufa will Facebook-Profile auswerten
  3. Wikipedia – Schufa

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